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Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Dabei fühlte er, dass sein ganzer Rücken nass war. Als er zurückfiel, spürte er außerdem, dass das Blut, in dem er lag, bereits kalt war. Das war gut, denn es hieß, dass er eine ganze Weile ohnmächtig gewesen sein musste. Und nun konnte es eigentlich nicht mehr lange dauern.
    Wo John blieb? Er musste John etwas Wichtiges mitteilen, keine Beobachtung, sondern eine Schlussfolgerung, die er aus seiner Verletzung gezogen hatte und die den Investigator beeindrucken würde. John musste das unbedingt wissen!
    Van Helmont versuchte, ganz flach durch die Nase zu atmen, um die Schmerzen zu verringern und zu verhindern, dass mehr Blut als nötig in die Luftröhre geriet. Er wusste, dass es das Ende sein würde, wenn er hustete, denn dann würde er überhaupt keine Luft mehr bekommen und ersticken. Er hatte Erfahrung mit Lungenschüssen.
    Saubere Arbeit, dachte er und lenkte sich durch eine medizinische Selbstdiagnose ab. Das Messer musste etwas zu weit links neben der Wirbelsäule sehr tief eingedrungen sein, irgendwo zwischen der vierten und fünften Rippe. Der Stoß hatte also seinem Herzen gegolten, aber er hatte sich wahrscheinlich im letzten Moment ein wenig gedreht. Dennoch ein durchaus gelungener Mord, soweit er das beurteilen konnte. Der Mann war kein Anfänger.
    Bei Operationen war es ja nicht gar so schwierig, derart tief in den Brustkorb einzudringen, weil man natürlich die Rippen sah und die Patienten gemeinhin stillhielten. Aber so durch die Kleidung, rein nach Augenmaß und in beiderseitiger Bewegung, Chapeau!
    Wieder schüttelte ihn eine seltsame Heiterkeit, und er fühlte, wie das Blut kitzelnd in seine Bronchien stieg. Mit unsäglicher Anstrengung unterdrückte er den Hustenreflex und konzentrierte sich ganz darauf, so flach wie möglich zu atmen. Jetzt konnte der verdammte Yankee allmählich auftauchen! Er hörte Stimmen auf der Treppe.
     
    Als Gowers zurückkam, um die letzte Fuhre abzuliefern, die Kiste mit Van Helmonts Büchern, fand er das Hotel in heller Aufregung und den Arzt in seinem Blut – immer noch so liegend, wie er gefallen war, aber auch noch immer am Leben.
    »Er will nicht, dass man ihn bewegt«, sagte ein völlig aufgelöster Hoteldiener. »Wir haben es schon versucht, aber er wehrt sich.«
    Gowers kniete neben dem nur noch schwach atmenden Mann nieder, nahm seine Hand und bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Doc, ich bin’s. Wollen Sie so liegen bleiben?«
    Van Helmont schlug die immer noch wasserhell leuchtenden Augen auf und nickte leicht.
    »Wer war es, Doc?« Gowers war sich der Dummheit seiner Frage bewusst, aber ihm fiel einfach nichts anderes ein. Der Sterbende verzog den Mund zu einem Grinsen, und auch Gowers lächelte.
    »Schon gut, das wollten Sie auch gerade fragen!« Dann beugte er sich zu Van Helmonts Kopf hinunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Der Arzt hob verwundert die Augenbrauen und nickte dann wieder. Unter qualvoller Anstrengung winkte er den Investigator noch einmal zu sich hinunter. Gowers hielt sein Ohr dicht an den Mund des Sterbenden und hörte deutlich die Worte: »Inder. Achtung. Linkshänder!« Dann schüttelte ein entsetzlicher Hustenkrampf den Körper des Arztes, er klammerte sich an Gowers’ Schulter und erstickte binnen einer Minute an seinem Blut.
    »Ich werde ihn töten, Doc«, flüsterte Gowers so leise, dass niemand es hören konnte. »Ich werde beide töten.«

113.
    Bedlam war eines der fünf königlichen Hospitäler, die es in London gab, und das letzte, das er aufsuchte, denn Bedlam war eigentlich kein Kranken-, sondern ein Irrenhaus. Heinrich VIII. hatte 1547 das Ordenshospital St. Mary of Bethlehem in eine Heimstätte für verwirrte Personen umgewandelt. Mehrfach erweitert und vor allem im 18. Jahrhundert ein beliebtes Ziel für Wochenendausflüge der besseren Gesellschaft – die für die exorbitante Summe von einem Shilling natürlich auch die Irren besichtigen konnte –, war es 1815 von Shoreditch nach Southwark an der Lambeth Road umgesiedelt worden, wo nun bis zu zweihundert Geisteskranke jährlich
Aufnahme, wenn auch nicht unbedingt Hilfe fanden. Im Gegenteil war die Behandlung der Patienten von Bedlam immer wieder Gegenstand parlamentarischer Kontrollkommissionen, besonders seitdem auch die kriminellen Verrückten dort eingeliefert wurden.
    Ben, der an diesem Tag schon im Chelsea , Christ’s , St. Bartholomew’s und St. Thomas’s Hospital gewesen war, kam erst am späten Abend nach Lambeth herunter und schlief, erschöpft

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