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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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hinunter, leises Flüstern war zu hören. Der Cellerar wandte sich an Irmi. »Brauchen Sie mich noch? Ich hätte einige dringliche Termine.« Er lächelte spöttisch. »Und ich verlasse auch nicht die Republik.«
    »Schön!« Irmi kam sich augenblicklich wieder wie ein kleines Licht vor.
    Irmi und Kathi verließen den Verwaltungsgang in die andere Richtung und kamen an der Treppe heraus, die wieder ins Erdgeschoss führte. Langsam stiegen sie hinunter und traten schweigend hinaus in den Innenhof, an dem die gewaltige Basilika lag.
    Irmi atmete tief durch. »Der aggressive Ton war nicht nötig«, sagte sie und bemühte sich ihrerseits um Neutralität.
    Kathi sah sie wütend an. »Der hat das gebraucht.«
    »Nein, das ist kein Mensch, der Druck nachgibt. Da hilft nur Schlagfertigkeit, da stechen nur exzellente Argumente.«
    »Ach komm, bloß weil du ein paar Sprüchlein auswendig gelernt hast. Meinst du, das hat den beeindruckt? Die Mutter Teresa von der Kripo.« Kathi brach ab, es schien selbst ihr klar geworden zu sein, dass sie zu weit gegangen war.
    Irmi hätte vieles erwidern können, erwidern müssen, aber das waren genau die Momente, in denen sie ratlos war – und sprachlos. Eine Gesprächspause entstand.
    Es war kalt auf dem Hof. In dem Moment kamen zwei Burschen auf sie zu, die Irmi auf etwa fünfzehn schätzte.
    »Entschuldigung, Sie sind doch von der Polizei, oder?«, hob der eine an.
    »Ja, wieso?«
    »Stimmt es, dass Herr Buchwieser tot ist? Ist er wirklich tot?« Der Junge zitterte ein wenig, seine Stimme war kurz vor dem Kippen.
    Irmi betrachtete ihn genau. Er schien total von der Rolle zu sein. »Du hast ihn sehr gemocht?« Vielleicht hätte sie den Jungen siezen müssen, fiel ihr dann ein.
    Er nickte. »Alle mochten ihn, ich meine die Schüler. Er war einfach ein toller Lehrer.«
    Der andere Junge nickte dazu und flüsterte: »Ist er wirklich tot?«
    »Ja«, sagte Irmi. »Ja, das stimmt leider.«
    Die Jungs tauschten einen kurzen Blick. »Wir sollen jetzt gleich in die Aula kommen. Da werden die uns das sagen, oder?«
    »Das nehme ich an«, sagte Irmi. »Wie heißt ihr denn?«
    »Lutz. Lutz Rasthofer. Ich bin im Internat«, sagte der Wortführer, und der andere fiel ein: »Robin Senftle. Ich auch.«
    »Die sagen, er sei ermordet worden, erschossen oder so.« Lutz’ Augen waren weit aufgerissen.
    Irmi überlegte kurz. Sie war sich sicher, dass die Schüler gleich informiert würden. »Ja, es tut mir leid. Näheres möchte ich in einer laufenden Ermittlung nicht sagen. In welchen Fächern hattet ihr den Herrn Buchwieser denn?«
    »Griechisch, Sport und Bio«, hauchte Robin.
    Lutz’ Augen standen voller Tränen. Dann brach es aus ihm heraus: »Wir waren doch auch die Umwelt-AG.«
    Dieses »wir«! Es brach Irmi fast das Herz. In diesem Wort lag diese unermessliche Verzweiflung und die jähe Erkenntnis, dass der Mann für immer und ewig verloren war. Die Jungs hatten ihren Halt eingebüßt, ihr Vorbild.
    »Lutz, es tut mir so leid. Was hat diese AG denn gemacht? Wart ihr das mit den Wasserproben?«
    Nun huschte ein Lächeln über seine Lippen. Er wischte ein paar Tränen ab. »Ja, und das gab richtig Wirbel. Haben Sie davon gehört?« In der Frage lag Erwartung.
    »Ja, und in der Zeitung davon gelesen. Ich kann mir vorstellen, dass nicht alle begeistert waren, oder?«
    »Nein, aber das war es ja eben. Herr Buchwieser…« Lutz schluckte. »…hat immer gesagt, dass die Wahrheit meist unbequem ist.«
    »Wie waren denn die Reaktionen auf die Zeitungsartikel?«
    »Die meisten fanden es gut«, meinte Lutz. »Also, ich meine… nicht bloß Schüler, sondern auch weltliche Lehrer und Patres. Und viele Eltern.« Sein Gesicht verdüsterte sich. »Außer meinem Vater.«
    »Wie das?«
    »Er ist hier aufgetaucht und hat ziemlich rumgetobt, dass Herr Buchwieser uns aufhetzen würde und so. Er wollte mich sogar von der Schule nehmen.«
    »Hat er aber nicht?«, fragte Kathi, die sich beruhigt zu haben schien.
    »Nein, Herr Buchwieser hat mit ihm geredet, sogar der Abt. Da hat er dann nachgegeben«, erzählte Lutz.
    Sie schwiegen eine Weile, dann fragte Irmi: »Du bist gerne hier, oder?«
    »Natürlich, es ist eine tolle Schule. Hier sind meine Freunde.« Er sah Robin an, der wieder nur nickte. »Die meisten Lehrer sind cool, ich find’s auch nicht schlimm, dass wir samstags Unterricht haben.«
    Irmi hatte auch samstags Unterricht gehabt. In einer Zeit, in der die Menschen noch nicht so wahnhaft auf das Wochenende hin

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