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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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gelebt hatten, war Samstag ein Tag wie jeder andere gewesen. In der Landwirtschaft war es sowieso egal, welcher Wochentag gerade war. Die Natur regierte die Arbeitszeiten.
    »Also konnten sie deinen Vater überzeugen?«, fragte Irmi.
    »Ja, obwohl der ein sturer Knochen ist. Und dann war es ja auch schon das zweite Mal…«
    »Wieso das zweite Mal?«, unterbrach ihn Irmi. »Warst du beim Plakatsäulenstürzen auch dabei?«
    »Nein, ich hab ja keinen Bulldog. Es ging um die Kröten«, sagte Lutz.
    Irmi sah ihn leicht konsterniert an. Der Junge machte einen sehr netten Eindruck, aber was er jetzt erzählte, klang doch etwas wirr. »Die Kröten? Meinst du Geld?«
    Er musste lachen. »Nein, echte Kröten. Wir Schüler hatten eine Krötenpetition unterzeichnet. Das hat meinem Vater damals auch nicht gefallen.«
    Irmi sah Kathi an, die unmerklich mit den Schultern zuckte.
    »Kannst du mir das bitte so erklären, dass auch wir das verstehen können?«
    Lutz verzog den Mund. »Wissen Sie, das Ganze war eine echte Sauerei. Und das Drama wiederholt sich jedes Jahr. In der Nähe ist nämlich ein Tümpel. Und alljährlich zur Krötenwanderung im Frühjahr watscheln die los. Ihr Weg führt durch das Hotel oben, die Treppe runter und durch die Kellertür wieder raus. Anfangs hat der Hotelbesitzer, der alte Rieger, die Kröten zurückgetragen in den Weiher. Wir haben versucht, ihm klarzumachen, dass das gar nichts bringt, dass sie weiter ihrem Instinkt folgen werden. Eines Tages haben wir ihn erwischt, wie er die Tiere vor der Kellertür einfach zusammengekehrt und entsorgt hat. Herr Buchwieser hat es im Guten versucht, aber dieser Rieger ist ein Depp. Letztes Jahr hat Herr Buchwieser dann Naturschützer mobilisiert, und das Hotel war eine Woche quasi belagert. Dieses Jahr hat er es durchgesetzt, dass es zwei Wochen geschlossen bleibt, um den Kröten ihre Wanderung zu ermöglichen.«
    Kathi sah den Jungen an. »Du meinst, der Rieger muss sein Hotel schließen, weil da Kröten durchhopsen?«
    »Ja, aber das wäre alles nicht passiert, wenn der alte Rieger die Jahre vorher mehr Einsicht gezeigt hätte«, meinte Lutz.
    »Wie hat Ernst Buchwieser das denn geschafft?«, fragte Kathi.
    »Keine Ahnung, aber der alte Rieger hat eine Anordnung vom Gemeinderat erhalten, das Hotel zu schließen und den Kröten freien Abzug zu gewähren.« Lutz kicherte. »Wie im Cowboyfilm. Freies Geleit für freie Kröten.«
    Ernst Buchwieser schien sein Leben wirklich ein bisschen als Cowboy- und Indianerfilm missverstanden zu haben. Natürlich war er selbst stets auf der Seite der Guten. Umgeben von seinen treuen Gefährten. Ein klein wenig verstand Irmi Lutz’ Vater schon. Buchwieser hatte etwas von einem Guru gehabt, seine AG etwas Sektenhaftes.
    In diesem Moment kam der Schulleiter über den Platz geeilt. »Das geht aber nicht, dass Sie unerlaubt und ohne Einwilligung Schüler befragen!«
    Lutz trat einen Schritt vor. »Entschuldigung, Pater, aber ich habe die beiden Damen angesprochen.«
    Irmi war platt. Das war mutig. Der schmale Lutz hatte Courage. Buchwieser wäre sicher stolz auf ihn gewesen. Sie wandte sich an den Pater. »Das stimmt. Wir haben auch in keiner Weise dem vorgegriffen, was Sie gleich in der Aula verkünden werden.«
    Sie wandte sich an Lutz und Robin. »Auf Wiedersehen, ihr beiden. Ach, Lutz, wo kommst du eigentlich her?«
    »Aus Mering bei Augsburg. Warum?«
    »Nur so, ich wollte deinen Dialekt einordnen. Danke für deine Hilfe. Ich wünsch euch viel Kraft für die nächste Zeit«, sagte Irmi und legte Pathos in ihre Stimme.
    Der Schulleiter beäugte sie skeptisch. Dann ging er mit den Jungen auf die Schule zu. Die beiden Frauen folgten langsam und sahen dem Dreiergespann nach.
    »Warum hast du ihn gefragt, wo er herkommt?«, fragte Kathi.
    »Nur so ein Gefühl. Ich würde gerne mal wissen, wer sein streitbarer Vater ist. Der Herr Rasthofer aus Mering.«
    »Soll der etwa den Buchwieser ermordet haben?« Kathi sah sie zweifelnd an.
    »Momentan ist jeder Verdächtige so gut wie der andere. Der Heilige Geist war es nämlich nicht.«
    Wieder entstand eine Gesprächspause, eine ziemlich lange sogar. Kathi hätte sich entschuldigen müssen, aber das tat sie nicht und würde es auch nie tun.
    »Was ist das eigentlich?«, fragte sie stattdessen und wies auf einen Kasten am Eingang zur Schule.
    Irmi zuckte mit den Schultern. In diesem Moment trat der junge Pater von vorhin zu ihnen. »Das ist ein Defibrillator«, erklärte er schlicht und

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