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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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freundlich.
    »Das dürfte sich herumgesprochen haben«, erwiderte Kathi.
    Der Cellerar warf ihr einen Blick zu. Und in diesem Moment war Irmi sich sicher, dass dieser Mann auch ein Mann der Frauen war.
    »Ich möchte mich nicht mit langen Vorreden aufhalten. Sie hatten Probleme mit Buchwieser, hört man«, sagte Irmi.
    »Er war ein Heißsporn!«
    »Was ist so heißblütig daran, den Zustand der Sportanlagen zu bemängeln?«
    Er runzelte ganz leicht die Stirn. Irmi war klar, dass er sie nicht ganz ernst nahm. Umso wichtiger war es, weiterhin auf der Hut zu sein.
    »Ernst Buchwieser schoss über das Ziel hinaus. Es kamen Beschwerden darüber, dass die I-Halle zu kalt sei, dass die G-Halle verwahrlose, dass der Boden der Außenanlagen renoviert gehöre. Ich hätte mich seiner Anliegen jederzeit angenommen, aber er hat zur Durchsetzung seiner Ziele stets die Schüler instrumentalisiert. Er hat Schüler bei der Zeitung anrufen lassen, unter dem Deckmantel, das sei Persönlichkeitsschulung. Das stand ihm nicht zu. Er hat Altgriechisch, Sport und Biologie unterrichtet. Nicht Deutsch mit dem Thema: Wie verfasse ich einen Leserbrief?«
    »Und wenn die Schüler das Ganze auf Griechisch geschrieben hätten?« Kathi sah ihn herausfordernd an.
    »Hätte das beim Garmischer Tagblatt keiner verstanden.« Der Cellerar ließ sich nicht provozieren.
    Irmi, die sich am Abend zuvor noch durch die ganzen Zeitungsartikel zum Thema Buchwieser gearbeitet hatte, entgegnete: »Aber den Putzmittelskandal hat das Tagblatt verstanden.«
    »Ach herrje! Was heißt da Skandal! Da hat Buchwieser die Schüler Wasserproben im Schwimmbad nehmen lassen, sie haben Putzmittel analysiert und wollen herausgefunden haben, dass wir zu starke Chemikalien benutzen.«
    »Was immerhin der Zeitung einen Bericht wert war und einige Leserbriefe von Eltern provoziert hat, die die Allergien ihrer Kinder darauf zurückgeführt haben«, sagte Irmi ganz ruhig.
    »Wenn ein Jugendlicher einen Pickel kriegt, muss das nicht gleich eine allergische Reaktion sein.« Er blieb gelassen, fast gelangweilt.
    »Das heißt, Sie haben nie einen der von Buchwieser angeführten Missstände behoben?«, fragte Irmi.
    »Das alles war unangemessen!«
    »Und haben Sie ihm die unangemessene Bitte vernünftig und mit Demut abgeschlagen?«
    Er lachte leise auf. »Ich sehe, Sie haben sich der Lectio unserer Regeln hingegeben. Um Ihre Frage zu beantworten: Ich folge stets der Vernunft.«
    Das wagte Irmi zu bezweifeln: »Sie hatten doch gravierende Probleme mit Buchwieser. An der WM, die er torpedierte, hatten Sie ja wohl ein vitales Interesse, oder? In solchen Fällen hilft Ihnen die Demut nicht weiter.«
    Allmählich schien der Cellerar nun doch Interesse an dem Gespräch zu gewinnen. Er sah Irmi genau an. Sie fror unter seinem Blick.
    »Aber die Vernunft hilft. Diese Form der Publicity schätzen wir nicht.«
    »Es ging nicht nur um negative Publicity. Soweit ich weiß, hat das WM-Komitee damit gedroht, Ettaler Produkte nicht zuzulassen. Dadurch wäre Ihnen schwerer wirtschaftlicher Schaden entstanden, oder?« Irmi machte eine kurze Pause und zitierte aus dem Büchlein: »Alle Geräte und den ganzen Besitz des Klosters betrachte er als heiliges Altargerät. Er vergeude nicht das Vermögen des Klosters.«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis. Natürlich wollten wir das verhindern. Es standen Gespräche mit dem Hochwürdigen Herrn Abt und mir an, selbstredend ging Ernst Buchwieser da zu weit. Es bestand Gesprächsbedarf.«
    »Aber zu diesen Gesprächen kam es nicht mehr, oder. Weil Sie ihn vorher aus dem Weg geräumt haben?« Kathi lächelte süffisant.
    »Junge Frau, ich räume niemanden aus dem Weg.«
    »Wo waren Sie denn gestern am späten Vormittag?«, fragte Kathi.
    »In Oberammergau.«
    »In Oberammergau? Geht es etwas genauer?«, hakte sie nach.
    »Ich war mit dem Sohn einer Bekannten im Paradiso, einen großen Eisbecher essen.«
    »Und da hat Sie natürlich jemand gesehen?« Kathis Ton war aggressiv.
    Irmi gefiel die patzige Art ihrer Kollegin nicht. Zudem die Frage dumm war. Ein Pater sonntags mit einem Kind beim Eisessen. Nein, das war eben nicht »Der Name der Rose«, das war die Moderne. Mit solchen Aktionen mochte der Cellerar provozieren. Er war Buchwieser im Prinzip gar nicht so unähnlich. Sie hatten beide provoziert. Sie waren beide blitzgescheit. Oder besser: Buchwieser war blitzgescheit gewesen.
    »Sicherlich«, sagte der Cellerar. Ein Mönch trat ein, beugte sich zu ihm

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