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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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verschwand durch die Tür.
    »Na, das ist doch beruhigend, wenn hier ein Tourist berauscht von der überbordenden Macht des Barocks einfach kollabiert!«, sagte Irmi und verzog das Gesicht.
    »Oder ein Schüler angesichts dieses Bildnisses von Benedikt. Puh!«, meinte Kathi.
    Sie schauten sich zusammen den Kasten an. »Alles das ist schon starker Tobak«, sagte Irmi nach einer Weile und ließ offen, was genau sie damit meinte.
    Kathi schüttelte den Kopf und lachte plötzlich. »Das ist doch der ideale Filmstoff für Bully Herbig, oder. Die Rückkehr der Killerkröten. Lass uns mal den Rieger besuchen.«

6
    Kathi und Irmi stiegen hinauf zu dem Hotel, das ziemlich vereinsamt wirkte. Sie gingen über eine Terrasse und durch eine Tür, die unverschlossen war. Ein paarmal riefen sie: »Hallo, hallo, ist da wer?« Weil niemand reagierte, traten sie in eine Stube zur Linken und sahen sich um.
    Nach einer halben Ewigkeit klappte irgendwo im Hinteren des Hauses eine Tür, und ein Mann stiefelte heran. Er trug Lederhosen, Bergschuhe, ein kariertes Hemd mit Stehkragen und dazu einen Strickjanker.
    »Was mechts ihr?« Seine Stimme war laut und unangenehm.
    Irmi stellte sich und Kathi vor, zeigte ihren Dienstausweis und wartete. Nichts passierte. Da der Mann ihnen weder einen Sitzplatz anbot noch sonst irgendwelche Reaktionen zeigte, fragte Irmi in scharfem Ton: »Herr Rieger, wie stand es denn mit Ihrem Verhältnis zu Ernst Buchwieser?«
    »Zu wem?«
    »Zu Ernst Buchwieser!«
    »Ja, der Vollgasdepp. Den kenn i. Na, wer frogt?«
    »Ich frage. Ich habe mich Ihnen gerade schon vorgestellt. Und die Kollegin auch.«
    »Und i soll zwei Weiberleit Antwort gebn?«
    »Ja, das sollten Sie. Sie können aber auch gerne mit auf die Inspektion kommen. In der U-Haft finden wir bestimmt lauter freundliche Herren für Sie. Garantiert frauenfrei!« Kathi klang nun wieder bissig wie ein Kampfhund.
    »A Weib! So jung und so gschnappig. Schreib du doch liaber deine Strofzettel.«
    »Ich wüsste nicht, dass ich Ihnen das Du angeboten hätte. So einem Grattler wie Ihnen würde ich das auch nie anbieten!«, rief Kathi.
    Rieger starrte die beiden Frauen an. Es pochte an seiner Schläfe.
    Plötzlich trat Irmi einen gewaltigen Schritt auf Rieger zu. »Ernst Buchwieser, den mochten Sie nicht. Er war in Ihren Augen ein Vollgasdepp. Wenn Sie jetzt nicht gleich Ihr Maul aufmachen, sind Sie der Vollgasdepp.«
    Rieger wich nicht etwa zur Seite, sondern blieb stehen und glotzte Irmi weiter an. Sie spürte den Geruch nach nasser Wolljacke, versagendem Deo, Rauch und Alkohol.
    »Weiber!«, stieß er aus. »Über den Buchwieser woits wos wissn? Der mecht mer ’s Hotel zusperrn!«
    »Ja, wegen der Krötenwanderung.«
    »A so a Schmarrn, Krötenwanderung! Die Kröten wollten Selbstmord machen, zwecks dem laffen s’ über d’ Stroß zu mir nauf. I hob sie sogar zrucktroagn.«
    »Ja, und die Tierschützer haben Ihnen klargemacht, dass das nichts nutzt, weil die Tiere immer wieder loslaufen. Die steuert nämlich ihr Instinkt.«
    »Bledsinn, die wollten sich umbringen«, maulte Rieger.
    »Ach so, und deshalb haben Sie die Viecher später dann zusammengekehrt?«, rief Irmi.
    »Ja, weil sie eh Selbstmord machen wollten. Do hob i eana gholfn.«
    Irmi atmete tief durch. »Aber Sie haben sich damit keinen Gefallen getan, wenn das Hotel dafür zwei Wochen gesperrt ist!«
    »Am Freitag is des Trachtlertreffen und am Sonntag a große Hochzeit. Wer zahlt mir den Ausfall? Sie? Der Buchwieser, des Oarschloch, des?«
    »Das hätten Sie sich vorher überlegen müssen. Es geht doch nichts über eine gute Nachbarschaft.« Kathi sah ihn in provozierender Weise an.
    »Pass amoi auf, du Großgfotzede! Wenn’s sei muaß, schiaß i die alle übern Haufen!«
    »Ach.« Kathi runzelte spöttisch die Stirn. »Uns auch?«
    Irmi warf Kathi einen warnenden Blick zu, doch die war viel zu sehr in Rage geraten, um das überhaupt zu merken. »Ja, was nun, Herr Rieger!«, rief sie. »Schießen Sie alle über den Haufen, die Ihre Kreise stören? So wie Sie den Buchwieser von der Piste geschossen haben?«
    Riegers Gesichtsfarbe hatte nun ein bläulich unterlegtes Dunkelrot erreicht, das Pochen an seiner Schläfe sah aus, als ob die feine Membran, die diesen Vulkan noch bedeckte, jeden Moment reißen würde. Auf einmal sprang der schwere Mann in bemerkenswerter Behändigkeit zur Seite und riss einen Bauernschrank auf. Plötzlich hatte er ein Gewehr in der Hand, und bevor Irmi und Kathi reagieren

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