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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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die wir verbraucht haben, sind natürlich sofort wieder drauf.« Er hatte ein sympathisches Lachen und eine angenehme Telefonstimme.
    »Na ja, besser als nix tun«, sagte Irmi.
    »Genau! Ach, Frau Mangold, wir kennen uns übrigens. Unser Büro hat für Sie und Ihren Bruder in einer Bausache mal einen Plan gezeichnet.«
    Klar, deshalb war ihr der Name so bekannt vorgekommen. Deubel Hubert, ein netter Typ war das gewesen und ein geschickter dazu. Er hatte nämlich durch einige kosmetische Maßnahmen am Plan eine Genehmigung erwirkt, die die Denkmalschutzbehörde zuerst abgelehnt hatte.
    »Stimmt, so klein ist die Welt.« Irmi legte eine kurze Pause ein, aber als von seiner Seite nichts kam, sagte sie: »Ja, das war’s dann auch schon wieder. Schönen Tag noch.«

8
    Irmi setzte sich ins Auto und ließ das Gehörte auf sich wirken. Grasegger hatte seine Hausaufgaben gemacht, den konnte man wahrscheinlich nachts wecken, und er würde sofort Marketingparolen für Garmisch von sich geben.
    Langsam fuhr sie die Hauptstraße entlang und wurde sich bewusst, dass sie noch nie in ihrem Leben in einem Subway gewesen war. Wann war sie überhaupt das letzte Mal aus gewesen? Richtig, vor ein paar Wochen, in Igls, mit ihm .
    Sie seufzte und bog zum Klinikum ab, das von der Ferne eher wie eine Fabrik aussah. Es stemmte sich gegen die Felsen, war wie immer eine Baustelle, und es gab keine Parkplätze. Irmi lehnte den Aufenthalt in Krankenhäusern prinzipiell ab, sie hatte eine Rossnatur und war eigentlich nie krank. Außer mal einer Erkältung, die sie mit Holundertee und Salbeilikör zu bekämpfen wusste, beides Rezepte ihrer Mutter. Ihr Bruder hatte in solchen Fällen immer gleich einen Gehirntumor oder mindestens Lungenkrebs. Männer litten eben anders.
    Irmi verabscheute Kranksein, es machte schwach, und das lag ihr nicht. Zum letzten Mal war sie wegen ihres Blinddarms im Krankenhaus gewesen, da war sie keine zwanzig gewesen. Damals waren Krankenhäuser noch Krankenhäuser gewesen, heute hießen sie Klinikum oder gleich Clinic, sie gehörten irgendwelchen GmbHs, waren hoch verschuldet und personell unterbesetzt.
    Die Dame an der Pforte war eher noch vom alten Schlag, von Clinic-Charmeoffensive keine Spur. Als Irmi nach Sepp Ostler fragte, maulte diese: »Ich weiß aber nicht, ob der Herr Doktor Joseph Ostler Zeit hat.«
    »Sagen Sie mir einfach, wo ich seine Abteilung finde, ginge das?«
    Sie beschrieb mit widerwilliger Stimme den Weg. Irmi schüttelte unmerklich den Kopf. Nachdem sie sich mehrfach verfranst hatte, weil dieses Klinikum einem Irrgarten glich, gelangte sie schließlich in die Orthopädie. Im Sekretariat saß wieder eine Frau mit diesem Wer-stört?-Gesichtsausdruck. Irmi zeigte ihren Dienstausweis vor und plusterte sich ein bisschen auf, woraufhin die Dame gleich kleinlauter wurde und Dr. Ostler anpiepste.
    Der kam nach wenigen Minuten, ein Mann von der Marke Sunnyboy, attraktiv, schlank, graue Schläfen, viele kleine Fältchen. Er sah aus wie die Idealbesetzung für eine Ärzteserie: Dr. Ostler – der Arzt, dem die Hüften vertrauen.
    Er führte Irmi in sein Büro, ließ in keiner Weise durchblicken, dass er keine Zeit habe, nein, er sah sie freundlich an, mit einem professionellen Na-wo-drückt-der-Schuh?-Blick.
    »Herr Dr. Ostler, haben Sie heute schon mit Quirin Grasegger oder Hubert Deubel telefoniert?«
    »Ja, der gute Quirin hat mich vorgewarnt, dass Sie kommen. Er hat Sie mir als Höllenzerberus beschrieben, eine Beschreibung, die der Realität überhaupt nicht entspricht.« Er schenkte Irmi ein entwaffnendes Lachen.
    Irmi lächelte zurück. »Danke für die Blumen. Dann kann ich mir jede Vorrede sparen, oder? Sie wissen vom Tod des Ernst Buchwieser, und Sie waren am Sonntag mit Ihren Freunden beim Laufen.«
    »Ja, und das Leben ohne Ernst wird ärmer sein.« Er sagte das ruhig, ohne Pathos, ein wenig nachdenklich.
    »Wie war denn Ihr Verhältnis zu Buchwieser, oder anders gefragt: Wer waren Sie denn in der Riege der Fünf Freunde? Ich hatte jetzt schon das Vergnügen mit Maria, dem Gruppenmaskottchen, und Quirin, dem ewigen Zweiten mit Führungsanspruch.«
    »Sehr gut getroffen, Frau Mangold. Respekt, besser kann man das nicht charakterisieren. Tja, wer war ich?« Er wippte mit seinem Stuhl zurück, dachte eine Weile nach, lächelte, mehr zu sich selbst als zu Irmi. »Mir war die Clique am unwichtigsten von allen. Ich hatte auch noch andere Freunde, ich bin Motocross und Speedway gefahren und war damit

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