Tod auf der Piste
gleich gar nicht funktioniert hatten. Am 19. März 1905 veranstaltete er den ersten Torlauf der Skigeschichte am Muckenkogel beim österreichischen Lilienfeld: 24 Teilnehmer, Zdarsky gewann das Rennen. Und diesen mussten die Werdenfelser importieren, er durfte sogar Gebirgstruppen im Skilauf für den Ersten Weltkrieg ausbilden. Außerdem ist er der Erfinder des Biwaksacks. An die deutschen Winterkampfspiele – man lasse sich auch diesen Namen auf der Zunge zergehen – erinnert sich heute keiner mehr, an 1936 hingegen schon. Olympische Winterspiele mit Christl Cranz und Franz Pfnür.
Einblendung Foto von Cranz und Pfnür
Text: Es kam der Krieg, es kam lange nichts, oder erinnert sich heute noch jemand an die Biathlon-Weltmeisterschaften 1966? Nein, denn Nachhaltigkeit zu erzeugen war dem Werdenfelser noch nie gegeben.
Einblendung altes Material zur Ski-WM 1978, »die Helden«
Ton: We are the champions
Text: 1978 gingen die Skiweltmeisterschaften erstmals wieder an Deutschland. Man hatte sich zum Affen gemacht, man hatte um die Vergabe gerungen. Es mag die Penetranz gewesen sein, die am Ende überzeugte. Leider bekam Garmisch-Partenkirchen den Zuschlag. Zwei Silberne für Irene Epple und Pamela Behr, eine Goldene fürs Marile und zwei Silberne bei den Herren für Sepp Ferstl in der Kombi und für Michael Veith in der Abfahrt – das war doch was.
Kamerafahrt auf den Start der Kandahar
Text: Offiziell war von herrlichen Spielen die Rede, keiner sprach von der Sabotage an Kurt Buchwieser. Weil seine Stöcke manipuliert waren und gleich nach dem Start abrissen, verlor er die Chance auf einen der Medaillenplätze.
Kamera auf Ernst, im Outfit von 1978
Text: Ich klage an: Die Karriere meines Bruders wurde sabotiert. Ich klage an: Mein Bruder wurde in den Tod getrieben.
Ernst fährt, Kamera folgt ihm. Ernst schwingt ab.
Text: Interessant ist, dass bereits im wenig später erschienenen WM-Bildband kritische Töne zu hören waren: »Fabrikanten und Wirtschaftsmanager fochten sehr vordergründig um Werbung, Aufträge, Marktanteile. Im Weltmeisterschaftsort bot sich eine Riesenshow der Wintersportindustrie dar, eine etwas aus den Fugen geratene Sportartikelmesse. Abseits der Wettkampfstätten drohten Athleten zu Komparsen zu werden.« Die Zeit des Selbstbetrugs geht weiter.
Kamera auf das Grab von Kurt Buchwieser
Text: Wie gut Garmisch zu wirtschaften weiß, beweist die neue Schanze.
Einblendung Tagblatt-Artikel mit geplanten Kosten von 9 Millionen im Gegensatz zu den realen Kosten von 18 Millionen
Text: Eine Krisensitzung jagt die nächste im Gemeinderat. Wer, bitte, glaubt nach der Schanzenpleite, dass der Haushalt 2011 noch eingehalten werden kann? Ein Banker steht an der Spitze des Wirtschaftsausschusses, und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Banken weltweit kollabieren. Gute Wahl, Garmisch!
Ton: Applaus, Soap-Opera-Gelächter
Kamera auf die neue Schanze
Text: Es wäre besser gewesen, die Idee von Garmisch-Partenkirchen 2011 rechtzeitig zu Grabe zu tragen. Bevor sie weitere Menschenleben kostet und massive Eingriffe in die Natur für den sinnlosen Ausbau der Strecken zur Folge hat. Wintersport hat keine Zukunft.
Einblendung schmelzende Gletscher, drastische Bilder über deren Rückgang, Einblendung Abdeckung Zugspitzgletscher
Text: Aber hier glaubt man ja noch, dass es genügt, einen Putzlumpen über den Gletscher zu breiten.
Ganz unten auf der letzten Seite war handschriftlich verzeichnet: Die Jungs sollen Musik auswählen, Drehtage: Sonntag, Mittwoch nachmittags.
Irmi lehnte sich zurück. Vorhin noch hatte sie zu Kathi gesagt, ihr fehle ein Motiv. Wie schnell das Blatt sich wenden konnte! Wenn Quirin Grasegger davon gewusst hätte, dann wäre er Amok gelaufen. Buchwieser hatte ihn in diesem Skript massiv angegriffen, zwar nicht namentlich, aber jeder würde wissen, wer gemeint war. Laut Buchwiesers Notizzettel hatte es bereits Termine beim BR gegeben. Blieb die Frage: Wer waren die Jungs? Seine alten Kumpels?
Irmi griff zum Telefon und rief einen Kollegen in München an, von dem sie wusste, dass er gute Kontakte zum BR hatte. Der versprach ihr, wegen Buchwiesers Filmprojekt nachzufragen. Dann erkundigte er sich: »Ist bei euch da unten echt mal was passiert, außer dass ein Bauernschädel dem anderen einen Maßkrug um die Ohren gehauen hat?«
»Sieht ganz so aus«, hatte Irmi gesagt.
Es wäre schön, wenn das Leben auf dem Land so einfach wäre, wie die Städter es sich vorstellten.
9
Irmi kam
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