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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Visitenkarte. 2018 ist der berühmte nächste Schritt. Schließlich will man die WM-Strecken auch so konzipieren, dass sie 2018 noch Weltniveau haben, und nicht jetzt schon auf der letzten Rille agieren. Wir haben bei den Vorgängermodellen sehr genau hingesehen. Åre war intim und typisch skandinavisch. Da kann man sich die Herzlichkeit abschauen. St. Anton hatte viel Partyflair, am Ende vielleicht zu viel, es ging mehr um die Fressstandl und das Sponsorenzelt als um den Sport. Da kann man sich etwas von der Partylaune abschauen. St. Moritz war sportlich, die Wege zwischen Wettkampfstätte und Ort waren aber zu weit. Von St. Moritz können wir uns die Sportbegeisterung abschauen. Wenn wir dann noch das spezielle Flair von Garmisch daruntermischen, sind wir einzigartig.«
    Er holte tief Atem. Irmi hatte den Eindruck, als würde er sich richtig in Rage reden. Ganz offenbar war das ein Thema, das ihm ganz besonders am Herzen lag.
    »Wir wollen der Welt ein Paradies zeigen«, fuhr er fort. »Garmisch liegt auf siebenhundertsechzig Meter, und von hier aus geht es bis auf zweitausendneunhundert Meter hinauf. Eine gewaltige alpine Szenerie, die man so nicht mehr oft findet. Wir haben diese Ressourcen, wir bewahren, was gewachsen ist, und müssen nur bei der Gastronomie und den Hotels etwas nachrüsten. Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass zwischen den Wettkämpfen und den Partys abends etwas geboten ist, was die Leute im Ort hält. Und die geografische Lücke zwischen Wettkampfstätten und Ort muss eben mehr bieten als Bierinseln und Würstlbuden. Wenn das alles gelingt, kann Garmisch-Partenkirchen 2011 vielleicht an den Charme der legendären Sympathiespiele in Lillehammer anknüpfen. Wir wollen einfach perfekt sein.«
    Irmi war fast versucht zu applaudieren. Energie und Euphorie zu verströmen, das hatte er drauf. »Und Ihr Weg in die Perfektion wird leichter sein ohne die Attacken eines Ernst Buchwieser.«
    »Frau Mangold, auch wenn Sie mir das nicht glauben wollen: Ich bin betroffen, ich bin traurig, ein langjähriger Freund und Weggefährte ist von uns gegangen. Mit fünfzig plus weiß man Jugendfreunde zu schätzen, wir haben uns vierzig Jahre gekannt!«
    »Aber irgendjemand hat ihn ermordet. Wer waren denn seine Feinde, außer Ihnen?«
    »Frau Mangold«, er drohte ihr scherzhaft mit dem Finger. »Solche Form der Gewalt ist mir unvorstellbar. Ich weiß es einfach nicht.«
    »Was Sie aber wissen könnten, wenn Sie ihn so lange gekannt haben: Warum trug er dieses altmodische Outfit und warum die Startnummer seines Bruders?«
    »Das wird wieder irgend so eine Idee von Ernst gewesen sein. Ernsts Hirnwindungen verliefen anders als bei uns Normalsterblichen.« Er überlegte kurz. »In dem Fall werden wir das aber nicht mehr erfahren.«
    »Wie praktisch!«, sagte Irmi.
    Dann verabschiedete sie sich und stapfte aus der Bank.
    Draußen griff sie zum Handy und ließ sich bei der Auskunft die Nummer von Hubert Deubel geben. Wenig später hatte sie ihn persönlich am Apparat.
    »Ingenieurbüro Deubel, es spricht Hubert Deubel.«
    »Herr Deubel, grüß Gott. Mein Name ist Irmgard Mangold von der Kripo. Sie wissen sicher schon, dass Ihr alter Freund Ernst Buchwieser tot ist?«
    »Ja, ich bin erschüttert. Wie gibt es denn so was? Er wurde wirklich auf der Skipiste erschossen?«
    Schon beachtlich, wie betroffen und erschüttert, ergriffen und gebeutelt die vier verbliebenen ehemaligen Fünf Freunde waren. Dieser Deubel hatte ein Ingenieurbüro, er war Architekt. Sein Kumpel war der Kopf des Organisationskomitees. Da gab es doch sicher auch Bauaufträge zuhauf, lukrative Geschäfte, die man unter Spezln vergab.
    Ohne dass sie es hätte beweisen können, war sich Irmi ziemlich sicher, dass auch Hubert Deubel über das Ableben von Buchwieser nicht traurig war. Etwas weniger Sand im Getriebe! Sie würde Deubel ohnehin noch befragen müssen, aber für den Moment wollte sie vor allem Grasegger zuvorkommen.
    »Ja, das wurde er. Herr Deubel, ich müsste in den nächsten Tagen in jedem Fall mit Ihnen sprechen, wir wollen uns ein Bild vom Umfeld des Toten machen.«
    »Ja, sicher. Wenn ich Ihnen helfen kann, gerne.«
    »Momentan hätte ich nur eine klitzekleine Frage: Sie waren am Sonntag joggen?«
    »Ja.«
    »Mit Quirin Grasegger?«
    »Ja, und Sepp Ostler.«
    »Wo denn?«
    »Ach, unsere Hausstrecke…«
    »Die an Ihrem Haus beginnt und endet?«, unterbrach ihn Irmi.
    »Ja, genau. Wir nehmen da immer einen Frühschoppen, die Kalorien,

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