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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Schon damals waren die Leute total gegen die WM. Das war ziemlich cool. Die hatten recht.«
    Irmi enthielt sich jeder Bewertung. »Und wer waren die Kameraleute?«
    »Robin und ich. Robin will mal auf die Filmhochschule oder Mediendesign studieren. Er dreht dauernd Kurzfilme. Er ist echt gut.«
    »Das heißt, ihr wart auf der Kandahar?«
    »Ja, wir wollten erst am Berg drehen und mittwochs dann im Ort und so. Am Sonntag haben wir ein paar Einstellungen mehrmals gedreht und dann…« Er brach ab.
    »Lutz, bitte!«
    »Dann kam so eine Kamerafahrt. Also der Robin wollte mit der Kamera hinter Herrn Buchwieser herfahren, so wie der Wasmeier das im Fernsehen macht.« Wieder kam seine Rede ins Stocken. Wieder liefen ein paar Tränen über seine Wangen. Irmi wartete.
    »Dann knallte es. Herr Buchwieser stürzte. Es ging alles so schnell.« In seiner Stimme lag eine so unendliche Verzweiflung. Solch eine Ungläubigkeit.
    »Wie weit wart ihr weg?«
    »Robin fuhr in einem gewissen Abstand hinter Herrn Buchwieser her. Keine Ahnung, vielleicht fünfzig Meter. Ich war ein Stück hinter Robin, ich hatte ja den großen Rucksack mit unserem ganzen Zeug drin.«
    »Herr Buchwieser stürzte. Was habt ihr dann gemacht?«, fragte Irmi.
    »Wir sind zu ihm hin. Er blutete aus dem Kopf. Er war tot.« Lutz weinte leise und sah Irmi dann hilfesuchend an. »Er war doch tot?«
    Obwohl Irmi das nicht mit hundertprozentiger Sicherheit wusste, sagte sie: »Er war tot, ihr hättet ihm nicht mehr helfen können. Und dann?«
    »Wir sind weg, einfach weg. Es war so furchtbar.« Nun weinte er hemmungslos.
    Irmi reichte ihm ein Tempo. »Und dann habt ihr deinen Vater getroffen?«
    »Ja, er kam die Piste hoch. Er war stocksauer. Er hat uns angebrüllt. Dann hat er gemerkt, dass etwas nicht stimmte.«
    »Ihr habt erzählt, was passiert ist?«
    »Ja, und mein Vater hat gesagt, dass wir alle mal ganz schnell verschwinden werden.«
    »Im Tal stand der Pater und hat gewartet, oder?«, fragte Irmi.
    »Ja, er hat meinen Vater zur Seite genommen und auf ihn eingeredet. Er war, glaub ich, ziemlich wütend. Dann hat er ein paarmal telefoniert. Er kam dann zu uns rüber, er war eigentlich sehr nett zu uns und hat gesagt, dass mein Vater uns zurückbringen würde und dass wir Stillschweigen bewahren sollten.«
    Der Cellerar war sich mit Sicherheit bewusst gewesen, dass Rasthofer Ernst Buchwieser einfach hatte liegen lassen. Sie hätte ihn gern noch mal gesprochen, aber auch er befand sich ja mittlerweile in Wechselburg. Immerhin hatte der Pater etwas unternommen.
    Irmi ließ erneut etwas Zeit verstreichen. Dann meinte sie: »Lutz, da war der Film. Du sagst, ihr hättet Sequenzen gedreht. Auf der Kassette, die dein Vater an sich genommen hat, war aber nichts drauf. Wie kann das sein?«
    »An sich genommen ist gut. Er hat sie richtig rausgerissen!«
    »Warum war nichts drauf?«
    Von Lutz kam ein leises Lächeln. »Während mein Vater mit dem Pater diskutierte, hat Robin den Film ausgetauscht. Er hat stattdessen eine leere Kassette eingelegt, den richtigen Film hatte er in der Skihose.«
    Irmi war versucht, Lutz zu gratulieren. Und sie war irgendwie froh. Lutz würde diesen Vater überleben. Ob er im Umgang mit ihm das Richtige lernte, war fraglich. Er lernte zu lügen, zu taktieren, er lernte tarnen und täuschen. Im späteren Leben würde er das brauchen können, aber Irmi hätte ihm gewünscht, ein bisschen länger Kind in einem himmelblauen Kinderzimmer sein zu dürfen. Aber dafür war es für Lutz schon lange zu spät.
    »Das heißt, Robin hat den Film? Ich muss ihn unbedingt sehen!«
    Lutz’ Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Der Film ist doch weg!«
    »Wie weg?«
    »Robin hatte seine Filmsachen im Schrank. Als wir beim Abendessen waren, hat jemand den Schrank durchwühlt und alle Filme mitgenommen. Robin hat die meisten Sachen auf dem Laptop, den Film mit Buchwieser hatte er aber noch nicht überspielt… Ach, Scheiße!«
    Das wurde ja immer komplizierter. Irmi überlegte. »Lutz, das ist jetzt wirklich wichtig: Habt ihr den Film angesehen? Habt ihr irgendwas darauf gesehen, was mit dem Mord zu tun haben könnte?«
    »Das haben wir uns doch auch gefragt.« Lutz sah Irmi völlig verzweifelt an. »Es waren natürlich ein paar Skifahrer drauf, und Robin meinte, dass der Mörder irgendwo im Wald gestanden sein muss. Er meinte, dass man da was rausvergrößern könnte. So wie die Polizeilabors das machen. Aber dann war der Film weg!«
    »Ihr habt also

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