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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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ihr stand Rieger mit einem fiesen Grinsen. Irmi war mit einem Sprung bei den beiden. Kathi war leichenblass, sie war außerstande zu reden.
    »Rieger, was haben Sie getan?«
    »Nix, wollt bloß Grüß Gott sagen zur Frau Kollegin.« Er stank nach Alkohol. Und bevor Irmi noch was erwidern konnte, war er zwischen den Japanern verschwunden.
    Irmi reichte Kathi den Arm und führte sie vorsichtig bis zur Treppe, die zur Basilika hinaufführte. »Setz dich.«
    Kathi sank auf die Stufen. Irmi setzte sich daneben, der Stein war eiskalt. Es schneite noch immer leicht, aber das war jetzt auch egal.
    »Was ist passiert?«
    Kathi sah zu Boden. »Er hat mir irgendwas an den Kopfgehalten und Peng gesagt. Seine Stimme, das Gefühl, der Geruch, ich, ich…« Sie begann zu weinen.
    Irmi ließ sie gewähren. Dann sagte sie mit fester Stimme: »Kathi, ich würde dich sehr darum bitten, die Psychologin aufzusuchen. Ich muss dich momentan freistellen, so kannst du nicht arbeiten.«
    Kathi nickte unter Tränen.
    »Ich fahr dich nach Garmisch, und dann schaust du, dass du schleunigst nach Hause kommst. Mach dir ein ruhiges Wochenende. Ich erwarte von dir, dass du spätestens Montag einen Termin ausgemacht hast. Sonst müsste ich…« Irmi brach ab. Sie müsste die Vorgesetzten informieren. Kathi war völlig durch den Wind. Man konnte Todesangst nicht verdrängen, Irmi wusste das am besten.
    Schweigend fuhren sie nach Garmisch.

14
    Als Kathi schließlich weg war, sank Irmi auf ihren Bürostuhl. In ihrem Kopf liefen die Gedanken Amok. Sie musste etwas tun, irgendwas. Sie musste Bewegung in diesen Fall bringen. Fast so, als sei sie auf der Flucht, stürzte sie in ihr Auto und fuhr nach Eschenlohe. Es war halb vier, als sie bei Jochums läutete.
    »Herr Jochum, wo ist Ihre Frau?«
    »Beim Walken.«
    »Wo?«
    »Normalerweise zwischen Eschenlohe und Oberau. Sie geht die Strecke einmal hin und wieder retour. Warum? Was wollen Sie von ihr?«
    Irmi pokerte hoch, aber ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie recht hatte. »Sie haben mir das unwesentliche Detail verschwiegen, dass Ihre Frau ein Verhältnis mit Ernst Buchwieser hatte. Das stimmt doch, oder?«
    Jochum starrte sie an.
    »Stimmt es?«, wiederholte Irmi.
    Er konnte nur nicken.
    Irmi atmete tief durch. »Herr Jochum, darüber unterhalten wir zwei uns noch mal, aber nicht jetzt sofort.«
    Sie ließ ihn stehen, startete ihr Auto und fuhr bis ans Ende der Raustraße.
    Wie oft war sie den Weg von Eschenlohe nach Oberau gelaufen? Immer wieder hatten die Feriengäste gesagt: Euch kennen wir nur aus den Staumeldungen – Oberau, Eschenlohe und die B2. Und jedes Mal hatte Irmi mit ihnen einen kleinen Dorfrundgang gemacht und war dann nach Oberau hinübermarschiert. Es gab erst mal ein Bier in der Post, wo die Großmama von Ludwig Thoma herstammte. Und natürlich erzählte sie Anekdoten zu den schönen alten Bauernhäusern. Das Haus an der Hauptstraße 7 zum Beispiel war die Heimat des Pfarrers Joseph Alois Daisenberger, der hier am 30. Mai 1799 als Bauernsohn geboren wurde. Immerhin war er ein entscheidender Mitgestalter der Oberammergauer Passionsspiele und wurde in Ludwig Thomas »Erinnerungen« verewigt.
    Die Gäste waren sehr beeindruckt, erst recht, wenn sie sie anschließend zum »Loisachblick über Sieben Bänke« führte. Und jedes Mal, wenn der Blick weit über das Loisachtal schweifte, gelobte sie, weniger zu arbeiten und sich zumindest einen Tag in der Woche freizunehmen – von den Verbrechen und vom Hof. Auch mal privat zu wandern, nicht bloß mit Feriengästen. Allerdings bisher vergeblich, und zwar die letzten fünfzehn Jahre…
    Mit ihm war sie hier spaziert, durchs Katzental und nach Höllenstein, und er hatte sicher hundert Bilder gemacht von diesem Ensemble von Höfen und weitere hundert von der St.-Nikolaus-Kapelle, die Abt Ottmar von Ettal 1628 auf den aussichtsreichen Hügel gebaut hatte. Er hatte einen Reiseführer dabeigehabt und ihr vorgelesen, dass die Erbauer der Kapelle den zerfallenen Turm einer Burg der Eschenloher Grafen genutzt hatten. »Spurlos ging die Burg verschwunden, Kein Gemäuer weit und breit, Nichts, was weiter könnt’ bekunden Alter Ritter Herrlichkeit.« So stand es im Reiseführer, der aus dem altehrwürdigen Oberbayerischen Wanderbuch von Wolfgang Zimmermann zitierte. Er hatte sie genötigt, vor der Kapelle zu posieren, ihr versichert, sie habe keine Falten, und wenn, dann höchstens ein paar dekorative Lachfalten.
    Sie hatten die Arme ausgebreitet und

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