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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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doch keine Spedition. Rasthofer Import-Export. Sie reden gerade von Ihrem Sohn, der zutiefst verstört war!« Irmi war nahe dran, diesen Rasthofer zu schütteln, bis er eine menschliche Reaktion zeigte.
    »Die Buben sind alt genug, Verantwortung für ihr Tun zu tragen. Da braucht es keinen Emotionskram. Das haben die sich selbst eingebrockt«, sagte Rasthofer.
    Kathi warf Irmi einen kurzen Blick zu. Selbst die war für den Moment sprachlos. Irmi versuchte möglichst neutral zu klingen. »Herr Rasthofer, der Grund der Skiabfahrt von Ernst Buchwieser war ein Film, den Ihr Sohn und Robin Senftle gedreht haben. Davon hatten Sie ja offenbar Kenntnis. Woher?«
    »Der Pater wusste das von Herrn Grasegger, dessen Tochter mit Lutz befreundet ist. Wir haben Kontakt zueinander aufgenommen. Herr Grasegger war ebenfalls entsetzt.«
    Quirin Grasegger, der Banker mit der Lokalpolitikerattitüde, ja, der war vor allem entsetzt, dass schon wieder Schatten auf seine geliebte WM fallen würde – und auf ihn selbst!
    Irmi atmete tief durch. »Und wo ist der Film, den die Jungs gedreht haben? Sie haben den doch sicher ansehen wollen, Herr Rasthofer.«
    »Durch den Unfall kam es zu keinem Film, die Buben wollten gerade anfangen zu drehen, als der Schuss fiel. Sie sind dann geflüchtet, das habe ich Ihnen bereits geschildert«, erklärte Rasthofer.
    »Wissen Sie das sicher?«
    »Ich habe die Kassette aus der Kamera des kleinen Senftle genommen, es war nichts drauf.« Rasthofer klang jetzt fast gelangweilt und so, als strapaziere jemand seine kostbare Zeit im Übermaß.
    In Irmis Kopf wirbelten die Gedanken umher. Eine leere Kassette? Die Jungs hatten doch sicher vorher schon etwas aufgenommen, die Kassette konnte nicht leer sein. »Herr Rasthofer, ich würde jetzt gerne mit Lutz reden. Ich werde ihn hereinbitten.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
    Kathi war zur Tür gegangen und rief Lutz, der draußen an der Kellerwand lehnte. Der Junge schlurfte herein. Er würde genau so groß werden wie sein Vater, auch so schlaksig. Er hatte ebenfalls blaue Augen, aber seine erinnerten an weiche karibische Meereswogen und stammten nicht aus dem ewigen Eis wie die seines Vaters.
    »Lutz, wo ist der Film?«, fragte Irmi ohne Vorrede.
    »Welcher Film?«
    »Jetzt red! Den ich euch abgenommen habe, natürlich.« Die Stahlaugen schossen Eispfeile, Lutz zuckte regelrecht zusammen.
    »Herr Rasthofer, ich rede mit Lutz. Sie halten sich da raus. Ansonsten verlassen Sie umgehend den Raum!«
    »Den verlass ich gerne freiwillig. Ich kann diese Satansbrut nicht mehr sehen. Sie haben mein Einverständnis. Vielleicht erzählt er der Staatsmacht ja eher etwas als seinem Vater.« Er rauschte hinaus, gefolgt von Kathi, die ihn am Ärmel packte und ihm zurief: »Wir beide machen gleich mal ein Protokoll.«
    Die Tür klappte. Es war totenstill. Satansbrut, das Wort füllte den Raum. Irmi hätte Lutz am liebsten in den Am genommen. Sie war nicht die Staatsmacht. Sie war ein Mensch und im Gegensatz zu Vater Rasthofer ein fühlender Mensch. Sie ließ Lutz Zeit. Nach einer Weile sah er auf.
    »Lutz, ich weiß von einigen Seiten, dass ihr einen Film drehen wolltet. Ich habe das Drehbuch gelesen. Was war der Grund? Was wollte Ernst Buchwieser mit dem Film anfangen? Es geht hier nach wie vor um Mord. Du hast Ernst Buchwieser sehr gemocht, vielleicht kannst du ihm damit helfen.«
    Lutz wischte sich ein paar Tränen ab. »Scheiße, mein Alter bringt mich immer wieder zum Heulen.«
    »Das ist keine Schande. Indianer kennen sehr wohl den Schmerz. Und sie entschuldigen sich sogar bei den Tieren, bevor sie sie jagen. Sie entschuldigen sich dafür, dass es nötig wird, Beute zu machen.« Irmi hatte keine Ahnung, warum ihr das gerade jetzt einfiel.
    Lutz sah sie interessiert an. »Echt?«
    »Ja, echt. Ich finde, das ist eine schöne Geste, sie hat mit Ehrerbietung zu tun und mit einer gesunden Einstellung zur Natur. Bei den Indianern gab es keine reine Trophäenjägerei. Jagd hat da ihre Berechtigung, wo das Tier komplett verwertet wird.«
    Lutz nickte. Es verging wieder eine Weile.
    »Der Film?«, begann Irmi erneut.
    »Herr Buchwieser wollte einen Anti-WM-Film drehen. Er hatte sich die Originalskisachen seines Bruders besorgt und wollte darin die Kandahar runterfahren. Dabei hatte er ein paar Stopps eingeplant, an denen er Texte sprechen wollte, das haben Sie ja schon im Drehbuch gelesen. Er hatte auch alte Fotos und Super-Acht-Filme von 1978.

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