Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Venus

Tod auf der Venus

Titel: Tod auf der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
Vom Netzwerk:
Gesprächspartner Commander Duncan ist. Sehr ordentlich. Jemand da unten hat sich ein bißchen was gedacht. Sogar im Kodebuch haben sie's stehen.« Seine Stimme verriet einigen Respekt.
    »Und wie weit geht das nach oben?« fragte Quincy grinsend.
    Chet überflog ein paar Seiten des Kodebuches. »Tut mir leid, Kameraden, da ist als höchster Rang der eines Captains verzeichnet.«
    »Ah, jammerschade.« Quincy schüttelte in gespielter Mißbilligung den Kopf.
    »Und was hätte die Behörde getan, wenn die Russen einen General geschickt hätten?«
    »Einen General schicken die Russen nicht auf eine Jagd nach wilden Gänsen.« Carter mußte unbedingt seinem Pessimismus Ausdruck geben. »Die sind viel zu klug dazu. Und wenn, dann würden wir zu hören bekommen: ›Chet Duncan, Sie sind jetzt zeitweise der Direktor der ganzen federköpfigen Raumagentur.‹ Trotzdem herzliche Glückwünsche, Commander. Ich denke, das bedeutet Extrazulage für die ganze Zeit. Aber vergiß nicht, du mußt zurückkommen, um das Geld scheffeln zu können.« Er stand auf. »Ah, höchste Zeit für ein Schlummerchen«, sagte er und machte sich auf zur Schlafkoje.
     
    Mariner N-1 pflügte sich Woche für Woche durch den Raum zum Rendezvous mit dem Nachbarplaneten. Eigentlich hatte die Kapsel, besser gesagt: das Raumschiff, ziemlich groß ausgesehen. Je weiter es jedoch in die Leere des tiefen Raums vordrang, desto kleiner erschien es. Die mittleren Wochen verliefen ziemlich ereignislos. Die Bodenkontrolle war nun so weit weg, daß sie fast unwirklich erschien, aber sie empfing automatisch alle Informationen und quälte die Astronauten nicht mit Sprechfunk. Das Raumschiff selbst benahm sich ganz ausgezeichnet. Viel weniger ging schief, als es in einem Durchschnittshaus auf der Erde in der gleichen Zeit zu erwarten gewesen wäre. Keine Sicherungen brannten durch, keine Temperaturschwankungen traten auf. Nicht einmal eines der kleinen Signallämpchen kündigte den Dienst auf.
    Sie hatten nicht viel zu tun, und weil sie daran kaum etwas zu ändern vermochten, taten sie das einzig Vernünftige – sie akzeptierten das faule Leben und schlugen die Zeit mit Gymnastik, Spielen und Tonbändern tot. Die einzige Abwechslung in der Langeweile dieser Wochen war Lieutenant-Colonel Yarmonkine, der meistens zweimal wöchentlich anrief. Ihm lag offensichtlich sehr daran, die Verbindung zu ihnen nicht zu verlieren. Vielleicht fühlten auch er und seine Männer die Einsamkeit dieser langen, schweigenden Reise.
    Jedenfalls hatte es ja auch keinen Sinn, so zu tun, als gebe es keinen Mariner. Inzwischen summte die ganze Erde wie ein aufgeregter Bienenschwarm von der Geschichte über das Weltraumrennen. Nachrichten darüber wurden nur sehr spärlich und ziemlich zögernd herausgegeben, aber die Welt wußte, was auf dem Spiel stand.
    Es hatte also keinen Sinn, etwas abzuleugnen, und daher beantworteten die Astronauten jeden Anruf des Russen. Er war immer ein bißchen barsch, ein wenig hochmütig und behauptete immer, vor dem Mariner zu liegen. Sehr eindrucksvoll war es nicht, denn er fragte immer wieder nach der Position des Mariner. Chet neckte ihn ständig.
    »Wissen Sie, Colonel«, erklärte er ihm einmal nach einer Frage wegen der Position. »Das wissen wir selbst nicht, weil unsere sämtlichen Instrumente ausgefallen sind. Ich mache Ihnen daher einen Vorschlag. Sie geben uns Ihre Position und sagen uns, wie weit wir hinter Ihnen liegen, dann können wir wenigstens unseren Raumort wieder berechnen. Und wenn wir ihn ausgerechnet haben, kriegen Sie ihn von uns, ja?«
    Meistens brach der Russe nach solchen Antworten die Verbindung abrupt ab, rief aber ein paar Tage später wieder an. Das ging wochenlang so weiter, und dann wurde dem Kosmonauten klar, daß er keinerlei Informationen hatte herausholen können, nicht einmal Rang und Namen dessen, mit dem er sprach.
    »Leff-tenant-collo-nell Yarmonkine hier«, begann er einmal. »Ich möchte gerne Ihren Namen und Rang erfahren.«
    »Wollen Sie uns zu Kriegsgefangenen machen?« fragte Chet in gespielter Ängstlichkeit. »Dann haben Sie nach der Genfer Konvention auch Anspruch auf unsere Erkennungsnummern. Aber, Colonel, ich glaube nicht, daß Ihre zwanzig Mann, die Sie bei sich haben, genügen, um uns gefangenzunehmen.« Chet hatte absichtlich die angegebene Zahl verdoppelt, um den Russen wissen zu lassen, daß er dessen Bluff nicht ernst nehme.
    »Is doch nur Chöflichkeit, Kamerad«, antwortete der Russe. »Name und Rang

Weitere Kostenlose Bücher