Tod auf der Venus
spannte seine Muskeln an und stemmte sich mit übermenschlicher Kraft gegen die wütende Natur des fremden Planeten, um eine gewisse Stabilisierung zu erreichen, aber es schien aussichtslos zu sein. Zudem waren sie im dicken Nebel blind. Oben und unten, Süd, Nord, Ost und West konnten nur mit den Instrumenten festgestellt werden. Sie mußten auf das reagieren, was sie anzeigten. Sie konnten nichts anderes tun, als sich weiterhin zu bemühen und auch die winzigste Gelegenheit zu benutzen, um die Kontrolle über das Fahrzeug zurückzugewinnen.
Tanzend und schwankend wie ein betrunkener Ballon fielen sie schließlich durch die gelb-rosa Wolken und erreichten eine Art staubiger Klarheit. Etwa tausend Fuß unter ihnen sahen sie die braune mit Felsen durchsetzte Oberfläche des Planeten Venus. Chet fand, daß es eine große Hilfe war, endlich wieder einen Horizont zu sehen, wenn auch ihr Abstieg viel zu schnell vor sich ging. Der Sturm fauchte aus allen Richtungen gleichzeitig. Er zündete zwei weitere Bremsraketen, um den Fall abzustoppen und ein notdürftiges Gleichgewicht herzustellen.
Das machte er bemerkenswert gut, wenn er auch seine ganze Kraft dazu einsetzen mußte. Das letzte Stück schien allerdings ein Vakuum zu sein, das dem Sog eines Wirbelwindes folgte. Das Fahrzeug sauste nach unten, prallte mit unheimlicher Geschwindigkeit auf und sprang ein paarmal wie ein Gummiball, bis es schließlich mit einem letzten flachen Hüpfer zum Stehen kam. Es zitterte noch lange unter der Wucht des Aufpralls und der wütenden Winde.
Erschöpft sank Chet in sich zusammen und holte keuchend Atem. Die Schwerkraft zerrte an seinen Schultern. Sie war nicht nur physikalische Kraft, sondern Schmerz. Aber allmählich fing er sich wieder. »Glückliche Landung«, keuchte er seinen Kameraden zu.
»Gut gemacht, Skipper! Mensch, war das eine Landung!« schrie Quincy.
»Wirklich großartig, Skip«, sagte Carter. »Wir haben es geschafft. Smitty, dein Name steht im guten alten Rekordbuch. Und jetzt sieht es ganz so aus, als könnten wir wieder zurückkehren. Wir haben unsere Aufgabe erfüllt.«
»Was meinst du damit, Carter?« fragte Chet, der sich von der ungeheuren Anstrengung erst allmählich erholen mußte.
»Schau doch hinaus!«
Draußen wirbelte der Sturm die dicken Wolken durcheinander; Sand, Steine und selbst kleine Felsstücke wurden vom Hurrikan hochgewirbelt und wie Schrot in jede nur denkbare Richtung geschleudert. Das Landefahrzeug schwankte im Sturm wie eine Dachantenne. Aber Chets Aufmerksamkeit war auf das Thermometer gerichtet. Die Temperatur draußen betrug gegen zweihundertsechzig Grad Celsius! Die beiden Hilfsthermometer zeigten genauso an.
»Siehst du, was ich meine?« fragte Carter.
»Worüber redest du überhaupt?« fragte Quincy, und seine Stimme nahm eine hysterische Note an. »Dafür haben wir doch unsere Spezial-Klimaanzüge. Sie sind doch gekühlt. Wir stehen nicht im Rekordbuch, solange wir nicht den Fuß auf die Planetenoberfläche gesetzt haben. Besser ist, wir gehen sofort hinaus und fangen zu arbeiten an.«
»Wie lange, glaubst du, kannst du es da draußen aushalten, Quincy?« wandte Carter leise ein.
»Wen kümmert das schon?« knurrte Quincy. »Wir sind Astronauten und haben einen Job zu tun. Und wir tun ihn auch dann, wenn er uns umbringt. Stimmt doch, Skipper?«
Chet schüttelte langsam den Kopf.
»Ich fürchte, die Sache liegt ein wenig anders«, antwortete er. »Wir kamen, um zu erforschen, wie es hier aussieht. Nun, das haben wir ja 'rausgekriegt. Es ist so verdammt heiß, wie unsere Wissenschaftler sagen. Die Russen haben geblufft, und wir haben sie dabei erwischt. Ich weiß nicht, wie lange dieses Vehikel unter diesen Bedingungen intakt bleibt. Wir werden mit den Außengreifern Proben einsammeln und in verschiedenen Höhen die Atmosphärenflaschen füllen. Ich meine, der Start müßte leichter sein als die Landung. Schließlich brauchen wir da keinen Aufprall zu fürchten. Ja, so ist es. Ich glaube, wir haben getan, was wir tun sollten.«
Die geologischen Sammler wurden ausgefahren und die Atmosphärensammler mit dem sonaren Höhenmesser gekoppelt, um die Venusatmosphäre aus genau angegebenen Höhen zu sammeln. Natürlich müßten sie mit Handsteuerung starten, aber damit hatte man ja sowieso gerechnet, und sie waren auch darauf vorbereitet. Die schwierigste Phase war das Abheben selbst, und sie mußten ihre ganze Energie einsetzen, um über die dicke Wolkendecke zu gelangen. Waren
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