Tod auf der Venus
Drei. Und das sind wir alle.«
Carter war sich darüber klar, daß Quincys Ausbruch seinen Plan zunichte gemacht hatte, und deshalb versuchte er zu retten, was zu retten war. »Mir ist das absolut recht, Skipper. Ich hoffe, du hältst das nicht für richtig, was Smith sagte. Ich dachte ja nur, du könntest meine Idee mal überlegen, den Flugplan überspielen ...«
»Ich überlege gar nichts«, unterbrach ihn Chet energisch. »Ich weiß nur, was der Flugplan vorschreibt. Und ich weiß, daß wir damit einig gingen. Und ich weiß, daß wir alle drei landen werden.«
»Ist mir recht«, erklärte Carter.
»Großartig!« rief Quincy.
Trotz des Überganges von der Langeweile zur geschäftigen Erregung des letzten Tages und des Mangels an Schlaf waren sie in bester Verfassung und ihrer Aufgabe völlig gewachsen. Sie hatten ihre letzte Runde gut geschlafen, und als der Countdown für den Orbit begann, saßen sie wach, entspannt und ganz Aufmerksamkeit auf ihren Plätzen. Die Raketen röhrten und bremsten das Tempo ab, und dann waren sie auch schon ohne jede Schwierigkeit in der Kreisbahn.
Sie sahen einander an und lachten breit. Jetzt hatten sie den gefährlichsten Abschnitt ihrer Mission vor sich. Fünfundzwanzig Millionen Meilen hatten sie zurückgelegt, und es war eine Genugtuung, alle Systeme tadellos funktionieren zu sehen. Sie vergaßen also die Gefahren und faßten neues Vertrauen zu ihrer Ausrüstung und zu den Wissenschaftlern, die diese Mission vorbereitet hatten.
»Na schön, dann gehen wir's an«, sagte Chet.
Jeder Mann hatte eine Checkliste vor sich, und sie nahmen nun einen Punkt nach dem anderen vor. Sie legten Schalter um, öffneten und schlossen Ventile, legten ihre Raumanzüge und Helme an, schnallten sich die Traglasten auf den Rücken und schlossen sich an deren Lebenserhaltungssystem an und schalteten schließlich die Stromzufuhr der Hauptkabine ab.
Die Sonnenzellen und Instrumente blieben aktiv. Am wichtigsten war der Radiotransmitter, der nun eingeschaltet wurde. Das Landefahrzeug blieb über diesen Zweiwegesender mit der Bodenstation auf der Erde in Verbindung, denn das tragbare Radio, das sie mitnahmen, war sehr viel schwächer.
Nun war alles fertig. Sie folgten Chet durch den Tunnel in die offene Luke des Landefahrzeugs.
Es war herrlich, wie jeder genau seinen Platz kannte und jeden Handgriff vollendet beherrschte. Der Computer des Landefahrzeugs wurde nachgeprüft und mit dem der Kommandokapsel verglichen. Sie waren voll synchron. Der automatische Abwurfmechanismus war so eingestellt, daß sie auf der südlichen Hemisphäre abgesetzt wurden. Schließlich wurde der Schalter für den Mechanismus umgelegt, und der Countdown begann. Der Computer zählte die letzten Sekunden ab.
Dann hatten sie sich vom Mutterfahrzeug gelöst. Es ging sehr glatt, und in einer langgezogenen Spirale glitten sie nach unten. Chet war an den Kontrollen und fügte seine Bewegungen vollkommen in die der automatischen Maschinerie ein. In einer Höhe von fünfzigtausend Fuß über der Planetenoberfläche ging die automatische in Handsteuerung über. Immer näher kamen sie der dichten Wolkendecke. Nebelfetzen zogen an ihren Fenstern vorbei, und dann waren sie blind, weil dicker, weißer Nebel sie völlig einhüllte. Dann wurde das Weiß schmutzig; sie fielen durch eine dicke braune Wolkenschicht, die aussah wie komprimierter Smog über Los Angeles, wenn er am schlimmsten war. Und da wurden sie zum erstenmal vom Wind eingefangen.
Mit Wind hatten sie selbstverständlich gerechnet, und Chet hatte Instrumente zur Hand, die jeden plötzlichen Seitendruck, egal aus welcher Richtung, auffangen und parieren konnten. Aber der Wind kam nicht von der Seite, sondern blies von unten herauf ihnen entgegen. Auch einen senkrecht heraufblasenden Wind hätten sie mit ihren nach unten gerichteten Rückstoßraketen ausgleichen können, aber er kam in einer leichten Schräge von unten aus allen Richtungen gleichzeitig und schüttelte das kleine Landefahrzeug ordentlich durch.
Dagegen waren sie wehrlos. Der Sturm packte sie und schleuderte sie seitlich nach oben. Chet zündete kurz eine Rakete an der Backbordseite und hoffte, so das Fahrzeug im Gleichgewicht halten zu können. Nur nicht auf den Kopf gestellt werden! Das wäre fatal. Landung und Start mußten genau im rechten Winkel zur Oberfläche erfolgen. In jeder anderen Position wäre das Landefahrzeug ungefähr ebenso hilflos wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte.
Chet
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