Tod auf der Venus
erfrischter weitergehen zu können.
Mit jeder Bewegung ihres Spezialanzugs verbrauchten sie etwas von der kostbaren Energie ihres Packs. Diese Energie würde zehn Tage reichen, wenn sie auf ebenem Boden dahinmarschieren könnten. Aber jede Anstrengung kostete zusätzliche Energie. Und dazu trug jeder von ihnen außer der Ausrüstung noch etwa siebzig Pfund an Gewicht. Die winzigen Motoren mußten mithelfen, dieses Gewicht zu bewegen, doch das kostete Strom. Nun mußte aber der Astronaut zusammen mit diesem Gewicht über Felsen klettern und durch enge Tunnels kriechen, so daß der Stromvorrat beträchtlich zusammenschmolz.
Obwohl die Anzüge von den kleinen Motoren unterstützt wurden, kostete jede Bewegung dem Mann in diesem Anzug ungeheure Mühe. Sie waren müde, und ihre Muskeln schmerzten. Das ständige angestrengte Atmen beanspruchte auch die Luftaufbereitungsgeräte sehr stark, so daß ihre Atemluft immer abgestandener wurde. Sie mußten gelegentlich Sauerstoff zuführen, um die Mischung atembar zu machen, so daß auch dieser Vorrat schneller abnahm als sie geglaubt hatten.
Einerseits hatten sie mit übermenschlichen Anstrengungen fertig zu werden, und andererseits mußten sie sich mit zwei Mahlzeiten täglich begnügen. Das machte sich sehr bald in einer immer schlimmer werdenden bleiernen Müdigkeit bemerkbar.
Chet hielt ein scharfes Auge auf die zusammenschmelzenden Vorräte. Er konnte aber nichts anderes tun, als seine Kameraden immer wieder zu ermutigen; er mußte sie antreiben, wenn sie ruhen wollten, und sie mahnen, ihre Vorräte zu sparen, wenn sie gerne gegessen hätten. Er wußte aber auch, daß Carter nahe daran war, den Kampf aufzugeben; deshalb durfte er nicht auf die ständig geringer werdenden Vorräte hinweisen. Parret war in so düsterer Stimmung, daß er wie ein Roboter dahinmarschierte. Chet hätte es nicht übers Herz gebracht, ihn auch noch zu entmutigen.
Am fünften Tag bemerkte Chet, als sie ihre Mittagsrast einlegten, daß sie nur noch für zwei Tage Strom hatten. Das sagte er aber nicht, sondern er bat sie, die Wolken zu beobachten. Der Weg, den sie zurückgelegt hatten, verschwand im Staub, aber die Wolken über ihnen schienen staubfrei zu sein. Und sehr viel heller. Ein besonders heller Fleck ließ vermuten, daß dahinter die Sonne stand. Wenn das stimmte, konnte die Wolkendecke nicht sehr dick sein.
Höflich schaute Carter dorthin, wo er hinschauen sollte, und machte keine Bemerkung dazu. Auch Quincy war merkwürdigerweise sehr schweigsam. Als er gegessen hatte, trat er zu Chet und Carter und untersuchte genau deren Anzüge. Carter ließ das recht unbeteiligt über sich ergehen, aber Chet fragte ihn, weshalb er das tue.
»Nur mal nachsehen, Skip«, antwortete Quincy nachdenklich. Dann verließ er seine beiden Kameraden, ging zum Ausgang und trat hinaus. Den Rücken hatte er den beiden zugewandt. Chet wunderte sich über Quincys seltsames Benehmen, hielt sich aber zurück, um nicht ein neues Problem zu schaffen. Brach Quincy auseinander, dann löste sich Carter in ein Nichts auf. Und Chet wollte die letzten beiden Tage so gut wie möglich nützen.
Grimmig begann er seinen Harnisch wieder anzulegen, als er im Helmmikrophon einen Hustenanfall vernahm. Er schaute auf, sah Carter neben sich und wandte sich zu Quincy um, der noch so dastand wie vorher. Die Schultern des jungen Astronauten zuckten krampfhaft in Reaktion auf den Hustenanfall, aber es gelang ihm, zu sprechen.
»Komm her, Skip«, krächzte er. »Schau dir mal was an.«
Chet trat eiligst zu ihm. Quincy schien etwas unter Luftnot zu leiden, aber seine Stimme zeigte keine Spur Angst. Er hörte zu husten auf, räusperte sich jedoch ständig. Chet schaute auf die Wolken hinaus, bemerkte aber nichts Ungewöhnliches. Dann suchten seine Augen die Fortsetzung des Pfades und fanden, daß er direkt in die Helle führte.
»Was ist denn, Quincy?« fragte er. »Ich sehe nichts, was nicht hierher gehört.«
»Ich meine doch mich, Skip«, antwortete Quincy. »Schau mich doch an!«
Chet drehte den Kopf, und dann vergaß er Luft zu holen. Quincy hatte die Sichtplatte seines Helmes abgenommen, und sie schwang nun frei an ihren Angeln.
»Quincy!« schrie Chet.
»Ja, Skip, das stimmt«, antwortete Quincy lächelnd. »Es ist zwar ziemlich heiß, und die Luft stinkt. Aber sie ist köstlich.«
11.
Chet öffnete schnellstens seinen eigenen Helm, und seine Reaktion war die gleiche wie Quincys. Er keuchte, hustete und lachte, und
Weitere Kostenlose Bücher