Tod auf der Venus
Unterwäsche aus und schlüpften in ihre lockeren Coveralls.
Quincy nahm eines der Radios heraus und befestigte die verschiedenen Teile an Chets Harnisch. Als sie ihre Lasten wieder aufgenommen hatten, setzten sie ihre Kletterei fort. Es war noch immer sehr heiß, zwischen 35 und 40 Grad Celsius; überleben konnte man bei dieser Hitze, wenn man sich auch nicht behaglich fühlte. Nach kaum zweihundert Metern waren sie völlig aufgeweicht, doch die feuchte Ungemütlichkeit war ihr kleinstes Problem. Sie mußten aber den Wasserverlust des Körpers ersetzen, und ihre Wasservorräte schmolzen dahin. In ihren Spezialanzügen wurde alle vom Körper ausgeschiedene Flüssigkeit gereinigt und wieder verwendet, und hier verdampfte sie und war verloren.
Während seiner Grundausbildung in Überlebenstechniken hatte man Chet beigebracht, daß es in sehr heißen Gegenden besser sei, während der kühlen Nachtstunden zu marschieren und bei Tag zu kampieren. Hier war die Trennung von Tag und Nacht künstlich; sie war nur diktiert von Chets Uhr, die aber die Nacht auch nicht kühler machen konnte.
Chet marschierte also drei Stunden weiter, bis sie eine weitere Reihe von Tunnels und Höhlen erreichten. Innen war es wesentlich kühler, und so beschlossen sie, während der Nacht hier ihr Lager aufzuschlagen. Sie nahmen ihre Harnische ab und ruhten ein wenig aus, ehe sie aßen. Sitzen oder liegen war ohne die schweren Spezialanzüge weit angenehmer, und Chet freute sich auf eine gute Nachtruhe. Alle brauchten sie. Er drückte die Paste direkt aus der Tube in seinen Mund, und die Unkompliziertheit der Bewegungen war eine Wohltat. Die Pastennahrung enthielt Feuchtigkeit, wenn auch nicht so viel daß sie den Durst nachhaltig stillte, aber doch so viel, daß der Körper nicht allzusehr austrocknete. Wäre nicht der Durst gewesen, dann hätte er sich sehr viel wohler gefühlt als irgendwann seit Beginn ihrer Wanderung. Er schlug vor, daß sie eine Tube Wasser unter sich aufteilen sollten, und Quincy stimmte zu, während Carter behauptete, er brauche es nicht.
»Doch, du brauchst Wasser«, drängte Chet und hielt ihm die Tube entgegen. »Wir alle brauchen es, und wir müssen uns in möglichst guter Verfassung halten. Das ist für alle von uns sehr wichtig. Du brauchst also Wasser. Hier, nimm es.«
»Gib das meine Quincy«, schlug Carter vor, schaute Chet dabei aber nicht an. »Er war heute sehr tapfer, und er hat uns alle gerettet.«
»Ah, hör doch auf, Carter«, brummte Quincy, um seine Verlegenheit zu überspielen. »Nimm dein Wasser, damit wir auch das unsere bekommen.«
Zögernd nahm es Carter endlich, doch sie bemerkten, daß er nur ein Schlückchen nahm, ehe er die Tube weiterreichte.
Dann diskutierte man erneut darüber, was mitgenommen und zurückgelassen werden sollte. Niemand war in dieser Frage wirklich erfahren. Dinge, die man für lebenswichtig gehalten hatte, konnte man entbehren, wenn auch erst nach einer sehr genauen Gewissenserforschung. Natürlich würde man die Anzüge zurücklassen. Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden. Sie kamen sich dabei aber ein wenig ruppig vor, hatten ihnen doch diese Anzüge bisher das Leben erhalten.
Chet war immer bestrebt, möglichst wenig aufzugeben, während die anderen beiden eher bereit waren, das meiste zurückzulassen. Es war nicht leicht für Chet, diese beiden sosehr widersprechenden Meinungen einander anzugleichen, und er stellte eine neue Liste zusammen. Quincy war zwar nicht ganz damit einverstanden, akzeptierte jedoch Chets Entscheidung. Carter nahm keinen Anteil an der Diskussion und sagte nur ja, wenn auch Quincy ja sagte, und schüttelte den Kopf, wenn die beiden anderen nein meinten.
Als alle notwendigen Entscheidungen getroffen waren, legten sie sich zur Ruhe. Chet schlief fast sofort ein. Die neue Behaglichkeit ließ ihn von der Erde träumen; nicht mit Sehnsucht, sondern als sei er wirklich und körperlich dort: Autofahren, telefonieren, Räume betreten und Büros verlassen; die Probleme waren reale Probleme, auf die es Antworten gab, denn die Agency war nie um Antworten verlegen. Es war ein aktiver Schlaf, aber er fühlte sich sehr erfrischt, als er aufwachte. Er streckte sich und gähnte und stützte sich auf einen Ellbogen. Quincy begann gerade sich zu bewegen.
»Herrlicher Morgen«, krächzte Chet mit trockener Kehle. »Wollen wir's wieder angehen?«
»Klar«, murmelte Quincy verschlafen. »Wir gehen sie noch härter an als vorher, viel härter. Aber jetzt
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