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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Petrovac eigenhändig ausgestellt. Waren Sie deswegen gestern bei ihm?«
    »Ich darf schon bitten.« Romani versuchte ihn zu unterbrechen. »Ein Anwalt hat das Recht, seinen Mandanten...«
    »Schöner Mandant, Ihr Petrovac. Es war ein spannendes Telefonat, daß er gestern mit Viktor Drakič führte. Wir haben es aus Versehen aufgeschnappt.« Laurenti log, daß sich die Balken bogen. Romani hatte im Moment keine Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt zu überprüfen, und der Questore wurde neugierig. »Vielleicht heißt er jetzt auch anders, hat die Identität gewechselt. Das können Sie natürlich nicht wissen, wenn Sie ihn vorher nicht kannten. Aber das macht nichts. Wir nennen ihn jedenfalls weiter Drakič. Die Sprachanalyse ergab, daß es eindeutig seine Stimme war.«
    »Und wenn«, sagte Romani. »Was wollen Sie damit behaupten?«
    »Daß Sie aktiv daran beteiligt sind, einen international gesuchten Verbrecher zu verstecken. Das überschreitet Ihre anwaltliche Kompetenz. Damit machen Sie sich straffällig.«
    Romani grinste ziemlich überheblich.
    »Ich weiß, Rechtsanwalt, das ist ein dünnes Eis, auf dem ich mich bewege. Aber das tu ich schon mein ganzes Leben lang. Packen wir noch eins drauf? Wollen Sie?«
    Laurenti machte eine kleine Pause. Seine Körperhaltung war ganz auf Angriff gerichtet.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können – aber rasch!« Romani fühlte für eine Sekunde Oberwasser. »Ich habe einen Termin mit Ihrem Chef, und meine Zeit ist knapp bemessen.«
    »Aus einer sehr zuverlässigen Quelle habe ich soeben erfahren, wer mich auszubremsen versucht. Die Beschwerde gegen mich, der Korruptionsvorwurf. Sie wissen doch Bescheid, Romani! Ihre Verbindungen sind gut. Natürlich wird die Untersuchung nicht fallengelassen, nur weil ich inzwischen Beweise dafür habe, daß Sie es waren. Aber es verändert das Spiel ein bißchen. Auch im Olymp wimmelt es von Spitzeln, aber manchmal spionieren sie für die richtige Seite.« Sein Blick fiel auf ein Blatt Papier, das vor Romani auf dem Schreibtisch des Questore lag. Er hatte es schon einmal heute morgen gesehen. »Sie stecken also dahinter? Jetzt wird mir vieles klar.«
    »Wohinter, Laurenti?« Romani brüllte. Er hatte die Nase voll vom Herumgetänzel dieses Mannes. »Seien Sie auf der Hut mit Ihren falschen Anschuldigungen. Das hier«, er zeigte auf das Blatt, »habe ich heute früh in meinem Briefkasten gefunden. So wie es hier liegt. Ohne Briefumschlag. Ich bin hier, um die Polizei darüber zu informieren. Ihr dummes Geschwätz können Sie sich sparen.«
    »Was ist damit?« fragte der Questore.
    »Eine anonyme Denunziation in Sachen Lestizza. Ich fand sie kurz vor sechs unter dem Scheibenwischer meines Wagens.«
    »Und haben Sie ihn schon vernommen?« Romani schaute auf seine Armbanduhr.
    Laurenti schüttelte langsam den Kopf. »Die Polizei schläft nicht, Romani!« Der Anwalt sollte sich selbst einen Reim darauf machen. Jeden, den er wollte.
    »Und was haben Sie damit zu tun?« fragte der Questore.
    »Ebendas frage ich mich auch. Nichts, abgesehen davon, daß ich die Klinik juristisch vertrete.« Romani wandte sich an den Questore und tat, als existierte Laurenti nicht. »Heute ist die Beerdigung. Eine schmerzvolle Angelegenheit für seine Verwandten und Freunde, die erst beendet sein wird, wenn der Mörder verurteilt ist. Und endlich gibt es einen Hinweis, wenn auch anonym. Ich bitte Sie im Namen der Hinterbliebenen, einen zuverlässigen Kollegen damit zu beauftragen.«
    »Ich spreche mit Ihnen nicht über laufende Ermittlungen, Romani«, sagte Laurenti, bevor der Questore antworten mußte. »Aber ganz nebenbei: So einen Wisch kann jeder schreiben. Ein billiger Computerausdruck. Mein Exemplar ist bereits im Labor.«
    »Haben Sie diesen Mann schon verhört? Questore, ich bitte Sie, beauftragen Sie jemanden, der dieser Situation gewachsen ist. Laurenti stochert doch seit Tagen nur im Nebel.«
    »Laurenti stochert seit Tagen in ›La Salvia‹«, äffte Laurenti ihn nach. »Und das gefällt Ihnen nicht, Avvocato. Aber denken Sie daran, wer Wind sät, wird Sturm ernten. Ihre Intrigenspinnerei hängt mir zum Hals raus. Wie war es gestern in Zagreb? Schöne Stadt, nicht wahr.«
    Romani erblaßte und blieb für einen Moment ohne Worte. Laurenti drehte ab. Es war höchste Zeit, die Bühne zu verlassen, bevor jemand Zugabe forderte und es zu Details kam. Er hatte erreicht, was er wollte. Unsicherheit schüren, Konfusion stiften, die nächste Attacke provozieren.

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