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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Und die Chinesen entnehmen die Organe heute bereits an der Hinrichtungsstätte. Ein kalifornischer Händler wirbt damit, innerhalb von dreißig Tagen jedes gewünschte Organ beschaffen zu können. Klar, daß das nicht mit rechten Dingen zugeht, wo die offiziellen Wartelisten überquellen. Aber wenigstens wird so der Rassismus aufgelöst: Es ist egal, welche Hautfarbe der Spender hat. Nur, die Zwischenhändler verdienen sich dumm und dämlich.«
    »Galvano! Hören Sie sofort auf mit diesen Horrorstorys. Begreifen Sie denn nicht, daß das niemand hören will?« Laura kam wütend aus der Küche und nahm die Flasche vom Tisch. »Sie haben genug getrunken. Es ist besser, Sie gehen jetzt nach Hause.«
    »Auf der anderen Seite verschwinden täglich so viele brauchbare Organe im Müll der Krankenhäuser, mit denen man vielen Menschen helfen könnte. Habt ihr schon einmal von den Strohleichen gehört? Das sind jene, die ausgestopft aus den Ferien zurückkommen. Exitus bei dringendem Eingriff nach Unfall, heißt es dann...«
    Ramses sprang auf und stieß dabei die Gläser um, der Wein lief Galvano über die Hose. »Schau bloß, was du angerichtet hast«, schimpfte der Alte.
    Laurenti faßte Ramses besorgt am Arm, doch der wand sich aus dem Griff. Sein Gesicht war aschfahl. Er ging wortlos hinaus. Laurenti folgte ihm. »Geht es dir nicht gut?«
    »Es geht schon«, sagte Ramses. »Danke.«
    Er ging langsam die Treppen hinauf und verschwand ohne Gruß in der Dunkelheit.
     

Das Haar in der Suppe
    Sie hatten sich in den letzten zwei Wochen wenig gesehen. Immer wieder waren sie wegen irgendwelcher Termine gezwungen gewesen, ihre Treffen zu verschieben. Bei Laurenti hatte es sich meist um unnötige Sitzungen gehandelt, in denen es um den Zwischenfall beim Staatsbesuch Anfang des Monats gegangen war. Und die kroatische Oberstaatsanwältin war öfter kurzfristig zu Konferenzen nach Zagreb gerufen worden.
    »Übrigens kommt Petrovac frei.« Sie saß auf dem Rand des Hotelbetts und rollte den halterlosen Strumpf das linke Bein hinauf.
    »Was hast du gesagt?« Laurenti lag neben ihr und schaute zu, streckte seine Hand aus und ließ sie über ihre Taille zum Nabel gleiten.
    »Sie müssen ihn laufenlassen. Sein Anwalt hat in der Berufungsverhandlung Formfehler geltend gemacht und kam damit durch. Weiß der Teufel, wer mit wieviel Geld geschmiert wurde.« Živa schob sanft seine Hand zurück. »Nicht doch! Wir müssen uns beeilen.«
    Er zog sie zu sich herab und küßte sie, doch sie befreite sich schnell wieder.
    »Liebster, wir müssen aufbrechen! Wir kommen beide zu spät ins Büro.« Sie griff nach dem zweiten Strumpf und stand auf.
    »Und wann wollen sie ihn laufenlassen?«
    »So wie es aussieht innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden, wenn nicht etwas Neues gegen ihn gefunden wird.«
    »Verdammt!« Er stand auf und ging ins Bad. »Der haut doch ganz sicher ab! Wird er wenigstens überwacht?«
    »Das wird eine mögliche Flucht kaum verhindern.« Sie stand in Strümpfen, Slip und BH hinter ihm, legte ihr Kinn auf seine Schulter und schlang ihren langen dunklen Zopf um seinen Hals. Mit dem Ende kitzelte sie ihn im Gesicht. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel.
    »Äußerst unerfreulich.« Er legte den Kamm zurück, drehte sich um und küßte sie. »Das heißt, wir müssen unseren Untersuchungsrichter wieder unter verstärkten Polizeischutz stellen. Ruf mich bitte gleich an, sobald er wieder frei herumläuft.«
    »An eurer Stelle würde ich die Bewachung seiner Frau verschärfen. Es würde mich nicht wundern, wenn Petrovac sie auf irgendeine Art und Weise rauszuholen versuchte.«
    »Darüber mache ich mir keine Sorgen. Die wird die nächsten zehn Jahre im Frauengefängnis in Udine absitzen und dann dahin abgeschoben, wo sie herkommt. Nach China. Dort geht sie wieder in den Knast. Verurteilt ist sie schon.«
    Er ging ins Zimmer zurück, suchte seine auf dem Boden verstreuten Kleider zusammen, warf sie aufs Bett und zog seine Unterhose an.
    »Ich glaube nicht, daß sie je ausgeliefert wird. Die Chinesen haben schon öfter lebenslänglich in die Todesstrafe umgewandelt. Kurzes Revisionsverfahren, und dann peng. Sie wird zu einem festgelegten Zeitpunkt in der Nähe eines Krankenhauses mit Genickschuß erledigt und sofort zur Organentnahme eingeliefert. Ein zahlungskräftiger Patient aus dem Westen oder ein einflußreicher Funktionär wartet bereits auf die niedlichen kleinen Nierchen.« Sie streifte ihr Kleid über.
    »Hör auf! Ich

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