Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
Vom Netzwerk:
zu können. Das dunkle Metall glänzte im Licht der Kellerlampe. Ramses nahm einen trockenen Lappen, wischte die Pistole ab und schraubte den Schalldämpfer auf. Im Garten stellte er eine leere Kaffeedose auf, ging zurück zum Haus, lud die Pistole durch und gab drei Schüsse ab. Der letzte fegte die Dose von ihrem Halt, scheppernd rollte sie ein paar Meter über die Steine und verfing sich in einem Busch. Ramses schoß noch einmal. Diesmal traf er auf Anhieb. Er sicherte die Pistole, lud nach und steckte sie in den Hosenbund. Dann ging er mit seiner Reisetasche die letzten Treppen zum Haus hinauf.
      
    *
     
     
    »Hast du dich von gestern abend erholt?«
    Laurenti erschrak heftig. Galvano war ohne anzuklopfen in sein Büro gekommen und polterte los.
    »Du warst betrunken. Paß auf, wenn du unbedingt fahren mußt. In fast jedem Auto sitzt ein Polizist.«
    »Guter Witz, Doktor. Aber Sie waren gestern auch ganz schön in Form. Sie haben der Chefin von der Beautyklinik den Hof gemacht wie ein junger Hahn. Ich nehme an, es ging um einen Heiratsantrag! Man schaut der Angebeteten übrigens in die Augen, wenn man mit ihr spricht, anstatt ins Dekolleté.«
    »In meinem Alter hat man keine Zeit mehr zu verlieren. Merk dir das, bevor du mit deinen kleinbürgerlichen Vorwürfen fortfährst.«
    Seit seinem Umzug in die Stadt schien der alte Gerichtsmediziner aufzublühen. Vielleicht lag es nur daran, daß er sich vernünftig ernährte, seit er jeden Abend im Nastro Azzurro neben einem dreizehn Jahre älteren Mann saß, den er aus irgendeinem Grund nicht leiden konnte. Bald schon hatte er dessen Geschichte erfahren und war vermutlich nur neidisch, weil der Fünfundneunzigjährige die Wochenenden im Spielkasino auf der anderen Seite der Grenze verbrachte. Es hieß, er sei ein harter Zocker, der sich, wenn er gewonnen hatte, eine der Ukrainerinnen aufs Zimmer bestellte.
    »Bevor Sie gestern abend ausgingen, hatten Sie wohl gleich zwei von den blauen Pillen genommen«, sagte Laurenti.
    Die Statistik wies Triest als Hauptstadt des Viagra-Konsums aus. Wenigstens hier war es die unerreichbare Nr. 1. Das wußte auch Galvano.
    »Blödsinn, Laurenti. Hast du noch nie etwas von den jungen Männern und Frauen gehört, denen der normale Sex zu langweilig geworden ist und die das Zeug massenweise futtern, kombiniert mit Whisky und Kokain. Ich stehe noch meinen Mann.«
    »Also, was verschafft mir die Ehre?«
    Galvano zog einen Stuhl heran und setzte sich Laurenti gegenüber. »Ich mache eine Wette«, sagte Galvano, »daß dieser Arzt, dem man sein Teil abgeschnitten hat, kein Opfer von Satanisten geworden ist, wie dieser Pfaffe im Piccolo spekulierte. Schwarzes Dreieck Turin, Triest, Prag oder was auch immer, das ist schnöder Schmäh. Zwei Todesfälle in einer Woche. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, ob es einen Zusammenhang mit dem jungen Mann von vor drei Wochen gibt? Jede Wette, daß du noch nicht auf diese Idee gekommen bist.«
    »Woher wissen Sie eigentlich, daß er tot ist?« Laurenti hatte es selbst erst vor einer halben Stunde von Sgubin erfahren.
    »Woher wohl? Meinst du allen Ernstes, daß ich nichts mehr erfahre, nur weil ich pensioniert bin?«
    »Und was glauben Sie?«
    »Zum Beispiel, daß du längst weiter wärst, wenn man mich endlich wieder hinzuziehen würde.«
    »Darüber entscheidet allein der Questore.«
    »Aber du könntest es anschieben. Oder hältst du meine Nachfolgerin etwa für ein großes Licht?«
    »Lassen wir das. Sie wissen, daß es nicht geht. Also, was glauben Sie, steckt dahinter?«
    »Der eine wird, nur mit einer grünen OP-Schürze bekleidet, vom deutschen Kanzler überfahren, und der andere ist Operateur. Also?«
    »Also ist der erste wiederauferstanden und hat den Onkel Doktor umgelegt, weil er schwul war.«
    »Siehst du, Laurenti. Du hast noch keine Sekunde ernsthaft darüber nachgedacht. Was ist, forderst du mich jetzt endlich an? Der Questore hat mir versprochen, daß ich zu schwierigen Fällen hinzugezogen werde.«
    Das Telefon klingelte.
    »Es ist deine Frau«, sagte Marietta kühl.
    Laurenti gab dem alten Gerichtsmediziner ein Zeichen. Galvano stand auf.
    »Ich denke darüber nach, Doc«, sagte Laurenti. »Danke für Ihren Besuch. Seien Sie doch bitte so nett und schließen Sie die Tür. Hinter sich.« Er streckte ihm die Hand hin, doch Galvano sah darüber hinweg und ging mißmutig hinaus.
    »War das der Alte?« fragte Laura mit fröhlicher Stimme. »Wie geht es dir?«
    Laurenti lehnte

Weitere Kostenlose Bücher