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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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sogar in meiner Heimstatt willkommen heißen. Sie verteidigt unsere alten Sitten und Gebräuche gegen die verderblichen
     Anschauungen, die jetzt überall im Lande um sich greifen. Auch hat sie sich als Anwältin der Gesetze von alters her erwiesen,
     und das macht sie zu einem ebenbürtigen Gegner.«
    Cuan fügte sich ohne Widerrede.
    »Wo ist sie jetzt?«, wollte sie von Eadulf wissen.
    Der ließ sich kein Wort entlocken, biss die Zähne zusammen, aber der Schwarzbart bot in vertraulichem Ton an:
» Ce
annard
,
ich schicke gleich zwei meiner Leute los, und die werden sie bald finden.«
    »Das heißt, du weißt gar nicht, wo sie steckt?«, spöttelte sie.
    »Wir haben den Angelsachsen auf dem Weg nach Delbna Mór erwischt. Er hatte einen Überlebenden von Fobhair bei sich. Den haben
     wir sofort erledigt. Weiter war keiner dabei.«
    Diese Mitteilung machte sie wütend. »Ihr habt es zugelassen, dass euch einer von Fobhair lebendig entkommen ist?«, fragte
     sie drohend.
    Der Kerl vor ihr wurde blass. »Wir haben ihn gleich niedergemacht.«
    »Und wie viele, die von Fobhair fliehen konnten, habt ihr nicht gefasst? Und der Mönch war mit diesem Angelsachsen unterwegs?
     Nach Delbna Mór wollten die? Hast du nicht begriffen, was das bedeutet?« Ihre Stimme klang eisig.
    Der Anführer der Wegelagerer schaute sie verwirrt an.
    »Dann werde ich es dir sagen, du Ochse. Das heißt doch, der Angelsachse hat gesehen, was in Fobhair los war, und wollte |297| nach Delbna Mór reiten. Das heißt weiter, er dürfte mit Fidelma von Cashel unterwegs gewesen sein, und die prescht nun nach
     Tara und scheucht die Fianna auf.« Kalt lächelnd wandte sie sich Eadulf zu. »Hab ich recht, Sachse? Warst du mit Fidelma von
     Cashel unterwegs?«
    Eadulf hob lediglich die Schultern und presste die Lippen zusammen.
    »Aus dem prügele ich gleich die Wahrheit heraus,
ceannard
«
,
mischte sich der vierschrötige Krieger ein.
    Die Frau fuhr ihn ärgerlich an. »Holzkopf. Aus einem Mann wie dem da kannst du überhaupt nichts herausprügeln. Menschenkenntnis
     hast du kein Quäntchen. Den kannst du in Stücke reißen, der bleibt stur. Wenn er dir nichts sagen will, erfährst du von ihm
     nichts.« Sie schüttelte den Kopf. »Sorg dafür, dass alle Wachtposten ab sofort verdoppelt werden. Und melde mir das danach.
     Jetzt nimm den Angelsachsen mit und schaffe ihn rein zu dem Alten. Ein sächsischer Christ ist eine prächtige Gabe für den
     Erhabenen, wenn die Zeit heran ist.«
    Gefügig hob der Mann die Hand zur Stirn, um anzuzeigen, dass er ihrer Anordnung Folge leisten würde. Dann gab er zwei Kriegern
     einen Wink, die Eadulf grob packten. Sie knufften und schubsten ihn zu einem seltsamen Bau hin, der aus flachen grauen Steinen
     gefügt war und wie eine große Muschelschale auf der Erde lag. In der Umgebung befanden sich mehrere ähnliche Bauten in rundlicher
     Form aus eben dem grauen Stein. Außerdem fielen Eadulf einige Pferche aus neuerer Zeit auf, die aus Stämmen oder Planken bestanden.
     Offenbar waren sie für Pferde oder andere Tiere gedacht. Er schätzte, dass wenigstens hundert, wenn nicht mehr, kampfbereite
     Männer mit ihren Frauen in dem Lager waren. Hier oben auf der Bergeshöhe konnten sie sich wirkungsvoll verteidigen.
    |298| Wie kam er nur auf die Idee, die Verteidigungsmöglichkeiten abzuschätzen, wenn doch niemand da war, der einen Sturmangriff
     hätte unternehmen können. Er hatte weder Delba Mór erreicht, um Bruder Céin zu warnen, noch war er bis Tara gelangt. Ob Fidelma
     bemerkt hatte, dass die Räuberbande umgekehrt war? Es blieb ihm nichts anderes übrig, er musste sich an den Gedanken gewöhnen,
     völlig auf sich gestellt zu sein.
    Die beiden Burschen stießen ihn vor eine Öffnung des Steinbaus, die zum Vorschein kam, als sie ein Gatter aus Flechtwerk aufsperrten.
     Dahinter konnte er nicht mehr als einen engen Spalt ausmachen, der in die Tiefen der Erde führte, wie der Eingang zu einer
     Grabkammer.
    Einer der Kerle zeigte ins Dunkle und knurrte: »Los, rein da!«
    Eadulf zögerte, suchte in der Finsternis etwas zu erkennen. »Wo geht’s da hin?«, fragte er.
    Der Mann lachte gemein und schlug ihm ins Gesicht. Eadulf sah die Hand kommen und beugte sich zurück, um die Wucht zu mildern;
     dennoch traf ihn der Hieb schmerzhaft.
    »Du hast hier nichts zu fragen. Los, runter da mit dir!«
    Was sollte er tun, er musste sich fügen. Mit eingezogenem Kopf zwängte er sich gebückt in den Gang. Das

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