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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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sind, ist eindeutig, dass
     sie sich nicht zum Neuen Glauben bekennen, weiß ich auch.«
    »Die sind der Fluch der Erde!«, stieß Bischof Luachan unerwartet heftig hervor, so dass Eadulf zusammenfuhr.
    »Dass sie keine Anhänger Christi sind …«, begann er.
    »Sie sind nicht einmal Anhänger des Alten Glaubens«, belehrte ihn Luachan. »Sie haben sich in einen Irrglauben an uralte Gottheiten
     verrannt, gegen den sich bereits die Druiden erhoben und den sie vor langer Zeit ausgerottet hatten. Und was noch schlimmer
     ist, diese viehischen Schufte sind überzeugt, dass sie ihrem Götzen Menschenopfer bringen müssen. Ich fürchte, mein Freund,
     wir sind die nächsten Opfer, die sie auserkoren haben.«
    Eadulf erschauderte. »Wie viel Zeit bleibt uns?«, fragte er möglichst unbefangen.
    »Oh, ein paar Tage sind es schon noch. Ich habe sie reden hören. Sie haben vor, das Opferritual zur Stunde des Sonnenstillstands,
     des
grien tairisem
, abzuhalten.«
    »Sonnenstillstand? Ah, die Sonnenwende ist gemeint? Da bleibt uns noch etwas Zeit, unsere Flucht zu bewerkstelligen.«
    |302| Bischof Luachan sah nicht sehr fröhlich drein. »Du bist ja ein Optimist, mein Bruder in Christo.«
    Eadulf lächelte gequält, meinte aber tapfer:
»Dum spiro, spero«
, was soviel besagte wie »solange ich atme, hoffe ich«.
    »Gegen diese Einstellung zum Leben ist nichts einzuwenden.«
    »Weißt du, wo sie ihre unheiligen Opferriten zelebrieren wollen?«
    »Hier nicht, so viel steht fest.«
    »Warum nicht hier? Von dem, was ich draußen sah, hatte ich den Eindruck, das hier muss eine uralte heidnische heilige Stätte
     sein.«
    Bischof Luachan schniefte verächtlich. »Stimmt schon, wir sind an einer Stätte, an der heidnische Riten vollzogen wurden.
     Doch hier wurde nicht dem Götzen geopfert, den dieser Haufe anbetet. Die Vorfahren, die diese Kammer bauten, in der wir stecken,
     wollten damit den Zeitpunkt
geiseabhan
feststellen.«
    »Das bedeutet, ›wenn die Sonne im Süden steht‹«, versuchte sich Eadulf den Begriff klarzumachen, der ihm neu war.
    »Den Zeitpunkt der Tagundnachtgleiche«, erläuterte Luachan. »Das Äquinoktium. Dafür wurden diese Bauten errichtet, nicht für
     die Sonnenwende. Deshalb meine ich, wenn die Zeit für ihre Rituale heranrückt, werden sie uns an einen anderen Ort schaffen,
     der ihnen Tag und Stunde für ihre Feier anzeigt.«
    Wieder überlief es Eadulf kalt, als er sich umschaute. »Wie kann so eine dunkle, von Menschen gebaute Kammer irgendeinen genauen
     Zeitpunkt anzeigen?«
    »Als du hier hinein- und durch den Gang kriechen musstest, hast du vielleicht die seltsamen Zeichen an den Wänden bemerkt.
     Über dem Eingang ist ein Loch, durch das am Tage |303| des Äquinoktiums zu einer bestimmten Stunde ein Sonnenstrahl fällt und den Gang entlang bis zu dem Stein wandert, an den ich
     hier gelehnt bin. Der Strahl beleuchtet gewisse Gegenstände, Schnitzwerke, eingemeißelte Zeichen auf dem Stein und bezeichnet
     somit einen genauen Zeitpunkt. Die alten Astronomen waren klug.«
    »Demnach wird an dieser Stätte die Tagundnachtgleiche angezeigt, nicht aber die Sonnenwende?«, vergewisserte sich Eadulf.
    »Zu dem Zweck gibt es Vorrichtungen an anderen Stellen im Lande«, erklärte der Bischof.
    »Dann müssen wir zusehen, dass wir nicht mehr hier sind, wenn sie uns greifen wollen«, verkündete Eadulf entschlossen.
    »Es gibt nur einen Weg aus diesem Verließ, nämlich den durch den engen Gang, und die Tür davor wird ständig bewacht.«
    »Weißt du mehr über ihren Irrglauben? Du hast gesagt, der hat nicht viel mit dem Alten Glauben gemein, dem die Leute anhingen,
     bevor sich die Lehren Christi hier verbreiteten. Vielleicht findet sich in ihrem Aberglauben eine schwache Stelle, die wir
     zu unseren Gunsten nutzen könnten.«
    Bischof Luachan seufzte betrübt. »Du sinnst auf hinterhältige Mittel, mein Freund. Aber es gibt nichts, womit du diese Leute
     in Angst und Schrecken versetzen kannst. Es heißt, in den Tagen, da Hochkönig Tigernmas herrschte, was Herr des Todes bedeutet,
     griff die Verehrung eines großen goldenen Götzenbildes um sich. Das wurde als Crom Cróich bezeichnet. Die Menschen wandten
     sich von ihren damaligen Göttern und Göttinnen ab, den Kindern der Muttergöttin Danú. Tigernmas förderte die Anbetung des
     Götzenbildes und ließ ein Heiligtum auf Magh Slécht errichten, der Ebene des Gemetzels, im Kleinkönigtum Breifne. Er ordnete
     an, dass die |304| tüchtigsten

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