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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Königreichen können uns nicht einigen, welchem
     der größten Klöster auf der Insel der Vorrang zugesprochen wird, und hinsichtlich der Forderung, dass wir uns Rom in allen
     Dingen unterordnen sollen, gehen die Meinungen erst recht auseinander. Viele sehen in diesen Ansprüchen eine Wiederbelebung
     des römischen Weltreichs in neuer Form und damit eine Beschneidung unserer Freiheiten.«
    Eadulf verzog grübelnd das Gesicht. Er hatte das große Konzil von Whitby besucht, auf dem König Oswy sich entschied, den Regeln
     Roms zu folgen. Unlängst hatte es in Cashel heftige Debatten darüber gegeben, ob Ard Macha als Zentrum des Glaubens in den
     fünf Königreichen gelten sollte. »Meinst du, die Anhänger der alten Religion machen sich den Widerstreit unter denen, die
     sich zum wahren Glauben bekennen, zunutze, um den Neuen Glauben zu beseitigen?«
    |307| »Das vielleicht nicht gerade, aber sie sehen, dass viele, die dem Neuen Glauben angehören, bereit sind, die Regeln Roms anzuerkennen.
     Du doch wohl auch, wie ich aus deiner Tonsur schließe. Sie fürchten, dass die in Rom aufgestellten Gesetze, die Pönitenz-Vorschriften,
     unser ehrwürdiges Rechtssystem zunichtemachen, dass die Brehons Macht und Ansehen verlieren, wie ja auch die Druiden aus dem
     Leben des Volkes verbannt wurden. Sie sehen, dass das Christentum, das sie übernommen hatten, nun in einer Weise verändert
     wird, die ihnen völlig fremd ist.«
    Eadulf mildes Lächeln war im schwachen Schimmer des Öllämpchens kaum zu erkennen, als er fragte: »Darf ich aus deinen Worten
     schließen, dass du nicht dem von Rom vorgegebenen Weg folgst?«
    »Ich trage die Tonsur des heiligen Johannes, nicht die
corona spinea
, die du trägst, wie ich bemerkt habe, mein Freund. Und das sagt doch eigentlich alles.«
    »Dann bist du also der Meinung, der Rückfall ins Heidentum ist nichts anderes als eine Abwehrreaktion gegen den wachsenden
     Einfluss Roms?«
    »Ich könnte es kaum deutlicher sagen.«
    »Doch warum dann diese Steigerung ins Ungeheuerliche? Würde es nicht genügen, sich um diejenigen in den fünf Königreichen
     zu scharen, die die Pönitenzbücher und andere von Rom kommende Maßregeln ablehnen? Oder warum kehrt man nicht zum Glauben
     der Druiden zurück? Warum verfällt die Meute hier auf die abwegige Verehrung dieses Götzen, den du als Crom bezeichnet hast?«
    »In Zeiten des Umbruchs und der Unsicherheit ist Furcht eine einigende, Kraft gebende Macht«, behauptete der alte Bischof.
     »Furcht bindet die Menschen wie nichts anderes. Wer Leute auf früher begangene Wege zurückbringen will, muss |308| Angst erzeugen, denn nur Angst treibt die Menschen zurück zu Ritualen aus finsterer Zeit.«
    »Egal, ich verspüre keine Lust, deshalb zum Märtyrer zu werden«, äußerte sich Eadulf grimmig. »Wir werden es schaffen, aus
     diesem Verließ zu entkommen.«
     
    Fidelma hatte ruhig und beherrscht meditiert, hatte sich in der alten Praxis des
dercad
geübt. Sie war überzeugt, es wäre unsinnig, etwas zu unternehmen, wenn nicht die mindeste Aussicht auf Erfolg bestand. Man
     hatte sie an den Stuhl gebunden, und der Bauer und sein Sohn behielten sie die ganze Zeit argwöhnisch im Auge. Da es inzwischen
     dunkel war, hatte der Alte Öllampen angezündet und war auch mit einer Laterne nach draußen gegangen. Sie vermutete, er hatte
     sich überzeugen wollen, ob Caol und Gormán sicher genug gefesselt waren, und hoffte, dass man sie nicht ernsthaft verletzt
     hatte. Nach einer Weile war der Alte wieder hereingekommen, hatte aber auf ihre Fragen nach ihren Begleitern geschwiegen.
     So versenkte sie sich wieder in ihre Meditationen.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis das Getrappel von Pferdehufen sie aufschreckte. Dem Hof näherten sich vielleicht zwanzig
     Reiter, wenn nicht mehr.
    Der Bauer sprang auf. »Das ist er!«, rief er seinem Sohn erleichtert zu.
    Kurz darauf wurde die Tür von einem muskulösen jüngeren Mann aufgerissen. Er hatte dicht gelocktes schwarzes Haar, einen Vollbart
     und durchaus angenehme Gesichtszüge. Die Bauernsöhne und ein paar von den Berittenen drängten sich hinter ihm herein.
    »Dein Sohn hat berichtet, ihr hättet vermutlich etliche von dem Raubgesindel festgesetzt«, fing der junge Mann an, stockte
     aber, sowie er Fidelma erblickte.
    |309| »Sie und zwei Krieger haben sich dem Gehöft genähert. Du hast mir eingeschärft, vor fremden Kriegern auf der Hut zu sein.
     Deshalb liegen die beiden Burschen gefesselt in der

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