Tod den alten Göttern
Mór aufbrechen.«
»Warum dorthin?«
»Weil sie die Abtei als nächste überfallen werden.« Fidelma berichtete kurz, dass Eadulf unterwegs war, Bruder Céin, den Verwalter
der Abtei, zu warnen, und versuchen sollte, von Tara Hilfe heranzuschaffen.
Ardgal hatte seine Bedenken. »Es ist sinnlos, jetzt aufzubrechen. Mittlerweile ist es stockdunkel. Die Straße hat ihre Tücken
im Dunkeln, da müssen Flüsse und Moore überquert werden. Wir sollten hier übernachten und kurz vor Sonnenaufgang losreiten.«
»Er hat recht, Lady«, pflichtete ihm Caol aus praktischer Überlegung bei. »Auf einer unbekannten Straße werden wir im Finstern
nicht weit kommen.«
Widerstrebend fügte sich Fidelma ins Unvermeidliche. »Weißt du, wer der Anführer dieser Mörderbande ist und wo die ihr Lager
haben?«
»Leider nicht. Wir nehmen an, sie kampieren in den Bergen im Norden. Die Leute erzählen sich auch, dass sich da fanatische
Druiden aufhalten. Die behaupten, die Tuatha Dé Danaan hätten das Volk verraten. Deshalb rufen sie alle auf, sich wieder dem
Götzen Crom Cróich zuzuwenden und den blutrünstigen Ritualen, die König Tigernmas gefordert hat.«
|315| »Blutrünstige Rituale?«
»Menschenopfer, Lady. Wehe dem, der ihnen in die Hände fällt; diese blutgierigen Eiferer schlachten ihn ab.«
[ Menü ]
KAPITEL 18
Ardgal und seine Männer hatten einen scharfen Trab angeschlagen, und wäre Fidelma nicht eine so geübte Reiterin gewesen, dann
hätte sie ihre liebe Not gehabt, mit ihnen Schritt zu halten. So jedoch erblickten sie die Umrisse von Delbna Mór noch vor
der Mittagszeit. Dort hatte man ihren Trupp bereits erspäht, und weil man Fidelma schon von Weitem erkannte, wurde ihnen kein
feindlicher Empfang zuteil, als die Reiterschar vor dem Hauptgebäude anhielt.
Bruder Céin trat aus der Gruppe der vor dem Tor versammelten Brüder heraus und begrüßte sie freudig. »Schwester Fidelma!«,
rief der Verwalter und hob verwundert die Brauen, als er ihren Begleiter erkannte. »Ardgal? Du? Was führt dich denn her?«
Fidelma stieg rasch ab und fragte ohne jede Vorrede: »Wo ist Eadulf? Ist er schon unterwegs nach Tara?«
Bruder Céin schaute erschrocken auf. »Unterwegs nach Tara? Bruder Eadulf habe ich zum letzten Mal gesehen, als er mit dir
zu Ardgals Festung aufbrach. In eurer Schar ist er also nicht?«
Fidelma überlief es kalt. »Sind denn Eadulf und Bruder Manchán aus Baile Fobhair hier nicht angekommen und haben euch von
Brand und Mord in der Abtei berichtet?«
»Nein, weder der eine noch der andere. Die Abtei Baile Fobhair wurde überfallen?«, fragte Bruder Céin entsetzt.
Die Angst um Eadulf schnürte Fidelma fast die Kehle zu. |316| »Sie hätten gestern Nachmittag hier ankommen müssen. Eadulf sollte euch warnen, dass die Räuberbande vorhatte, Delbna Mór
zu vernichten, wie wir zufällig gehört hatten. Ich wollte euch ausrichten lassen, ihr sollt euch verteidigen so gut ihr könnt,
während er weiter nach Tara reitet und Irél mit seinen Kriegern heranholt.«
Bekümmert schüttelte Bruder Céin den Kopf. »Nicht die Spur haben wir von ihm gesehen, Schwester. Auch nicht von Bruder Manchán.
Und den kenne ich gut. Vielleicht irren sie irgendwo umher … Kann aber nicht sein. Bruder Manchán aus Baile Fobhair kennt
den Weg hierher ziemlich genau. Verloren gegangen sind sie bestimmt nicht, es sei denn …«
»Es sei denn, sie sind der Räuberbande begegnet«, vollendete Ardgal ergrimmt den Satz. »Ich schicke gleich zwei von meinen
besten Fährtenlesern los. Vielleicht können die ihre Spur ausmachen.«
Fidelma versuchte tapfer, ihre Befürchtungen zu unterdrücken, während Ardgal seinen Männern Aufträge erteilte. »Ich denke,
wir sollten auch sofort jemanden zu Irél nach Tara schicken«, ergänzte sie. Von der Furcht, die sie befallen hatte, wollte
sie sich nicht unterkriegen lassen.
»Wir haben hier einen tüchtigen Burschen mit einem ausgeruhten Pferd, der könnte Tara bald erreichen«, schlug Bruder Céin
vor.
»Dann jage ihn los.«
»Wir halten uns hier bereit und warten auf die Fianna«, erklärte Ardgal, nachdem er seine Leute eingewiesen hatte.
Bruder Céin, der Verwalter, schien trotz des Ernstes der Lage erleichtert. »Das klingt gut. Mit einem Überfall der
dibergach
müssen wir jederzeit rechnen. Doch so sind wir gewappnet und können ihnen die Stirn bieten.«
|317| Eadulf schreckte hoch und war sofort wach. Bischof Luachan hatte sich
Weitere Kostenlose Bücher