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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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jeder Clan traf Vorsorge für die
     Beherbergung und Unterhaltung von Reisenden und Amtsträgern. Neben öffentlichen Herbergen gab es private |64| Gasthäuser, und beide Einrichtungen unterlagen gleichermaßen eindeutig festgelegten Gesetzen. Den Verwaltern beider Häuser
     war vorgeschrieben, was sie den Gästen zu bieten hatten und was nicht, und da ein reges Kommen und Gehen herrschte, standen
     Mobiliar und sonstiges Eigentum unter besonderem Schutz; mutwilliger Umgang oder böswillige Beschädigung wurden streng geahndet,
     und wie Fidelma wusste, legte das Gesetz bis ins Einzelne fest, welche Art Schadenersatz für welche Vergehen zu leisten war.
    »Reist ihr nach Tara?«, wollte der Mann wissen und bat sie in den Hauptraum, wo ein Feuer angenehme Wärme verbreitete. Auch
     das forderte das Gesetz: In einer öffentlichen Herberge hatte ständig ein Feuer zu brennen.
    »Ja«, bestätigte Fidelma.
    »Dann seid ihr wohl in trauriger Mission unterwegs. Ich habe gehört, der Hochkönig ist gestorben. Und du kommst aus dem Süden,
     wenn mich deine Aussprache nicht täuscht.«
    »Du hast Fidelma von Cashel vor dir«, erläuterte Caol nicht ohne Stolz und betonte bewusst ihre gesellschaftliche Stellung.
    Der Herbergsvater machte große Augen.
    »Von Fidelma von Cashel gehen viele Geschichten um – eine gerühmte
dálaigh.
«
    »Ich bin Fidelma«, sagte sie nur kurz, »und eine
dálaigh

    »Fühl dich wie zu Hause, Lady, das gilt für deine Begleiter ebenso. Ich sage meiner Frau Bescheid, und binnen kurzem habt
     ihr Essen und Trinken auf dem Tisch. Wasser wird auch bald warm sein.«
    Er schickte sich zum Gehen an, um nach dem Rechten zu sehen, doch Fidelma hielt ihn zurück.
    »Auf unserem Weg lag Magh Nuada«, sagte sie ernst.
    »Das geht gar nicht anders, die Hauptstraße von Südwesten |65| führt dort vorbei«, bestätigte der Mann und war über ihren Ton verwundert. »Gab es etwas Besonderes?«
    »Ein paar Meilen von hier sind wir auf eine Kirche gestoßen; die war mitsamt den Nebengebäuden niedergebrannt, und die beiden
     Brüder Christi, die sie verwalteten, lagen tot da; auch kein Stück Vieh war mehr zu sehen.«
    »Tot?« wiederholte der Mann erschrocken. »Ich kannte die beiden Mönche gut.«
    »Erschlagen«, klärte ihn Caol auf.
    Erschrocken riss der Mann die Augen auf und brachte mit einem leisen Seufzer seine Kümmernis zum Ausdruck.
    »Es herrschen schlimme Zeiten. Im Westen sollen die
dibergach
ihr Unwesen treiben. Musste auch der Hochkönig uns ausgerechnet jetzt verlassen!«
    » Dibergach ?«
, fragte Eadulf.
    »Briganten, Marodeure, verzweifelte Kerle ohne Stammeszugehörigkeit, Bruder Angelsachse; sie plündern und morden, wann und
     wo es ihnen gefällt.« Entweder hatte er Eadulfs Herkunft daraus geschlossen, dass er Fidelmas Begleiter war, oder sie an seiner
     Art zu reden erkannt.
    »Willst du damit sagen, dass es Räuber gibt, die sogar eine Kirche überfallen und Geistliche ermorden?«, forschte Eadulf ungläubig.
    »Mir sind solche Geschichten aus dem Westen bekannt«, ergänzte der Gastwirt ernst. »Es gibt da Gruppen, die an den alten religiösen
     Vorstellungen festhalten, und denen macht es nichts weiter aus, über Christen herzufallen. Aber so weit östlich, wie wir hier
     wohnen, sind sie noch nie vorgedrungen.«
    »Ihr seid also bislang noch nie von ihnen belästigt worden?«, erkundigte sich Caol interessiert.
    »Wir hier sind eine
brugaid
und stehen unter dem Schutz des edlen Lords Tóla. Den sich zum Feind zu machen und eine |66| seiner öffentlichen Herbergen zu zerstören, würden sie sich nicht wagen. Der braucht nur seine Hand auszustrecken, die reicht
     weit, und die Vergeltung erfolgt schnell.«
    »Zu welchem Stamm gehört dein Lord?«, wollte Fidelma wissen.
    »Das hier ist das Land der Cairpre«, erwiderte der Gastwirt.
    »Aber ich dachte …« Eadulf war im Begriff, darauf hinzuweisen, dass es doch der Fürst der Cinél Cairpre gewesen war, der den
     Hochkönig ermordet hatte, doch ein warnender Blick von Fidelma ließ ihn den Satz nicht zu Ende sprechen.
    »Die Kirche liegt ja nicht weitab, wir hatten jedoch keine Zeit, die frommen Brüder, die man niedergemetzelt hat, zu begraben«,
     erläuterte sie rasch. »Wir konnten die Leichen nur in den Vorratskeller schaffen, sodass sie für die Nacht vor Aasfressern
     sicher sind. Man sollte sie aber anständig unter die Erde bringen.«
    Der Gastwirt war der gleichen Meinung.
    »Gleich morgen früh schicke ich meine Söhne
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