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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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los, damit sie den Stammesoberen von der Sachlage in Kenntnis setzen. Der wird
     dann dafür Sorge tragen, dass die Unglücklichen ordentlich begraben werden.«
    »Gut. Hab vielen Dank«, sagte Fidelma befriedigt.
    »Du hast von ähnlichen Überfällen im Westen gesprochen, die dir zu Ohren gekommen wären«, kam Eadulf auf das Problem zurück.
     »Was weiß man von diesen Räubern, diesen
dibergach
, wie du sie nennst? Wer sind sie, wer ist ihr Anführer?«
    »Ich höre solche Geschichten auch nur von Durchreisenden, solchen wie ihr. Niemand weiß, wer sie wirklich sind – vielleicht
     entflohene Geiseln,
daer-fuidir
, Unfreie, die ihrem Clan Schaden zugefügt haben und von Rechts wegen arbeiten müssten, um ihre Rechte und Freiheiten wiederzuerlangen.
     Könnte ja sein, die haben sich zu Banden zusammengetan |67| und sich von Recht und Gesetz losgesagt. Genaues wissen wir auch nicht. Dass sie jetzt schon in der Ebene von Nuada plündern
     ist jedenfalls beängstigend.«
    Fidelma versuchte von dem Thema abzulenken und erinnerte den Gastwirt daran, dass er ihnen eigentlich etwas zu essen und zu
     trinken hatte bringen wollen. Nach dem Essen begaben sie sich zur Ruhe, denn bei Tagesanbruch wollten sie weiterreiten.
    Am nächsten Morgen erwarteten sie die Wirtsleute bereits mit Frühstück und gesattelten Pferden, sodass ihrem Aufbruch nichts
     im Wege stand. Das Gesetz der Gastfreundschaft verlangte vom jeweiligen Stammesfürsten, dass in den öffentlichen Herbergen
     bis zu drei Tage freie Kost und Unterkunft zu gewähren waren. Nach drei Tagen mussten Gastgeber und Gäste sich anders einigen.
     Als sich Fidelma und ihre Begleiter verabschiedeten, versicherte der Wirt erneut, dass er alles tun würde, um die frommen
     Brüder würdig zu bestatten.
    Die vor ihnen liegende letzte Wegstrecke barg keine Schwierigkeiten. Es war ein strahlender Tag mit blauem Himmel und pastellfarbener
     Sonne. Allerdings war es kühl, und ein frischer Wind blies ihnen entgegen. Eine lange Weile folgten sie dem Fluss Bóinn und
     hielten sich nordöstlich, und noch bei Tageslicht grüßten sie in der Ferne die Hügel, auf denen sich der von einem Burgwall
     umgebene Palast des Hochkönigs von Tara erheben musste.
    Verschiedentlich hatte sie die Hauptstraße über Flüsse und Bäche geführt, denn der stattliche Bóinn wurde von einer Vielzahl
     von Wasserarmen gespeist, die im Hochland entsprangen. Jetzt aber, wenige Meilen vor dem Ziel, galt es nur noch, durch ein
     letztes Moor zu ziehen, in dem sich einem Spinnennetz gleich alle Wasserzuläufe sammelten, um dann in den Bóinn zu fließen,
     der nicht weit von ihnen zu ihrer Linken verlief. Fidelma |68| fiel sogar der Name des letzten Zuflusses ein, ›Scaine‹, was so viel wie Abzweig oder Verteilung bedeutete. Sie wusste, dass
     die Brücken und auch die Straße nach Tara gut und zuverlässig waren und sie gut vorankommen würden.
    Sie ritten zunächst durch Waldungen, weiter an dem Wasserarm entlang, den sie dann auf einer gut befestigten Holzbrücke überqueren
     würden. Doch erst einmal gerieten sie in einen Forst von immergrünen Bäumen, den kein Laubfall im Herbst gelichtet hatte.
    »Gleich hinter den Bäumen und dem Dickicht müssten sich die Hügel von Tara erheben«, verkündete Fidelma erleichtert. »Bald
     haben wir es geschafft.«
    Sie ritt voran, noch hatten sie die Brücke nicht erreicht, als sie plötzlich eine gebückte Gestalt wahrnahm, die augenscheinlich
     am gegenüberliegenden Ufer etwas wusch. Mehr als dass es sich um eine in Lumpen gehüllte alte Frau mit einem wilden Haarschopf
     handelte, konnte sie nicht erkennen. Eine arme alte Frau vom Lande, die Wäsche wäscht, dachte sie.
    Sie näherten sich dem Ufer. Die gekrümmte Gestalt richtete sich auf und starrte Fidelma an. Gleich darauf schob sich ein dünner,
     knochiger weißer Arm aus dem schmuddligen Stoffgewirr, und ein Finger wies auf Fidelma.
    »Hüte dich, Fidelma von Cashel«, erklang eine heisere, mehr krächzende Stimme. »Du bist in Midhe nicht willkommen.«
    Fidelma war dermaßen überrascht, dass sie mit einem Ruck die Zügel anzog und – für ihre Begleiter völlig unerwartet – das
     Pferd zum Stehen brachte. Forschend und auch verärgert betrachtete sie das zerzauste Geschöpf.
    »Redest du mit mir, Alte?«, fragte sie.
    Statt einer Antwort vernahm sie ein schnarrend kratziges Geräusch, und sie brauchte eine Weile, bis sie es als Gelächter erkannte.
    |69| »Gibt es noch eine andere Fidelma
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