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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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könnte mir vorstellen,
     in Tara hat sich herumgesprochen hat, dass Cenn Faelad nach mir geschickt hat, und so hat es auch die Alte mitbekommen.«
    »Ich habe nicht mal die Hälfte von all dem verstanden, was da gesagt wurde«, gab Eadulf einigermaßen ratlos zu. »Wer oder
     was ist ›bave‹?«
    »Badh«, verbesserte ihn Fidelma. »Das war eine der bösen Göttinnen, die für Tod und Kampfgetümmel zuständig war. Sie liebte
     Gemetzel und Blutvergießen, säte oft Zwietracht und brachte so die Menschen dazu, aufeinander einzuschlagen.«
    »Und oft wird sie als alte Frau dargestellt«, ergänzte Gormán, »die an einer Furt sitzt und die Schädel von in der Schlacht |72| Erschlagenen wäscht – deshalb nennt man sie auch ›Die Wäscherin an der Furt‹.«
    »Nur bezeichnete sich die alte Frau hier als die Wächterin an der Furt«, berichtigte ihn Fidelma, die den erregten Gesichtsausdruck
     des jungen Kriegers sehr wohl bemerkte. »Die Verwirrte war ein Mensch aus Fleisch und Blut wie du und ich, Gormán.«
    »Menschen fürchte ich nicht, Lady, das weißt du. Aber …«. Er zuckte hilflos mit den Achseln.
    »Ich hätte gern gewusst, was das alles zu bedeuten hatte, das mit dem Kessel, dem Schwert und dem Speer«, fiel ihm Eadulf
     ins Wort. »Ich hab das zum ersten Mal gehört.«
    Geduldig wandte sich Fidelma ihm zu. »Es sind die alten Geschichten, Eadulf. Vor langer, langer Zeit erzählte man sich, dass
     die alten Götter und Göttinnen von Éireann, die die Kinder von Danú, der Muttergöttin, gewesen sein sollen, aus vier großen
     sagenumwobenen Städten kämen. Sie kamen auf unsere Insel und brachten ihre größten Schätze mit, jeder einen aus ihrer jeweils
     zurückgelassenen Stadt. Aus Falias brachten sie den heiligen Stein, der den Namen Lia Fáil oder Stein des Schicksals erhielt;
     aus Gorias brachten sie ein mächtiges Schwert, das Schwert der Vergeltung, aus Urias den Roten Speer, der – hatte man ihn
     einmal geworfen – den Weg zu seinen Feinden fand, egal, wo sie sich verborgen hielten; und aus Murias schließlich brachten
     sie einen riesigen Kessel – den Kessel des Überflusses –, der alle Hungrigen speiste. Alle vier galten als die großen Schätze
     und Symbole des Alten Glaubens.«
    Die Anspielung des alten Weibes auf das Rad des Schicksals, das
Roth Fáil
, ließ sie unerwähnt. Es war das einzige, was sie selbst etwas beunruhigte, hatte es doch auch in Bruder Conchobhars Betrachtungen
     eine Rolle gespielt.
    |73| Urplötzlich tauchte Caol aus dem Dickicht auf und kam am Flussufer entlang auf sie zugeritten. »Ich hab sie aus dem Auge verloren«,
     gestand er. »Sie kennt sich in den Wäldern hier aus oder … oder sie hat die Fähigkeit, sich in Nichts aufzulösen.«
    Fidelma lachte amüsiert. »Natürlich ist sie mit jedem Fleck hier vertraut, guter Freund; dass sie sich auf die Kunst des Unsichtbarmachens
     versteht, glaube ich weniger. War doch aber eine eindrucksvolle Begegnung. Nur sollten wir uns nicht länger hier aufhalten.
     Bis Tara ist es nicht mehr weit.«
    Eadulf sah sich besorgt um. »Sollten wir das, was die Alte gesagt hat, nicht lieber beherzigen? Schließlich hat sie uns gewarnt,
     mehr noch – gedroht.«
    Fidelma verwarf seinen Gedanken. »Eine Drohung von jemandem, der geistig verwirrt ist …«
    »Bleibt immer noch eine Drohung«, vollendete Eadulf ihren Satz nachdenklich.
    »Eadulf hat recht, Lady. Wir sollten auf der Hut sein«, sagte auch Caol mit Nachdruck.
    Fidelma blieb gelassen und griff freundlich spöttelnd seinen Gedanken auf: »Eben darauf verlasse ich mich bei dir und Gormán.
     Als Leibwächter und Krieger der Elitegarde meines Bruders habt ihr ständig auf der Hut zu sein. Also los, lasst uns nicht
     länger verweilen.«

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    KAPITEL 4
    Abt Colmán, der geistliche Berater des
airchelas
, des Großen Rates des Hochkönigs, kam sie eigens willkommen heißen, nachdem man ihre Ankunft an den Toren der Königsfestung
     verkündet hatte. Er war ein untersetzter, rotwangiger Mann |74| Ende fünfzig. Fidelma saß ab, und er eilte ihr mit ausgestreckten Händen entgegen, als gelte es, eine gute alte Freundin zu
     begrüßen, wenngleich sich hinter dem freundlichen Gebaren auch Bekümmernis verbarg.
    »Schwester Fidelma! Dich hier in Tara zu sehen tut immer gut. Leider führt dich diesmal ein trauriger Anlass her.«
    Sein Händedruck war warmherzig, und sie erwiderte ihn nicht weniger herzlich. Ihre letzte Begegnung lag schon eine Weile zurück.
    
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