Tod den alten Göttern
sogar so weit gehen zu behaupten, dass er sich auch in Fragen der alten Religion konservativ verhielt.«
»Weshalb erwähnst du gerade Letzteres? Meinst du, er stand nicht zum Neuen Glauben?«
»Schwer zu sagen. Im Großen Rat brach er einmal eine erhitzte Debatte vom Zaun, indem er forderte, die Menschen sollten ebenso
das Recht haben, nach den Vorstellungen des Alten Glaubens zu leben wie nach denen des Neuen Glaubens. Es soll ein heftiges
Wortgefecht mit Sechnussach gegeben haben, aber ich war selbst nicht dabei und kann mich nicht weiter dazu äußern.«
»Ein heftiges Wortgefecht zwischen Sechnussach und Dubh Duin?« Erfreut war Fidelma über die Auskunft nicht. »Ist das schon
wieder etwas, das meinen Nachforschungen dienlich wäre und mir nicht mitgeteilt wurde?«, rief sie.
Brehon Barrán winkte ab. »Frag Irél, der war damals auf der Ratsversammlung dabei, oder einen der Adligen, die die Debatte
mit angehört haben. Ich bin schließlich nicht der Ermittler in dieser Angelegenheit«, fügte er nachdrücklich hinzu. »Etwas
Auffälliges im Verhältnis zu den anderen Edelleuten von Midhe habe ich nie an Dubh Duin bemerkt.« Er schmunzelte. »Die brüsten
sich alle, einer wie der andere, mit großartigen Moralauffassungen. Dubh Duin wiederholte gern, dass die neue Religion nicht
gut auf die zu sprechen sei, die an der alten festhielten, und dass er sich für die Rechte der letztgenannten einsetze.«
Fidelma wandte sich zum Gehen, blieb aber an der Tür stehen.
»Es wäre mir lieb, wenn mir in Zukunft nicht wieder etwas verschwiegen wird, Barrán«, erklärte sie bissig und ging.
|222| Draußen atmete sie tief durch. Es machte sie wütend, dass der Oberste Richter ihr Dinge vorenthalten hatte und sich damit
verteidigte, er hätte es zum Wohle aller getan. Verärgert ging sie den Gang entlang und stieß in der Vorhalle des
Tech Cormaic
auf Eadulf.
»Im Versammlungsraum des Großen Rates ist zur Zeit niemand, aber ich habe etwas in Erfahrung gebracht, das weiterhelfen könnte.
Ich habe mich mit Irél über Dubh Duin unterhalten, der hat einen Streit mit dem Großen Rat gehabt.«
»Einen Streit mit Sechnussach über Glaubensfragen?«
»Du hast schon davon gehört?«, fragte er enttäuscht.
Sie streckte ihm die Hand entgegen und hakte sich bei ihm ein. »Ehrlich gesagt, mehr, als dass man sich gestritten hat, weiß
ich nicht. Einzelheiten habe ich nicht erfahren. Komm, lass uns an die frische Luft gehen, und du erzählst mir alles.«
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KAPITEL 13
Sonderlich beeindruckt zeigte sich Fidelma nicht von dem, was Eadulf ihr über sein Gespräch mit dem Befehlshaber der Fianna
zu berichten hatte.
»Es hilft, sich ein Bild von dem Mörder zu machen, aber bis wir zum eigentlichen Kern des Ganzen vorstoßen, bleibt noch eine
Menge zu tun.«
»Was ist bei deinem Gespräch mit Brehon Barrán herausgekommen? Hat Gormflaith die Wahrheit gesagt?«
»Was die beiden erzählen, stimmt nicht miteinander überein. Barrán behauptet, seines Wissens wäre keine Scheidung vorbereitet
worden und man hätte ihn nie gebeten, ein entsprechendes Dukument aufzusetzen.«
Sie wurde vom Weitersprechen durch Cnucha abgelenkt, |223| dem unscheinbaren jungen Mädchen, das sie im Gästehaus bedient hatte und das jetzt über den Hof eilte. Fidelma rief nach ihr,
und als Cnucha sah, wer sie gerufen hatte, kam sie beflissen herübergelaufen.
»Womit kann ich dienen, Lady?«, fragte sie mit sittsam gefalteten Händen und gesenktem Blick.
»Ich suche Bruder Rogallach. Hast du eine Ahnung, wo er sein könnte?«
Sie zeigte auf die rückwärtige Seite des
Tech Cormaic
.
»Um diese Zeit wird er in der Küche sein, Lady. Die hintere Tür ist offen, du gelangst gleich durchs Haus in die Küche.«
Fidelma wollte dem Mädchen danken, als auf den Stufen der Residenz Brónach auftauchte und nicht eben freundlich zu ihnen hinüberblickte.
»Cnucha! Was stehst du da herum? Hab ich dich nicht zum Gästehaus geschickt, um Báine zur Hand zu gehen? Nun mach schon!«
Im Gegensatz zu ihrer sonstigen Art streckte Cnucha ihr die Zunge raus, bedachte dann aber, wer neben ihr stand, wurde rot
und senkte beschämt den Kopf.
»Verzeihung, Lady. Es kommt schon mal vor, dass ich mich vergesse. All die Ungerechtigkeiten zu ertragen, wenn andere glauben,
du hast kein Gefühl und kannst dich nicht wehren, ist manchmal ganz schön schwer. Brónach ist im Grunde ihres Herzens bestimmt
ein guter Mensch. Aber in letzter
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