Tod den alten Göttern
ist?«
|229| »Das kann ich nicht sagen. Ich war eine Weile nicht bei mir.«
In dem Moment kam Torpach, der Koch, aus der Küche. Er sah Rogallach auf der Erde liegen und dass die beiden anderen über
ihn gebeugt standen und fragte erschrocken: »Was geht hier vor?«
»Bruder Rogallach ist ein Missgeschick widerfahren«, erwiderte Fidelma rasch. »Kannst du dich erinnern, wann er die Küche
verlassen hat und in die Vorratskammer gegangen ist?«
»Wenige Augenblicke, bevor du in die Küche kamst und nach ihm fragtest, Lady«, antwortete er leicht verwirrt. »Ist er irgendwo
ausgerutscht?«
Sie ließ seine Frage unbeantwortet. »Nur wenige Augenblicke zuvor? Wenn es tatsächlich ein vorsätzlicher Schlag war, könnte
sich der Täter noch da unten versteckt halten. Bleib du bei Bruder Rogallach«, wies sie den Koch an.
Sie stand auf und bedeutete Eadulf, mit ihr zu gehen. Die Kerze hatte sie auf einem Regal in der Kammer brennend stehen lassen.
Sie griff sie sich, wurde aber von Eadulf energisch zurückgehalten. Auch dieses Mal ließ er nicht zu, dass sie als Erste ging.
Beherzt näherte er sich dem schwarzen Loch, das vor ihm gähnte und in dem einige Stufen nach unten führten. Die Falltür war
wie geschildert offen und festgemacht, so dass sie nicht hinter einem zufallen konnte. Mit der brennenden Kerze in der Hand
stieg er vorsichtig die Stufen hinab.
Am hinteren Ende des mit Steinen ausgelegten Gewölbes saß an einem der Holzpfeiler, die das Dach stützten, eine Gestalt, die
Beine von sich gestreckt. Die weit aufgerissenen Augen starrten ihm entgegen, als er sich in der niedrigen Höhle geduckt vorwärtsbewegte.
Die Lippen waren zu einem schauderhaften Grinsen verzerrt.
»Deus misereatur!« ,
stieß er entsetzt aus.
|230| Er erkannte unschwer die bösartigen Züge des alten Weibes, das sich als Badb, die Göttin des Todes und der Schlachten, ausgegeben
hatte. Was er nicht gleich erkannte, weil ihm im ersten Augenblick das Blut in den Adern stockte, war, dass sie tot war. Eine
lange Dolchklinge ging ihr mitten durch die kümmerliche Brust und nagelte sie an den Stützpfeiler.
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KAPITEL 14
Man hatte Bruder Rogallach zu Iceadh, dem alten Arzt und Apotheker, geschafft, der sich seiner Wunde annahm, und auch Abt
Colmán rufen lassen, der bestätigte, dass es sich bei der Toten um die alte Mer handelte.
»Die Ärmste«, seufzte er bedauernd. »Ich hatte euch gesagt, dass Mer sich bei den Küchen in Tara herumtreibt und nach Abfällen
sucht. Aber dass sie in eine Vorratskammer eingebrochen wäre, um Lebensmittel zu stehlen, ist mir nie zu Ohren gekommen. Sie
war verrückt, ja, aber harmlos. Wer könnte das hier nur getan haben?«
»Das entzieht sich unserer Kenntnis«, erwiderte Fidelma. »Ich will Bruder Rogallach befragen. Nach dem, was wir vorgefunden
haben, wird er unmittelbar nach dem Mord die Kammer betreten haben. Der Täter muss noch drin gewesen sein und hat ihn bewusstlos
geschlagen.«
»Seid ihr sicher, es war der Mörder, der ihn bewusstlos geschlagen hat? Hat Bruder Rogallach ihn gesehen? Weiß er, wer es
war?«
»Leider nicht. Der Täter hat ihn von hinten überfallen.«
»Zumindest besteht keine Notwendigkeit, ihn weiter zu befragen.«
Fidelma sah ihn verständnislos an.
|231| »Einer Sache können wir sicher sein«, fuhr Abt Colmán ernst fort. »Der Tod der Alten hat nichts mit dem Mord am Hochkönig
zu tun. Ihren Tod kann einer der anderen Richter untersuchen, so wirst du nicht zusätzlich belastet und kannst dich ungehindert
der Aufklärung des Mordes an Sechnussach widmen.«
»Können wir wirklich davon ausgehen, dass das eine nicht mit dem anderen verbunden ist?«, warf Eadulf ein. »Immer hin erschien uns die Frau als Erste und warnte uns, unser Kommen mit dem Vorsatz, den Mord aufklären zu wollen, würde nicht auf
Gegenliebe stoßen. Dass man sie jetzt auch umgebracht hat, scheint mir ein merkwürdiges Zusammentreffen der Ereignisse.«
»Sie war nicht beieinander«, beteuerte der Abt, »vielleicht hat sie aus der Vorratskammer etwas stehlen wollen, jemand anders
mit der gleichen unlauteren Absicht kam dazu und drehte durch. Nein, eine andere Verbindung besteht da nicht.«
»Das denke ich auch«, stimmte ihm Fidelma zu. Eadulf fand, sie gab sich zu rasch mit der Erklärung zufrieden, merkte aber
an ihrem Gesicht, dass es sinnvoller war zu schweigen. »Mit Bruder Rogallach müssen wir jedoch im Zusammenhang mit dem Mord
an
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