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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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klammerte. Er erklärte: »Carl ist etwas zugestoßen.«
    Rhame spreizte die Hände. »Es tut mir leid. Ich dachte, Sie wüßten es. Der Leutnant gab Anweisung, man solle Sie vom Texas zurückrufen; vermutlich waren Sie schon abgeflogen, als die Nachricht dort eintraf.« Er versuchte schonend zu sein, wie Cornut erkannte. Er sagte: »Es ist ungefähr vor einer Stunde passiert – gegen Mitternacht. Der Präsident war schon zu Bett gegangen – ich meine, St. Cyr. Master Carl stürmte in seinen Wohnsitz – sehr wütend, wie die Haushälterin sagte.«
    »Worüber wütend?« rief Cornut.
    »Ich hatte gehofft, daß Sie uns das sagen könnten. Es muß etwas recht Ernstes gewesen sein. Er versuchte, St. Cyr mit einer Axt zu töten. Glücklicherweise …« Er zögerte, fand aber keine Möglichkeit, das Wort zurückzunehmen. »Zufällig war der Leibwächter des Präsidenten in der Nähe. Er konnte Master Carl nicht anders aufhalten: Er erschoß ihn.«
     

 
11.
     
    Cornut durchlebte diese Nacht und den nächsten Tag wie einen Traum. Carl tot! Der alte Mann erschossen – bei dem Versuch, einen Mord zu begehen! Das war mehr als unglaubwürdig, das war einfach phantastisch. Er wollte diese Möglichkeit keine Sekunde akzeptieren.
    Locille war fast die ganze Zeit bei ihm, näher, als eine Frau es zu sein brauchte, näher sogar als ein Wachhund. Er bemerkte nicht, daß sie da war. Aber er hätte gemerkt, wenn sie nicht dagewesen wäre. So als wäre sie immer dagewesen, sein Leben lang, denn sein Leben war jetzt etwas grundlegend Neues, anderes, etwas, das morgens um ein Uhr begonnen hatte, als sie aus der Luftfähre gestiegen waren und Sergeant Rhame getroffen hatten.
    Rhame hatte ihm alle nötigen Fragen innerhalb einer Viertelstunde gestellt, ihn dann jedoch nicht verlassen. Er war aus Mitgefühl geblieben, nicht aus Pflicht. Ein Polizist, sogar einer, der sich auf eigenen Wunsch von der Forensischen Wahrscheinlichkeitsforschung zur Mordkommission versetzen läßt, ist an Gewaltverbrechen und ungewöhnliche Mörder gewöhnt und kann manchmal mithelfen, den unschuldigen Außenstehenden schwierige Fakten zu erklären. Rhame versuchte es. Cornut war ihm dankbar dafür. Er war nur wie benommen.
    Er strich seine Vorlesungen am nächsten Tag – Bandaufzeichnungen genügten – und begleitete Rhame bei der mühsamen Zurückverfolgung der letzten Schritte Carls. Erst suchten sie St. Cyrs Wohnsitz auf und trafen den Präsidenten an, wach und eisig. Er schien von seinem Erlebnis nicht erschüttert zu sein, aber ihn konnte wohl nichts erschüttern. Er gönnte ihnen nur einen kurzen Augenblick von seiner kostbaren Zeit. »Carl ein Mör-der. Es war ein gro-ßer Schock für mich, Cor-nut. Ein Ge-nie, wir kön-nen nicht er-war-ten, daß es aus-ge-gli-chen ist, neh-me ich an.« Cornut wollte nicht länger bleiben. St. Cyrs Gegenwart war nie angenehm, aber was ihn bei diesem Gespräch besonders abstieß, war der Anblick der Hellebarde aus dem 15. Jahrhundert, die wieder an der Stelle lag, an der, wie es hieß, Master Carl sie hatte fallen lassen, als der Leibwächter ihn erschoß. Die Haare des Teppichs waren dort krauser, sauberer als der Rest. Cornut wurde es fast übel bei der Erkenntnis, welchen Fleck man so schnell dort entfernt hatte.
    Er war froh, aus dem kostbar eingerichteten Wohnsitz des Präsidenten herauszukommen, obwohl der restliche Tag alles andere als eine Freude war. Ihr erstes Ziel war der Nachtproktor auf Carls Etage, der bestätigte, daß der Hausmaster gegen zehn Uhr gegangen war und über irgend etwas verstört zu sein schien, ohne allerdings, wie es seinem Wesen entsprach, einem Studenten gegenüber einen Hinweis zu geben, worum es sich handelte. Es kam ihnen nicht in den Sinn, die Ureinwohner zu befragen, so daß sie nichts von seiner kurzen und völlig einseitigen Unterhaltung erfuhren, aber sie nahmen seine Spur am nächsten Punkt wieder auf.
    Master Carl war um fünfundzwanzig nach zehn im Archiv aufgetaucht und hatte den Nachtbibliothekar sofort um seine Dienste ersucht.
    Der Bibliothekar war ein Student, der, wie die meisten Studenten, einen Teil seiner Kollegegelder abarbeitete. Er war bestürzt, und Cornut erriet rasch, warum. »Sie haben geschlafen, nicht wahr?«
    Der Student nickte und ließ den Kopf hängen. Er schlief fast schon wieder, während er mit ihnen sprach; die Nachricht von Master Carls Tod war zu jedem Nachtdiensthabenden auf dem Campus gedrungen, und der Junge hatte überhaupt nicht schlafen

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