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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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die daraus abgeleitet werden konnten, hatten sich eigentlich bei der praktischen Anwendung überall als richtig erwiesen.
    Fast überall. Einer von Carls Doktoranden hatte in seiner Doktorarbeit versucht, das Wolgrensche Gesetz mit den Volkszählungsdaten in Einklang zu bringen – seltsamerweise war dieses Thema offenbar noch nie behandelt worden. Der Junge fiel durch. Er fand ein anderes Thema, erhielt seinen Doktor und entwarf jetzt glücklich Kommunikationssysteme für die Fernsehgesellschaften, aber mit seinem Versagen hatte er ein Problem geliefert, das die Aufmerksamkeit eines erstklassigen Mathematikers verdiente; und Carl hatte es Cornut angeboten. Cornut hatte seit sechs Monaten in seiner Freizeit daran gearbeitet. So unvollständig sie auch war, die Abhandlung verschaffte Master Carl drei Stunden intensiven Vergnügens. Bei Cornut konnte man sich darauf verlassen, daß er gute Arbeit lieferte! Carl verfolgte, vor sich hin murmelnd, jeden Schritt; zog bei der Anwendung des Chi-Quadrats die Augenbrauen in die Höhe, bis der Beweis durch eine kühne Erweiterung der Gibbsschen Phasenregel folgte. Es war die mathematische Beweisführung, die ihn interessierte, nicht das Thema der Volkszählungsdaten selbst. Erst als er die Abhandlung ganz durchgelesen hatte und sich strahlend zurücklehnte, fragte er sich, warum Cornut sie für unvollendet hielt. Sie war beendet! Jede Gleichung geprüft! Die Konstanten waren klassisch und korrekt, die Veränderlichen wurden festgehalten und in seitenlangen Berechnungen bestimmt.
    »Höchst sonderbar«, sagte Carl sich und starrte ausdruckslos die Bank an, auf der sein Röntgenfilm sich still mit Elektronen vollsaugte. »Ich frage mich …«
    Er zuckte die Schultern und versuchte, sich das Problem aus dem Sinn zu schlagen. Aber das ließ es nicht zu. Er spielte flüchtig mit dem Gedanken, Cornut zu rufen, sah aber davon ab; der Junge war sicher noch nicht von seinem Besuch bei Locilles Familie zurück, und sollte er doch schon zurück sein, gehörte es sich nicht, so spät bei ihm hereinzuplatzen.
    Unbefriedigt las Master Carl nochmals die letzte Seite der Abhandlung durch. Die Mathematik stimmte; diesmal ließ er die Bedeutung in sich eindringen: »Bei n Geburten wird die Lebenserwartung des ältesten Einwohners n mal eine Konstante e -log q sein.« Na und? Warum nicht?
    Carl war irritiert. Er schaute auf seine Uhr. Es war erst zehn.
    Stirnrunzelnd knöpfte er seine Jacke zu und ging hinaus, das Licht blieb an, die Tür offen, die Abhandlung aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch liegen … und der Röntgenfilm immer noch in festem Kontakt mit dem gamma-strahlenden Papier.
     
    Niemand antwortete, als Carl an Cornuts Tür klopfte, so daß er sie nach kurzem Zögern aufstieß. Das Zimmer war leer; sie waren noch nicht vom Texas zurückgekehrt.
    Carl brummte den Nachtproktor an und fuhr mit dem Aufzug hinunter zum Campus. Er dachte, daß ein Spaziergang ihm vielleicht nützen könnte. Es war kühl, aber er merkte es kaum. Stimmte etwas nicht mit der Größe q? Aber ihre Ableitung war völlig in Ordnung. Er rief sich so deutlich, als stünden sie eingraviert an der Mauer des Verwaltungsgebäudes vor ihm, die Gleichungen ins Gedächtnis, die q definierten; er erinnerte sich sogar, welche Elemente diese Gleichungen enthielten. Öffentliche Gesundheit, Rüstung, Ernährung, ein geschickt abgeleiteter Wert für die öffentliche Meinung … Sie waren alle in den beigefügten Tabellen enthalten gewesen.
    »Gute Nacht, Carl-san.«
    Er blieb stehen und blinzelte durch das Geflecht des Drahtzauns. Er war zu dem kleinen Lager gelangt, in dem die Ureinwohner hausten; der Hauptmann, wie immer er heißen mochte, hatte ihn gegrüßt. »Ich dachte, ihr wärt schon auf – hm, der Vortragsreise«, beendete er den Satz lahm. »Auf der Vorführungsreise«, hatte ihm auf der Zunge gelegen.
    »Morgen, Carl-san«, sagte der Mann mit dem Waffelgesicht und bot Carl eine lange federgeschmückte Pfeife an. Das hatte in dem Bericht gestanden; es war eine Friedenspfeife, eine Eigentümlichkeit und aus irgendeinem Grund eine Überraschung für die Anthropologen, eine Sitte der Inselbewohner. Carl schüttelte den Kopf. Der Mann – Carl fiel der Name wieder ein; es war Masatura-san – sagte entschuldigend: »Sie laut leisesprechen. Gestern ich riechen, Sie kommen weit her.«
    »Wirklich«, sagte Carl, ohne ein Wort zu hören. Er dachte über e -log nach und die Zulässigkeit, ihn einzusetzen; aber auch das

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