Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
Vom Netzwerk:
Wach gelegen.
    Gegen drei Uhr morgens hatte sie geglaubt, es versuche jemand in ihr Zimmer einzudringen.
    Stunden später, im ersten Tageslicht, hatte sie dann die Türschlösser kontrolliert und über sich selbst den Kopf geschüttelt. Was geschah da mit ihr? Diese Trugbilder des gestrigen Nachmittags. Waren das Boten des Wahnsinns?
    Jana Tempel sagte ab, als das Kind sie einlud.
    Sie würde die nächsten vierundzwanzig Stunden lieber im Bett verbringen. Sich eine Flasche Tignanello kommen lassen. Eine Tasse Kraftbrühe. Trauben.
    Sie griff zum Telefon, um Blumen für Vera in Auftrag zu geben. „Irgendwas Großes“, sagte sie, „keine Rosen.“
    Hatte sie falsch gesetzt, als sie das Kind bat, die Adressen ausfindig zu machen? Die Kuverts zu verteilen?
    Seit Tagen wartete sie schon auf ein klärendes Gespräch.
    Wusste nur, dass Vera und dieser Nick mit Kaleschke gesprochen hatten und Stan nicht angetroffen.
    Hatte denn bislang nur Kaleschke ein Kuvert erhalten?
    Warum kam er nicht auf sie zu?
    Vielleicht war es nicht genug Geld, das sie anbot.
    Konnte es Hans Kaleschke gewesen sein, der gestern hinter ihr hergangen war? Jana Tempel ließ sich in die Kissen fallen.
    Sie sollte sich schonen. Wenigstens für einen Tag.
    Keine Gedanken wie diese zulassen.
    Noch einmal griff sie zum Telefon. „Schreiben Sie zu den Glückwünschen an Frau Lichte, dass ich sie morgen sehen will“, sagte sie. Da war er, der alte Kommandoton.
    Beinah hatte sie Angst gehabt, eine bange Alte zu werden.
    „Bin ich schon tot?“, fragte Vera, als Anni den Kübel mit den weißen Lilien ins vordere Zimmer trug. Sie pflückte das Kuvert aus den Blumen. Nicht cremefarben und doch von Jana Tempel.
    „Wenn du dich neben die Lilien setzt, dann sicher bald“, sagte Anni. Am liebsten hätte sie den Kübel auf den Balkon gestellt.
    Der Duft bereitete ihr Kopfschmerzen.
    „Da ist was von Leo in der Post“, sagte sie.
    Vera ging in die Diele und nahm vier Briefe und eine Karte vom kleinen Tisch. Zwei waren von ihrer Bank, die Karte kam von Leo. Vorne drauf waren zwei alte Damen, die Arm in Arm in den Straßenschluchten New Yorks unterwegs waren. Die Hüte tiefgezogen, die Kragen hochgestellt, Taschentücher vor den Nasen. Du und ich? hatte Leo darunter geschrieben.
    Um was zu sagen?
    Dass das Alter unaufhaltsam auf sie zukam? Der nächste Treffpunkt in New York sei? Leo und Vera im Laufe des Lebens wieder ein Herz und eine Seele sein würden?
    Ansonsten hatte sie sich mit einem Happy Birthday begnügt.
    Die Karte war nicht in den Staaten abgestempelt.
    Es zierte sie ein anonymes ‚Briefzentrum’. Wie Vera das verabscheute, dass es keine ordentlichen Poststempel mehr gab, die den Herkunftsort verrieten.
    „Was schreibst sie?“, fragte Anni.
    Vera gab ihr die Karte zur Betrachtung.
    „Warum hat sie denn eine mit zwei Ollen ausgesucht?“
    „So sähe ich eben bald aus, wenn ich die Augencreme von Nicholas nicht hätte“, sagte Vera.
    Anni winkte ab. „Ich weiß noch gar nicht, ob Nudeln oder Salzkartoffeln“, sagte sie.
    „Nudeln“, sagte Vera, „wollte Nick nicht früher kommen?
    „Ich hab ihn noch zu Rindchen geschickt, einen Karton Wein holen. Nicht, dass wir nachher zu wenig haben.“
    Hatten sie je zu wenig gehabt?
    Vera lebte seit vierzig Jahren in einer großen materiellen Fülle. Hatte ihr das immer gut getan? Vielleicht hätte sie die eine und andere Weiche anders gestellt, wäre Geld nicht so selbstverständlich gewesen.
    Doch ihr Vater hatte einen großen Fundus an Liedern zurückgelassen, die die Tantiemen noch immer fließen ließen. Ganz abgesehen von seinem Geschick, ein Vermögen aufzubauen.
    Was wäre sonst aus ihr geworden?
    Eine engagierte Journalistin, statt ein Gastspiel zu geben in der Redaktion des Klatschblattes, in dem Leo gearbeitet hatte? Sängerin? Nicht nur für ein paar Monate an der Seite von Jef in der Bongo-Bar?
    „Was träumst du?“, fragte Anni, die mit einem großen Topf durchs Bild ging. Das Boeuf Bourgignon, das sie auf dem Balkon kaltgestellt hatte. In den Kühlschrank hätte der Topf kaum hineingepasst.
    Vera drehte sich um und blickte in den Spiegel, dessen Glas schon Altersflecken hatte. Sie zog eine Grimasse.
    Zwei Briefe, die sie noch nicht geöffnet hatte. Vera nahm sie und ging damit in die Küche, wo Anni wirtschaftete.
    „Die Knutschkugel schläft sich aus für heute Abend“, sagte Anni. Was rührte sie da für eine Schokoladencreme? Stand nicht schon ein großer Flan im

Weitere Kostenlose Bücher