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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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die flachen fellgefütterten Stiefel trug und nicht die hochhackigen.
    Das rote Haar hätte sie unter einem Hut verbergen sollen.
    Ein Raunen in den Bäumen. Jana Tempel blickte hoch. Kein Laub, das rascheln konnte. Die Bäume waren kahl.
    Was hörte sie da? Was sollte das? Sie war nicht der Typ, der den Erlkönig nachspielte.
    Janka. Hast du schon dein Gebet gesprochen?
    Nein. Das hatte keine andere Stimme gesagt. Das war in ihrem Kopf gewesen. Was tat die Phantasie mit ihr?
    Janka. Janka. Janka.
    Glockengeläut, das ein Wind zu ihr trug, der die Kälte auf einmal noch schärfer machte. Wirkliches Glockengeläut.
    Das bildete sie sich nicht ein. Wo war hier eine Kirche?
    Hinter ihr Schritte. In einiger Entfernung knirschten sie über Reste von Schnee. Doch sie eilten näher.
    Jana Tempel drehte sich nicht um. Sie fing an, zu laufen.
    Auf die Lichter des Interconti zu.
    Fast wäre sie gefallen. Was wollten sie denn noch von ihr?
    Durfte sie nicht ihr Leben in Frieden zu Ende leben?
    Dorozkis, die in einer Reihe vor dem Hotel standen. Um Gottes willen, aus welchen Tiefen kam dieses Wort.
    Sie riss die hintere Tür des ersten der Taxis auf und ließ sich auf das Leder fallen. Der Fahrer drehte sich um. Er mochte keine unberechenbaren Fahrgäste. Doch Jana Tempel atmete schon ruhiger, als sie ihr Ziel nannte.
    Vierzig leuchtende Kerzen. Wollte man die sehen? Anni hatte alle Zutaten verdoppelt, um eine Torte herzustellen, die diese Kerzen trug. Dass die nicht wegsackten in all der Sahne.
    Tränen der Rührung in Annis Augen. Vera hat Geburtstag.
    Das Kind fing nun tatsächlich an, groß zu werden.
    Vera war zum Heulen zumute. Gab es einen Grund? Außer, dass Gustav ihr fehlte und Jef und sie überhaupt gerne viel mehr Menschen um sich gehabt hätte?
    Sie war undankbar. Vermutlich die Müdigkeit. Der Kleine hatte zwei unruhige Nächte gehabt. Doch da saß er nun auf Annis Arm und staunte die Kerzen an.
    Sie hatte Nicholas. Sie hatte Anni.
    Anni, die mit ihrer hohen dünnen Stimme ‘Zum Geburtstag viel Glück’ sang. Der Kleine hatte gekräht dazu.
    Ihm schien diese Festlichkeit zu gefallen.
    Der Geburtstagstisch stand wie immer neben dem Klavier. Eine Platzierung, die noch aus Gustavs Zeiten stammte, denn er hatte am Klavier gesessen und seiner Tochter alle Lieder gespielt, die ihm zum Thema Geburtstag eingefallen waren.
    Eine bodenlange Damastdecke, die den großen runden Eisentisch tarnte, der sonst im Wintergarten stand.
    Ein Blumenstrauß. Anemonen. Immer waren es Anemonen. Der Mensch braucht Wiederkehrendes.
    „Ist auch ein Päckchen von Nelly da“, sagte Anni und deutete auf ein Papier mit provenzalischem Muster.
    War das schon einmal vorgekommen, dass Nelly an den Geburtstag ihrer Tochter dachte, seit sie in Nizza lebte?
    „Pack aus“, sagte Anni.
    „Erst einmal eure Päckchen.“
    „Das hellblaue da ist von Nicholas“, sagte Anni.
    Ein Päckchen aus einer Parfümerie. Wo der Kleine schon überall hinkam. Vera staunte und grinste, als sie eine Augencreme auspackte. Refreshes. Tightens. Brightens.
    „Soll sofort wirken“, sagte Anni. „Siehst ganz schön müde aus um die Augen nach dem nächtlichen Theater.“
    Vera griff nach einem kleinen Beutel aus schwarzem Samt.
    „Das Große“, sagte Anni, „erst das Große.“
    Vera löste die Schleife und dann die Klebestreifen des Papiers. Eine Gugelhupfform für einen Kuchen für sechzehn Personen. Wenigstens. Vera lachte.
    „Unsere alte Form ist doch so klein“, sagte Anni.
    „Was erwartest du eigentlich für eine Bevölkerungsexplosion in diesem Hause?“
    „Wenn erst mal die Kindergeburtstage kommen.“
    „Immer so viel Kinder einladen, wie das Kind alt wird“, sagte Vera, „erinnere ich mich da richtig?“
    „Vielleicht machen wir bei Nicholas eine Ausnahme.“
    „Annilein, du bist die Beste.“ Vera nahm ihre alte Kinderfrau in den Arm und den Kleinen und das Stofflamm, das er hielt.
    „Nun den Samtbeutel“, sagte Anni.
    Vera zog die Schnüre auseinander. Ließ den Inhalt des Beutels behutsam in ihre Hand gleiten. Ohrringe aus schwarzem Onyx in Brillanten eingefasst. Art déco.
    Vera atmete tief aus.
    „Die sind von deiner Großmutter. Aus den zwanziger Jahren. Dein Vater hatte sie ihr geschenkt.“
    „Nun sag nicht, dass Gustav sie dir anvertraut hat, damit du sie mir an meinem vierzigsten Geburtstag gibst. So weit hat nicht mal er vorausgedacht.“
    Anni war verlegen. „Er hat sie mir geschenkt“, sagte sie, „kurz vor seinem Tod. Weil

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