Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
scheint.“
„Na und“, sagte Pit, „ich kenne drei Leute, deren Söhne Kevin heißen.“ Ihm fiel ein, dass der Junge, der verschwunden war, auch Kevin hieß. Hoffentlich fanden sie ihn. Lebend.
Nick nahm die Kanne vom Herd und füllte die kleinen Tassen. „Arbeitet Walentyna noch immer in der Küche?“, fragte er.
„Keine Ahnung. Sie muss sich nicht bei mir melden, wenn sie damit aufhört.“
„Vielleicht holt sie von dort aus zum großen Schlag gegen die Tempel aus.“ Nick klang deprimiert.
Pit stand auf, um den Zuckertopf zu holen. „Glaub ich nicht“, sagte er, „geh doch ins Hotel und erkundige dich nach ihr.“
„Kannst du das nicht tun?“
„Nein“, sagte Pit.
„Du bist ein echter Freund.“
„Genau das. Wenn dir die Frau gefällt, dann werde ich sie nicht aufsuchen und tun, als hätte ich noch Fragen.“
„Ich fürchte, Walentyna ist nicht nur die Frau, die mir gefällt. Sie steckt da ganz groß mit drin.“
„Finde es raus“, sagte Pit, „vielleicht wird alles gut.“
Der Wind wehte. Die Sonne schien. Ein Vorfrühlingstag, wie ihn sich Vera gewünscht hatte.
Theo war nach vorne zum Bug gelaufen, um das Anlegen der Fähre zu beobachten. Wittdün lag vor ihnen.
„Ihm scheint nicht bange zu sein“, sagte Vera. Sie kannte die Geschichte vom traurigen Tod der Telsche Behn.
„Solange wir in Wittdün bleiben“, sagte Hauke, „das kennt er nur vom An- und Ablegen.“
„Hast du noch Beziehungen zu deinen alten Kollegen hier?“
„Der alte Kollege ist pensioniert. Die Neuen kenne ich nicht.“
„Keinen, den du anzapfen könntest, um was über Leontines geheimnisvollen Lebensgefährten zu erfahren?“
„Ich kann seinen Namen mal eingeben.“
„Nicht einmal den kenne ich“, sagte Vera, „Henryk.“ Sie hob die Schultern. „Können wir Theo mitnehmen?“
„Liegt ihr Haus am Strand?“
„Mitten im Ort“, sagte Vera, „eine Straße mit kleinen Läden.“
„Vielleicht sogar ein Eisladen“, sagte Hauke Behn.
Theo würde sich zu beschäftigen wissen.
War es von Vorteil, dass Henryk wieder nicht anwesend zu sein schien? Die ersten Sekunden sahen kaum danach aus.
Eine angstvolle Leontine öffnete die Tür für einen Spalt, und hätte sie fast schon zugemacht, als sie Theo sah, der noch am Gartentor stand, und darauf gewartet hatte, ob sich das Vorhaben von Vera und seinem Vater nicht gleich von selbst erledigte. Durch das Geschlossenbleiben einer Tür.
Ein Strahlen ging über das Gesicht der alten Frau.
„Komm schnell“, sagte sie, „darf dich doch keiner sehen.“
Hatten sie je einen so kompletten Satz von ihr gehört?
Theo sah seinen Vater an und wusste nicht, was er tun sollte.
Doch der streckte die Hand nach ihm aus, und Theo kam.
Leontine Weiss drängte sie alle drei ins Haus und schloss die Tür hastig. „Dass du da bist“, sagte sie zu Theo.
Vera und Hauke tauschten einen Blick aus und hofften auf eine Gelegenheit, Theo zu bitten, mitzuspielen.
Doch das Kind hatte gute Instinkte und schon verstanden, dass die alte Frau ihn für einen anderen hielt.
Er ließ sich in das gelbe Zimmer führen und setzte sich auf den Kaffeehausstuhl. Ihn beruhigte, dass nun auch Vera und sein Vater willkommen zu sein schienen.
„Setzt euch. Setzt euch. Irgendwo habe ich Kekse.“
Leontine kramte in einer Kommode und holte einen Karton Butterkekse von Leibniz hervor. Er sah nicht neu aus.
Theo aß tapfer. Sollten sie sehen, welch eine glückliche Fügung es war, dass er die Windpocken gehabt hatte, und ihnen hier helfen konnte, statt in der Schule zu sitzen.
Leontine strich ihm über die paar Flecken in seinem Gesicht, die noch leicht verschorft waren. Hauke Behn spannte sich an, bereit seinen Sohn aus jeglicher Situation zu befreien.
Doch Theo nahm auch das gelassen.
„Dieses widerliche Ungeziefer“, sagte Leontine Weiss.
„Sie haben ihn gleich erkannt“, sagte Vera in vorsichtigem Ton und versuchte einen Blick auf die Zeichnung zu werfen, die Block zeigte. Dessen war sie sich jetzt sicher.
Der Junge in seinem Arm.
Gab es da eine Ähnlichkeit zu Theo?
Außer, dass die Kinder vermutlich im gleichen Alter waren und beide hellblonde kurze Haare hatten?
Leontine setzte sich in ihren Sessel und lächelte Theo an.
„Ich kenne doch meinen Henryk“, sagte sie leise.
„Sie haben einen Bruder, der Henryk heißt“, sagte Behn, „ich habe ihn bei unserem ersten Besuch kennengelernt.“
Leontine nickte. „Der ist schon groß“, sagte sie und stand
Weitere Kostenlose Bücher