Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
zu grell gefärbten Haaren.
„Das ist für Sie abgegeben worden“, sagte der Portier.
Eine Nachricht von Stan Block? Nein. Ein weißer Umschlag, den das Kind deponiert hatte. Vera Lichte, stand in großer Handschrift als Absender. Die Tempel riss den Umschlag schon im Aufzug auf. Die Fotokopie eines Fotos.
Sie erkannte das Haus in der ul. Lucacz Gòradi sofort.
Auch den Bel Air, den Fritzel ihr geliehen hatte. Dass er so wohlhabend gewesen war. Welch ein Niedergang.
Wie kam das Kind an dieses Foto. Hatte Gustav es ins Familienalbum geklebt?
Ein großes Fragezeichen hatte das Kind hinten auf die Kopie gemalt. Vielleicht sollte sie Gustavs Tochter alles erzählen.
Am Abend, bevor sie abreiste. Zu Therèse nach Lutry.
Das alles hier hatte keinen Sinn mehr.
Sie war bereit aufzugeben.
Theo stand vor der Polizeistation und strahlte.
„Ich komme mit nach Amrum“, sagte er, „die Brodersche hat die Windpocken.“ Er lief auf Vera zu, die dem Saab entstieg, und streifte mit einem Blick Jockel van Engelenburg.
„Hast du denn keine Schule?“, fragte Vera. Eine doofe Erwachsenenfrage. Sie ahnte es.
„Ich darf erst Montag wieder. Wegen der Windpocken. Anstecken tue ich aber nicht mehr.“
Vera winkte gelassen ab. Die Windpocken hatte sie mit Nicholas vor Wochen abgefeiert.
„Das ist Jockel“, sagte sie, und wies auf den jungen Mann, „der Sohn von Herrn van Engelenburg.“
„Der so gut Klarinette spielt“, sagte Theo.
„Jockel ist auf dem Weg nach Husum und war so lieb, mich hier abzusetzen.“
Theo atmete tief durch. Diese Auskunft beruhigte ihn.
Er drehte sich zu seinem Vater um, der aus der Tür kam, und in den Jeans und dem hellblauen Leinenhemd gar nicht wie ein Dorfpolizist aussah. Hatte Hauke Behn sich verändert?
„Jockel fährt nur nach Husum“, sagte Theo, „Vera kommt in unser Auto.“
Jockel grinste. Nicht nur der gute Jan van Engelenburg war hier als Kuppler am Werke. Er verabschiedete sich schnell, und hatte noch keine Ahnung, was er mit dem frühen Tag anfangen sollte. Vielleicht doch nach Husum fahren, um seinem alten Herrn eine Freude zu machen. Er konnte ihm eine Teetasse mit Theodor Storm drauf kaufen.
Vera stieg in Behns alten Kombi und freute sich auf Wind und Sonne und den Vorfrühlingstag.
Noch hatte sie keine Ahnung, wie sie Leontine erklären sollte, dass sie schon wieder vor ihrer Tür stand.
Weil sie sich an ein Bild im gelben Zimmer erinnert hatte?
War der Junge auf dem Bild Blocks Sohn?
„Vielleicht finde ich über diesen Weg Zugang zu ihr“, sagte sie zu Hauke Behn. Er war mit allem einverstanden.
Ein geschenkter Tag mit Vera.
Den Kollegen in Husum hatte er klargemacht, dass dies eine Recherche auf Anfrage der Hamburger Kripo war.
Pit hatte zu Kolp gehen wollen. Doch er fand sich vor Nicks Türe wieder. Er hätte die Traurigkeit des kleinen Herrn Kolp an diesem Mittag auch kaum ertragen.
Ein Kind war verschwunden.
Davor hatten sie alle die größte Angst.
Lutz und seine Leute waren dran. Der Kelch war an Pit vorübergegangen. Ein Glück fast, dass seine Toten der letzten Monate alles ältere Leute gewesen waren. Eines Menschen Zeit. Die hatten sie wenigstens gehabt.
„Kochst du mittags nicht mehr?“, fragte Pit. Er sah enttäuscht aus, als er in Nicks Küche kam und den Herd friedlich fand.
„Kalte Platte?“, fragte Nick.
So war das Leben. Man entkam gewissen Dingen nicht.
„Tiroler Bauernspeck und das gute Vollkornbrot von Penny und einen Veltliner dazu.“
Pit Gernhardt setzte sich an den Lindenholztisch und legte leicht verlegen die Zeitschrift darauf, die George Clooney und Leo von Velden zeigte, auf dem Domplatz zu Mailand.
„Ich will dich nicht quälen“, sagte er.
„Dann tu es auch nicht“, sagte Nick. Er blickte eher kühl auf die Camparitrinkerin.
„Man muss die Wahrheit kennen“, sagte Pit.
„Vera ist heute Vormittag mit Hauke Behn nach Amrum gefahren“, sagte Nick Sein Beitrag zur Wahrheit.
„Am Strand liegen? Ist es dafür nicht zu früh?“
„Leontine Weiss ein weiteres Mal aufsuchen.“
„Und du willst nicht dabei sein?“
Bereute Nick, nicht länger im Boot zu sitzen?
Er legte dünne Scheiben vom Tiroler Speck auf einen Teller und schnitt das Vollkornbrot auf. Er fand noch Kirschkapern im Kühlschrank und entkorkte den Veltliner.
„Nein“, sagte er.
„Ich hatte gehofft, ihr könntet mir im Mordfall Loew helfen.“
„Wie sollten wir“, sagte Nick.
„Wäre nicht das erste Mal, dass Vera und du die
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