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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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journey war vorbei.
    Ich lade Sie zum Griechen ein, hatte Pit Gernhardt gesagt, da gibt es doch einen netten bei Ihnen um die Ecke.
    Lauter nette Griechen, hatte Kolp geantwortet.
    Er stand vor dem Haus in der Osterstraße, als Pit vorfuhr.
    Der kleine Herr Kolp hatte einen leichten Anzug aus grauem Gabardine angezogen, um zum Griechen zu gehen, ein weißes Hemd, eine schwarze Krawatte.
    Ein würdiger alter Mann in Trauer. Ein Mann, der Bücher liebte und seinen Sohn allein großgezogen hatte.
    Seinen Sohn, der zum Totschläger geworden war. Als schwerer Neurotiker in Sachen Mutterliebe.
    Sie tranken Ouzo zu den ersten Häppchen, und Pit bestellte eine Flasche Retsina. Er konnte den silberfarbenen Ford vor dem Haus in der Osterstraße stehen lassen. Notfalls.
    Wann sollte er nach den Umständen von Maria Loews Tod fragen? Nach dem Essen?
    Er fragte, als der kleine Herr Kolp mitten in seiner Moussaka war. Doch er verdarb ihm nicht den Appetit, den der alte Mann erfreulicherweise hatte.
    „Wissen Sie, „sagte Kolp und trank einen tiefen Schluck Wein. Sie würden eine weitere Flasche trinken. Das war abzusehen.
    „Ich habe Maruskas Tod nie verstanden“, sagte er, „sie hatte ein starkes Herz. Keine Belastung, die es nicht ausgehalten hätte, und dann stirbt sie in einer friedlichen Zeit von einem Tag auf den nächsten einen Herztod.“
    „Können Sie sich einen anderen Grund vorstellen?“
    Kolp zuckte die Achseln und nahm noch eine Gabel voll.
    Mit einem Kissen erstickt, dachte Pit, doch er sagte es nicht. Wer sollte es so auf die Loews abgesehen haben?
    „Da war das Theaterstück, das Maria geschrieben hatte. Kristian wollte es unbedingt in die Hände kriegen. Als teures Andenken an seine Mutter, nehme ich an. Vielleicht hoffte er auch, damit Geld zu machen.“
    „Vorbei die stolze Trauer“, sagte Pit.
    Kolp sah ihn überrascht an.
    „Das ist der Titel des Stücks“, sagte Pit.
    Der kleine alte Mann nickte. Kannte er ihn?
    „Es wurde in dem Schrank aufbewahrt, in dem Ihr Sohn tot aufgefunden worden ist. Sagt Peter Leschinski.“
    Pit gab dem Wirt ein Zeichen und bestellte noch Wein.
    „In sechsfacher Ausführung“, sagte er, „das Manuskript.“
    „Kennen Sie den Inhalt des Stücks?“, fragte Kolp.
    „Ich habe es nie in die Hände gekriegt. Der Schrank war leer. Bis auf ihren Sohn.“ Pit tat der Satz im nächsten Augenblick Leid, doch Kolp schien er nicht zu stören.
    „Ich nehme an, Leschinski war Ihrem Sohn nicht gerade ans Herz gewachsen.“
    „Er kannte ihn kaum. Doch ich fürchte, Kristian verabscheute ihn trotzdem. Der arme Junge war eifersüchtig.“
    Hatte Pit je einen Vater gekannt, der seinen Sohn so ausdauernd entschuldigte?
    „Leschinski hat vermutlich ein gutes Alibi“, sagte Kolp.
    „Leider ja“, sagte Pit, „glauben Sie, das Stück steht in einem Zusammenhang mit dem Tod Ihres Sohnes?“
    „Das kann ich mir kaum vorstellen“, sagte Kolp. „Ich weiß auch nicht, warum es nie aufgeführt wurde. Vielleicht ist es ein schlechtes Stück. Obwohl Maria schreiben konnte.“
    Er schob seinen Teller zur Seite und griff zum Glas.
    Hatte sich die Suche nach den Textbüchern, die aus dem Schrank des Herrn Leschinski verschwunden waren, nach dem Auftritt bei Kaleschke nicht zu schnell erschöpft?
    Pit nahm den ganzen Theaterkram wenig ernst.
    „Wohnen Sie schön?“, fragte der kleine Herr Kolp.
    Pit sah ihn überrascht an. „In Wandsbek“, sagte er, „ein Klinkerhaus aus der Nachkriegszeit.“
    Kolp nickte. „Sie sind nicht verheiratet?“, fragte er.
    „Ich war es mal kurz“, sagte Pit. Er staunte über die Wende, die das Gespräch genommen hatte.
    Kolp trank einen Schluck und kaute den Wein. Was lag ihm noch auf dem Herzen?
    „Ich werde Kristians Wohnung kündigen. Wollen Sie in den Vertrag einsteigen? Eine helle Altbauwohnung im obersten Stock. Sie kennen sie ja.“
    Pit ließ sich den kleinen Schreck nicht anmerken. „Ich werde darüber nachdenken“, sagte er.
    Kommen Sie ins Hotel, Kind, ich werde Ihnen erzählen, hatte Jana Tempel gesagt. Von der ul. Lucacz Górnicki.
    Einen Termin nannte sie nicht.
    Tage waren vergangen, seit Vera ihr die Kopie vom Foto des tristen Hauses geschickt hatte.
    Vera fiel eine andere Kopie in die Hände, als sie Theos Zeichnung aus dem Schreibtisch nahm, um sie endlich rahmen zu lassen. Ein grobkörniges Bild einer alten Fabrik.
    An ihrem Geburtstag war es in der Post gewesen. Warum hatte sie es nicht weggeworfen?
    Auch jetzt zögerte sie.

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