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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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schon wieder auf. „Durst“, sagte sie, „du hast doch sicher einen großen Durst.“ Sie ging aus dem Zimmer.
    „Dürfen wir das weiterspielen?“, fragte Vera.
    „Nein“, sagte Hauke Behn, „nur dürfen wir sie jetzt nicht enttäuschen. Dann bricht sie zusammen.“
    Leontine kam herein und hielt einen Becher in der Hand und eine Safttüte, die ihr nicht zu öffnen gelang. Behn sprang auf, um behilflich zu sein.
    „Das ist Henryk auf der Zeichnung“, sagte Vera, „und Stan.“
    Die alte Frau nickte. „Habe ich gemalt. Aus dem Kopf.“
    „Wann haben Sie Henryk denn das letzte Mal gesehen?“
    Eine Frage, die Vera nicht hätte stellen sollen.
    Sie war leichtsinnig in ihrem Wunsch, etwas zu erfahren.
    Leontine verzog ihr Gesicht und sah wieder aus wie ein verstörtes Kind. Sie kroch in den Sessel und weinte.
    Wunderbarer Theo, der aufstand, und ihr über die Wange streichelte. Vera und Hauke traten näher, um sich zu verabschieden. „Wiederkommen“, sagte Leontine.
    Sie gingen allein zur Haustür. Hauke Behn öffnete sie, und Theo trat hinaus und war erleichtert.
    Vera folgte ihm nicht gleich. Ihr Blick wurde von den beiden Briefen angezogen, die auf dem Fenstersims lagen.
    Kuverts, wie sie Banken benutzten.
    Hatte der Lebensgefährte den Scheck von Jana Tempel schon auf sein Konto eingezahlt?
    Die Kuverts waren beide verschlossen. Vera bedauerte das. Doch der Name, den sie las, war ein kleiner Fund.
    Auch wenn er Vera noch nichts sagte.
    Heinz Leschinski. Der große Henryk.
    Dachte sie daran, noch einmal die große Limousine vom Doorman heranwinken zu lassen, um durch die Stadt zu fahren? Sie wäre auf der sicheren Seite in diesem Taxi, dessen Fahrer gern Goldbarschfilet aß. Ein freundlicher Mann, der sich erinnerte, wer sie war.
    Jana Tempel dachte daran, die Limousine heranwinken zu lassen. Damals hatte sie auf ihrer Tour der Erinnerungen die Spaldingstraße vergessen.
    Vielleicht, weil sie sich dort kaum aufgehalten hatte.
    Die Männer waren da untergebracht gewesen. Kaleschke. Jantosch. Block. Und die beiden Jungen.
    Leontine war bei ihr gewesen, in der Fruchtallee, bei ihr und Maria und den anderen beiden Frauen, die ihnen am Anfang geholfen hatten, das Kind vor den Wachleuten zu verbergen.
    Keine SS. Die hatte es in der Spaldingstraße gegeben und in Neuengamme, der stillgelegten Ziegelei, die zu einem Lager geworden war. Einem Konzentrationslager.
    Neuengamme, wo sie alle hergekommen waren, um in den Außenstellen zu leben. Den Fabriken näher zu sein.
    Bis auf Leontine.
    Wie hatten die Frauen geheißen? Jana Tempel fing an, die Namen der nicht Auffindbaren zu vergessen. War es nicht erst wenige Wochen her, dass sie auch die auf die kleinen cremefarbenen Kuverts geschrieben hatte?
    Vielleicht war die große Limousine heute gar nicht da.
    Jana Tempel kleidete sich dennoch sorgsamer als sonst.
    Das Kostüm aus leichter Wolle. Ein seidener Turtleneck.
    Hochhackige Schuhe. Sie würde ja kaum laufen.
    Die Brosche mit Brillanten in Baguetteform, die Gustav ihr in Lausanne gekauft hatte. Ein Abschiedsgeschenk.
    Wollte sie so in die Spaldingstraße?
    Hatte Janka sich damals nicht auch fein gemacht? Von Kopf bis Fuß gewaschen. Das Fähnchen angezogen. Das einzige.
    Leontine war da schon verschleppt. Nur noch die Katze mit den langen Schnurrbarthaaren auf der Straße.
    Der weite Weg von Eimsbüttel nach Hammerbrook.
    Der ihr streng verboten war. Doch hatte sie nicht immer schon Privilegien genossen? Teuer erkaufte.
    Nein. Leontine war nicht bei den Männern gewesen.
    Gab es denn Wunder?
    Der SS-Mann, der sie dort in der Spaldingstraße sah, hatte sie festgehalten für die Nacht. In einem Verschlag, den er für sich nutzte. Zwei Flaschen Weinbrand zwischen den Decken.
    Sie hatte nicht gezögert, eine davon an die Lippen zu setzen.
    War es durch den Alkohol leichter geworden, das Heinerle-Lied auszuhalten? Schwerer?
    Janka hatte durch die Spalten der Bretter geguckt, und den Jungen gesehen, der so tapfer versuchte, größer und stärker zu sein, um die Arbeit auszuhalten, und der allabendlich klein und niedlich werden musste, um das Lied zu singen.
    Für diesen entsetzlichen Menschen, der danach über Janka, die kaum siebzehnjährige Polin, herfallen würde.
    Mutterl, ich möcht’ recht viel Geld dir geb’n.
    Heinerle, Heinerle, bitt’ schön, bitt’.
    Jana Tempel hatte dem Doorman schon ein Zeichen gegeben. Doch sie kehrte um. Setzte sich in die Halle und bestellte einen Cognac.
    Die sentimental

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