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Tod einer jungen Frau

Tod einer jungen Frau

Titel: Tod einer jungen Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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barsch
und ungeduldig.
    »Ich möchte gern Mr. Taggart sprechen«, sagte ich. »Mein Name ist Holman .«
    »Mr. Taggart empfängt niemand, der ihn sprechen möchte«, sagte die Stimme barsch. »Wenn Mr. Taggart jemand sprechen möchte, ruft er an und trifft eine
Verabredung .«
    »Meinen Sie, er durchbricht
diese Regel nie ?« sagte ich vorsichtig. »Nicht einmal,
um über seinen Sohn zu sprechen ?«
    »Über wen?«
    »Über Steve Taggart ,
seinen Sohn.«
    »Warten Sie hier .«
    Die Tür schloß sich vor meiner
Nase und blieb eine ganze Weile zu. Dann wurde sie wieder spaltbreit geöffnet.
    »Wie heißen Sie noch ?« bellte die Stimme.
    » Holman .«
    » Holman was?«
    Ich biß die Zähne zusammen.
»Rick Holman .«
    »Was wollen Sie Mr. Taggart wegen seines Sohnes mitteilen ?«
    »Das werde ich Mr. Taggart sagen«, knurrte ich.
    »Warten Sie hier .« Die Tür schlug erneut vor meiner Nase zu.
    Diesmal schien das Warten eine
Ewigkeit zu dauern, wahrscheinlich insgesamt fünf Minuten. Dann wurde die Tür
weit geöffnet, und ich sah den Besitzer der Stimme. Ein kleiner, schlanker
Bursche mit einem Gesicht, das einem im Alptraum wieder erscheinen konnte. Er
war völlig kahlköpfig, so daß die zerknitterte graue Haut sich ohne
Unterbrechung vom Hals übers Gesicht bis zur Mitte seines Schädels erstreckte.
Die verschleierten, sumpffarbenen Augen, die mich
ohne zu blinzeln anstarrten, verstärkten noch den entnervenden Eindruck eines
Reptils.
    »Kommen Sie herein«, sagte er.
    Ich trat drei Schritte weit in
die Suite und ein Pistolenlauf bohrte sich heftig in mein Rückgrat.
    »Reine Routine, Freund«, sagte
eine milde Stimme in mein Ohr. »Heben Sie die Hände, während Mr. Tabal untersucht, ob Sie nicht irgendwelche unwillkommene
Geschenke bei sich tragen .«
    Ich hielt die Arme über den
Kopf, während mich der kleine Bursche mit einer fachmännischen Gründlichkeit
untersuchte, der auch eine hinten in den Schuh geschobene Rasierklinge nicht
entgangen wäre.
    »Er ist okay .« Tabals Stimme klang enttäuscht.
    Der Pistolenlauf wurde von
meinem Rücken entfernt und ich senkte die Arme, während der Bursche, der Tysoe sein mußte, in mein Blickfeld trat. Er war wesentlich
größer als ich, ungefähr fünfundvierzig Pfund schwerer, schätzte ich. Er war
das Urbild des vergnügten, fetten Mannes mit den liebenswerten Hängebacken und
dem gutgelaunten Lächeln, der allgemeines Wohlwollen ausstrahlte. Nur seine
Augen paßten nicht recht dazu. Sein Kollege hatte die
Augen einer Schlange, die jede Bewegung des Gegners beobachtete, jederzeit ttereit , auf ihn loszufahren. Tysoes Augen waren so hellblau, daß sie beinahe farblos wirkten, und sie hatten
überhaupt keinen Ausdruck. Sie blickten durchaus dahin, wohin sie blicken
wollten, sie bewegten sich gänzlich normal in ihren Höhlen, aber irgendwie
hatte man das Gefühl, daß das Gehirn des Mannes sich gar nicht der Mühe
unterzog, die auf der Netzhaut festgehaltenen Bilder zu registrieren. Oder
zumindest nur selten. Tysoe schien sozusagen in sich
selbst zu leben, in einer gespenstischen, eigenen Welt, und ich hatte den
Eindruck, daß er, falls sich ihm jemand in den Weg stellte, den Betreffenden
zusammentrampelte wie ein Elefantenbulle, mit solchem Vertrauen in seine
eigenen Kräfte, daß er noch nicht einmal hinunterblicken würde, um zu sehen,
welche Farbe das Blut hätte, das zwischen seinen Zehen hervorquillt.
    »Mr. Taggart frühstückt im Schlafzimmer«, sagte Tysoe mit seiner
milden, freundlich klingenden Stimme. »Er würde Sie gern empfangen .«
    Sie blieben beide genau einen
Schritt hinter mir, als ich ins Schlafzimmer trat. Taggart war ein großer, hagerer Mann von Ende fünfzig, mit dünnem, grauem Haar und
einem mageren, asketisch wirkenden Gesicht. Er goß sich soeben Kaffee ein,
fügte etwas Sahne und zwei Löffel voll Zucker hinzu und blickte mich dann über
die randlose Brille weg an.
    »Sie wollen mich wegen meines
Sohnes sprechen ?« Seine Stimme hatte den trockenen,
irritierenden Klang zweier Schmirgelpapierblätter, die gegeneinander gerieben
werden.
    »Das Ganze ist eine Frage der
Beziehungen, Mr. Taggart «, sagte ich. »Die Person,
mit der ich hauptsächlich befaßt bin, hatte eine enge
Beziehung zu demselben Mädchen, zu dem kurz zuvor Ihr Sohn eine enge Beziehung
hatte .«
    »Ergibt das irgendeinen Sinn, Tabal ?« fragte Taggart .
    »Ich habe ihn nach den ersten
drei Worten nicht mehr verstanden«, sagte der kleine Bursche.
    » Tysoe ?«
    »Ich

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