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Tod einer jungen Frau

Tod einer jungen Frau

Titel: Tod einer jungen Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Cellophanhülle von
einer langen, schwarzen Zigarre. Der kleine Bursche kam gerade zurecht, um ein
Streichholz für ihn anzuzünden und dann einen Sessel im richtigen Winkel
heranzuziehen, so daß Taggart sich mir gegenüber
setzen konnte. Schließlich stellte er noch einen Aschenbecher auf den Boden,
und zwar genau unter das glühende Ende der Zigarre, die sein Boß in der rechten
Hand hielt. Wenn es außerhalb dieser Luxussuite noch eine reale Welt gab, so
entschwand sie schnell meinem Gedächtnis. Der Türrahmen wurde vorübergehend von
dem munteren, fetten Riesen ausgefüllt, der das Zimmer wieder betrat.
    »Na?« Taggarts Stimme klang noch nicht einmal milde interessiert.
    » Holman ist okay«, sagte Tysoe . »Er arbeitet in Los Angeles
und hat einen guten Ruf bei den Filmleuten. Der >Große Boß< kennt ihn
seit rund acht Jahren und sagt, er bürge persönlich für seine Integrität: Zum
Beweis dafür hat er gesagt, Holman sei zuerst zu ihm
gekommen, um Sie zu finden, Mr. Taggart , und der
>Große Boß< hatte genügend Vertrauen zu ihm, um ihm Ihre Adresse
mitzuteilen. Er sagt, er habe ihm kein Empfehlungsschreiben mitgegeben, um Sie
nicht moralisch zu verpflichten, jemand zu empfangen, den Sie nicht zu sehen
wünschten .«
    »Offenbar hat unser
Urteilsvermögen versagt«, bemerkte Taggart . »Holen
Sie Mr. Holman einen Stuhl .«
    Tysoe schob prompt einen Stuhl so
heftig gegen meine Kniekehlen, daß ich mich schlagartig hinsetzte. Tabals verrunzelte graue Hand stellte einen Aschenbecher
unmittelbar unter meine Finger, welche die Zigarette hielten, auf den Boden,
und das war der letzte Beweis dafür, daß wir die einzigen vier Männer waren,
die noch auf der Welt existierten. Ich zog diesen Gedanken bei weitem der
Alternative vor, daß die drei anderen schlicht Irre seien.
    »Ich erinnere mich an den Namen
Janie Durand sehr gut«, sagte Taggart im Ton der
Unterhaltung. »Mein Sohn erwähnte sie über einen beachtlichen Zeitraum sehr
häufig in seinen Briefen. Er war völlig vernarrt in sie, wie Sie schon sagten,
und folgte ihr nach England, als sie mit ihrem Bruder dorthin reiste .« Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Und schließlich hat
sie einen anderen geheiratet! Nun ja, Steve mußte eben lernen, die
Enttäuschungen im Dasein genauso hinzunehmen wie die Triumphe — genau wie wir
anderen alle auch .«
    »Wie die Achtzehntausend, die gestern nacht im Roulette verschwunden sind«, murmelte Tabal und wurde sofort vom unheildrohenden Blick seines
Bosses aufgespießt.
    »Und wie hieß doch noch gleich
der glückliche junge Mann, der schließlich die kleine Durand geheiratet hat ?« fragte Taggart milde.
    Niemand sah besonders
interessiert drein und niemand hielt den Atem an, während er auf meine Antwort
wartete. Aber ich spürte die wachsende innere Spannung, erwartungsvoll am
Anfang, dann jedoch, als ich mir Zeit mit der Antwort ließ, gehässig.
    »Nennen wir ihn mal für den
Augenblick Smith«, sagte ich, um einen leichten Ton bemüht, und die Worte kamen
heraus, als würde ihnen unmittelbar die erste Schaufel voll Erde auf den
Sargdeckel folgen.
    »Smith?« Tabals Stimme krächzte förmlich vor Hohn. »Was ist er denn, irgendein berühmter
Sexualverbrecher, da Sie nicht einmal privat seinen Namen nennen ?«
    »>Für den Augenblick< hat
Mr. Holman gesagt, erinnern Sie sich ?« sagte Taggart geschmeidig.
»Warum also lassen wir ihn den Mann nicht — für den Augenblick — Smith nennen ?«
    »Die beiden heirateten in
England«, fuhr ich fort, bemüht deutlich zu sprechen. »Ungefähr zu diesem
Zeitpunkt verschwand Ihr Sohn von der Bildfläche .«
    »Von der Bildfläche des
Mädchens, meinen Sie ?« Taggart beobachtete mich aufmerksam über den Rand seiner Brille weg.
    »Ganz recht«, pflichtete ich
bei. »Kurze Zeit später kam sie bei einem Autounfall um .«
    »Sehr traurig. In der Blüte
ihrer jungen Jahre.« Taggart schürzte für einen
nachdenklichen Augenblick die Lippen. »Was war mit Smith? War er in diesen
Unfall verwickelt ?«
    »Er war zusammen mit ihr im
Wagen — «
    »Aber er hatte Glück, was ?« In Tysoes Stimme lag ein hoffnungsvoller
Unterton, der wie der Ton eines Kindes klang, das laut eine Geschichte gelesen hat und nicht möchte, daß darin zwei seiner Helden umkommen.
»Ich meine«, fuhr er besorgt fort, »er ist doch nicht auch dabei umgekommen ?« Ich wiederholte die ganze Schilderung des Unfalls, so wie
ich sie zuvor von Durand gehört hatte, Einzelheit um Einzelheit. Die

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