Tod einer Queen
geführt haben. Ich verstehe nicht, warum Sie so lange gewartet haben… Er hat nicht zufällig die Angewohnheit, in gewissen Abständen zu verschwinden? «
»Ich… ähm, es ist schon vorgekommen.« Die Frau errötete, aber ihre Augen blieben kühl und entschlossen. Der Wachtmeister war froh, daß sie nicht seine Schwiegermutter war. Dieser Gedanke brachte ihn auf die Frage: »Was sagt denn Ihre Schwiegertochter dazu? Sie haben sich doch mit ihr besprochen, oder? «
»Selbstverständlich. «
»Und? «
»Er ist noch nie so lange weggewesen, nie länger als drei, vier Tage. Dieses Mal ist es anders, zumindest darin sind wir uns einig. «
»In allem anderen aber nicht, hm? «
»Das habe ich nicht gesagt. «
»Nein, nein… Ich hatte nur den Eindruck, daß Sie über die Ehe Ihres Sohnes nicht allzu glücklich sind… Wie alt war er, als er heiratete? «
»Siebenunddreißig. Ihr Eindruck ist völlig falsch. Ich habe die Ehe nicht nur gebilligt, sondern auch arrangiert. «
»Oh.« Der Wachtmeister sah sie mit ausdruckslosen Augen an. »Ich hätte nicht gedacht, daß es arrangierte Ehen noch gibt. «
»Natürlich nicht. Sagen wir so: Ich habe meinem Sohn nach Kräften zugeredet zu heiraten. Meine Schwiegertochter arbeitete schon als Designerin bei uns. Ich dachte, sie würde ihm eine gute Frau sein. «
»Haben Sie Ihre Meinung seitdem geändert? «
Sie schien genau nachzudenken, bevor sie antwortete .
»Nein«, sagte sie schließlich, »sie arbeitet fleißig und ist eine gute Hausfrau. Trotzdem sollte ihr klar sein, daß ein Mann, der erst mit Ende Dreißig heiratet, in seinem Lebensstil ziemlich festgelegt ist… Und außerdem kommt sie aus Finnland. Die Menschen dort sind anders als wir. «
»Sie spielen vermutlich auf seine Drei-Tage-Touren an«, sagte der Wachtmeister sanft. »Sie können kaum verlangen, daß sie damit einverstanden ist. Wo war er denn immer? «
»Ich weiß nicht. Es ist nicht meine Aufgabe, meine Nase in sein Privatleben zu stecken. «
»Obwohl Sie einander doch nahestehen? «
Sie preßte die Lippen aufeinander und schwieg .
»Sie müssen doch eine Ahnung haben«, sagte er, »selbst wenn Sie nicht sicher sind. Gibt es eine andere Frau? «
»Ganz bestimmt nicht. Für derlei Geschichten hat er nie etwas übrig gehabt. «
»Aha. Aber er muß irgendwo schlafen, wenn er unterwegs ist. Hat er irgendwo eine Wohnung, ein Versteck? «
»Nein. Ich hab Ihnen ja gesagt, daß meine Schwiegertochter sämtliche Konten verwaltet. Nicht nur die Geschäftskonten, sondern auch die privaten. Ohne ihr Wissen könnte er solche Summen nicht ausgeben. «
»Hat er einen größeren Geldbetrag mitgenommen? «
»Nein, nichts. Außer natürlich, was in seinem Portemonnaie war. Er hat auch keine Kleider mitgenommen, außer dem, was er auf dem Leibe trug. Das allein reicht doch schon für die Vermutung, daß ihm etwas zugestoßen sein muß. «
Es war alles andere als ausreichend. Er wäre nicht der erste, der wortlos verschwindet und nie wieder auftaucht. Die Welt ist voll von Vagabunden, die genau das getan haben. Doch es wäre grausam, darauf hinzuweisen. Statt dessen fragte der Wachtmeister: »Haben Sie sich bei den Krankenhäusern erkundigt? «
»Nein. Ich bin direkt hierher gefahren. «
»Nach mehr als zwei Wochen. «
»Bei einem Unfall hätte man uns Bescheid gesagt. «
Der Wachtmeister spannte einen Bogen liniertes Papier in seine Schreibmaschine .
»Ich brauche seinen vollständigen Namen, die Adresse und eine Personenbeschreibung. Haben Sie ein Foto von ihm? «
»Nicht dabei. «
»Dann müssen Sie mir eins vorbeibringen. Name und Adresse? «
»Fossi, Carlo Emilio, Via del Fosso 29, Badia a Settimo, Scandicci. «
»Scandicci?« Der Wachtmeister zog das Blatt heraus, knüllte es zusammen und warf es in den Papierkorb. »Signora, Sie hätten nicht hierherkommen sollen. «
»Wie meinen Sie das? Ich habe doch erklärt… «
»Sie müssen sich an die Carabinieri-Wache in Scandicci wenden. Ich kann mich damit nicht befassen, es fällt nicht in meine Zuständigkeit. Gehen Sie mit einem Foto Ihres Sohnes zu der Wache in Ihrem Bezirk, die Kollegen werden eine Suchmeldung veröffentlichen. «
»Und was ist, wenn mein Sohn Scandicci verlassen hat? Welchen Sinn hat es, die Meldung nur dort herauszubringen? «
»Nein, nein, Signora. Die Carabinieri in Scandicci werden die Information an die Quästur hier in Florenz übermitteln, die wird sie in den Computer einspeisen und an das Innenministerium
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