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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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in einem Heim großgeworden. «
    »Du scheinst ja eine Menge über sie zu wissen. «
    Teresa sah ein wenig verlegen aus, wie immer, wenn sie jemandem heimlich geholfen hatte .
    »Ich habe ihr öfter mal Kleidungsstücke von unseren Jungen geschenkt. «
    »Hmm. Also, was wollte sie denn? «
    »Ich hab doch schon gesagt, sie macht sich Sorgen wegen Enrico, das ist ihr Ältester. Anscheinend ist er hier in Florenz. Er muß etwa neunzehn sein. Sie sagt, daß er vor fast zwei Jahren heraufgekommen ist und einen Job in einer Bar gefunden hat. «
    »Na, war bestimmt ganz gut, daß er weggegangen ist. «
    »Er hat ihr Geld geschickt, nicht regelmäßig, aber immer mal zwischendurch, doch seit Weihnachten hat sie ihn nicht mehr gesehen. «
    »Und was hat das alles mit mir zu tun? «
    »Sie dachte, du könntest vielleicht… «
    »Wenn sie wissen will, ob er sitzt, dann kann ich das herausfinden, aber wenn sie eine Vermißtenanzeige aufgeben will, dann muß sie es da unten machen. «
    »Das habe ich ihr auch gesagt. «
    »Ach? «
    »Die Sache ist die: Als er Weihnachten das letzte Mal zu Hause war, trug er einen Gipsverband. Offenbar hatte er sich bei einem Verkehrsunfall drei Rippen gebrochen. Seitdem hat sie ihn nicht mehr gesehen. Er hat ein-, zweimal geschrieben und etwas Geld überwiesen, aber sie hat ihn zu den Sommerferien erwartet, und er ist nicht aufgetaucht. Was also, wenn er krank ist? Vielleicht braucht er Hilfe. «
    »Sie hat ihm nie groß geholfen, als er noch zu Hause wohnte. Es ist wohl eher so, daß sie sein Geld braucht, und jetzt kriegt sie nichts mehr von ihm. «
    »Sie ist doch aber seine Mutter, Salva! «
    »Na gut, na gut. Ich erkundige mich bei den Gefängnissen und Krankenhäusern. Falls er aber beschlossen hat, daß er mit seiner Familie nichts mehr zu tun haben will – er ist über achtzehn, und in dem Fall kann ich nichts machen… Warum ist er eigentlich nicht bei der Armee? «
    »Ich weiß nicht, vielleicht wollten sie ihn nicht haben. Er war immer ein zarter Junge, der es auf der Brust hatte. Wirst du dein möglichstes tun? «
    »Ich hab’s doch gesagt. «
    »Schließlich, wenn er in einer Bar arbeitet… «
    »Ich kann nicht jede Bar in Florenz überprüfen. «
    »Natürlich nicht. Ich werde nur einfach den Gedanken nicht los… «
    »Welchen Gedanken? «
    »Wenn er unser Sohn wäre… und er verschwindet einfach so in einer fremden Stadt, wie es uns dann ginge… «
    »Na schön«, sagte er etwas freundlicher. »Ich sehe zu, was ich herausfinden kann. «
    »Vielleicht hätte ich dir erst morgen davon erzählen sollen. Du hast einen langen Tag gehabt, und ein verlorengegangenes Kind reicht schon. Ich muß sagen, sie hat mich auf den Gedanken gebracht, wie schön es wäre, wenn wir eine kleine Tochter hätten – obwohl sie ja wirklich ein kleiner Wirbelwind war. Die Mutter schien ihr überhaupt nicht gewachsen zu sein. ›Fettklops‹! «
    »Wie bitte? «
    »So hat sie dich genannt. «
    »Hmm. «
    »So schönes Haar! «
    »Sie war auch nicht das einzige. Ich meine, das einzige verlorene Kind. Heute war eine Frau bei mir, die nach ihrem fünfundvierzigjährigen Sohn suchte. Unangenehme Person. Wenn ihr Sohn so ist wie sie… Na ja…« Er erhob sich und stellte den Ton wieder lauter, um die Spätnachrichten zu hören. »Es gibt die verrücktesten Leute auf der Welt… «
    Bald sollte ihm klarwerden, wie recht er damit hatte .
    2
    Er stand mit dem Rücken an einer niedrigen Steinmauer und betrachtete das Bild, das sich ihm von dort oben aus bot. Die Grasböschung, übersät mit Müll, der verbotenerweise dort abgeladen wurde, ging in einen Olivenhain über, und noch weiter unten erstreckte sich über die ganze Breite des Arnotals das rote Dächermeer der Stadt, aus dessen Mitte die Kuppel und der Glockenturm des Doms herausragten. Im Fluß spiegelte sich eine blutrot untergehende Herbstsonne. Hätte er seine Sonnenbrille abgesetzt, wäre ihm der Himmel heller und weniger drohend erschienen, aber Wachtmeister Guarnaccia nahm seine Brille immer erst nach Sonnenuntergang ab, weil seine Augen bei Sonnenlicht stark tränten. So stand er da und sah hinunter, eine massige schwarze Gestalt in einem Meer von Grün. Er war hungrig, aber Bruno hatte seinen Fund kurz vor dem Mittagessen gemacht, und sie konnten froh sein, wenn sie den Rest vor Feierabend entdecken würden .
    Bruno war, anders als der Wachtmeister, nie einen Moment ruhig. Gestikulierend und rufend lief er von dem orange und grün

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