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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Er hat mich zurück zu meinem Platz in die Cascine gebracht und ist weggefahren. «
    »Weißt du, wohin? «
    »Nach Hause. Er hat gesagt, nach Hause, er wollte zu seinem Töchterchen. Das war das letzte, was ich von ihm gesehen habe. Sie verschwenden Ihre Zeit, wissen Sie. Ich komme hier nicht raus… mir ist inzwischen alles egal. Wenn ich bloß schlafen könnte… Tun Sie mir einen Gefallen? «
    »Wenn ich kann. «
    »In meiner Handtasche dort auf dem Boden müssen irgendwo zwei Rezepte stecken. Ich weiß nicht, wen ich sonst bitten könnte. «
    Der Wachtmeister fand sie und steckte sie in seine Jackentasche .
    »Ich will einfach nur schlafen… «
    Draußen regnete es noch immer. Nach der Hitze im Keller fror der Wachtmeister ein wenig in seinen feuchten Sachen. Er schlug den Kragen hoch, der sich aber naß und hart anfühlte. Nachdem er den Fluß überquert hatte, mußte er in der Bar an der Piazza San Felice eine Weile warten, bis die Apotheke nebenan aufmachen würde. Zufällig betrat dann auch der Apotheker, ein gutaussehender, lebhafter und fröhlicher Mann, die Bar, um vor der Arbeit noch einen Kaffee zu trinken .
    »Tag, Herr Wachtmeister! Sie sehen so aus, als warten Sie auf mich. Was haben Sie denn mit Ihrem Gesicht gemacht? «
    »Ich…? Ach nichts. Ich hab aber tatsächlich auf Sie gewartet. «
    »Wenn es dringend ist… «
    »Nein. Trinken Sie nur Ihren Kaffee. «
    »Na schön. Darf ich Sie zu etwas einladen? «
    »Ich hab schon bestellt. «
    Sie tranken aus und gingen zusammen nach nebenan. Der Wachtmeister holte die beiden Rezepte heraus, und der Apotheker verschwand im Hinterzimmer. Mit einem verwirrten Blick auf die Schachteln kam er zurück .
    »Was wollen Sie denn mit dem Zeug? «
    »Ich weiß gar nicht, was es ist. «
    »Das hier sind Schlaftabletten. Aber das andere ist ein Hormon, das gewöhnlich Frauen verschrieben wird, bei denen das Risiko einer Fehlgeburt besteht… «
    »Sie sind nicht für mich. Ich tue jemandem einen Gefallen. «
    »Ach so. Ich hatte mir schon Sorgen wegen Ihrer Frau gemacht. Für Sie achttausendsiebenhundertfünfzig. Hoffentlich hört dieser Regen bald auf. «
    Der Wachtmeister trat hinaus und ging, obwohl es schüttete, langsam über die Piazza Pitti. Er würde gerade rechtzeitig eintreffen und um fünf an seinem Schreibtisch sitzen. Auf der Straße war schon dichter Verkehr, der sich langsam durch den Regen schob. Die meisten Autos fuhren mit Licht .
    »Herr Wachtmeister! «
    Er blieb stehen und sah sich um .
    »Herr Wachtmeister! Hier bin ich!« Er entdeckte eine alte Frau aus dem Viertel, die er recht gut kannte. Sie winkte ihm von der anderen Seite des Platzes aus heftig zu. Er zwängte sich an den mehr oder weniger stehenden Autos vorbei und ging ihr entgegen. Die Frau war sehr klein und trug einen Mantel, der ihr fast bis zu den Füßen reichte .
    »Sie müssen mir helfen!« sagte sie, »ich schaff’s nicht allein. Schauen Sie!« Sie standen vor einem Reisebüro. Der Laden hatte zwei Schaufenster und dazwischen die Tür, vor der der übliche Metallrolladen heruntergelassen war. Der untere Teil des Rolladens bestand aus festen Metallstäben, während der obere Teil eine Art Gitter war. Hinter dem Rolladen saß eine orange-weiße Katze und sah sehnsüchtig zu ihnen hoch. Neben ihr auf der Erde lag ein Stück Einwickelpapier mit etwas Hackfleisch darauf .
    »Armes kleines Ding! Armes Kätzchen!« rief Pierina und schob eine nasse und zerkratzte Hand durch das Gitter. Die Katze lief vor, schnupperte neugierig daran und schnurrte .
    »Sehen Sie? Sie will, daß ich ihr helfe, aber ich schaff’s nicht. «
    »Aber dort drin ist es trocken, und um fünf machen sie doch bestimmt auf! «
    »Nein, nein. Es ist nicht ihre Katze, und außerdem, haben Sie den Zettel da nicht gesehen? «
    Tatsächlich klebte auf der Glastür hinter dem Gitter, neben all den Kreditkartenzeichen, ein Zettel, auf dem »Wegen Renovierung geschlossen« stand .
    »Irgendwie hat sie es dorthinein geschafft, um nicht naß zu werden, und jetzt kommt sie nicht mehr raus. «
    »Aber sie hat Futter«, sagte der Wachtmeister .
    »Ich hab’s ihr hingeschoben«, sagte Pierina, »aber eine Schale mit Wasser bekomme ich nicht durch, ich hab’s versucht. Wir müssen sie herausholen.« Der Regen floß über ihr bekümmertes Gesicht. Weiß der Himmel, wie lange sie hier schon stand und sich in diesem Wetter abmühte, wo sie eine so kleine, schwache Person war. Der Wachtmeister wußte, daß sie eine schwere

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