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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Bronchitis hatte, und jedes Jahr waren die Nachbarn ganz sicher, daß sie den nächsten Winter nicht überstehen würde, doch sie war auf ihre Weise zäh und kämpferisch. Die Schale, die sie mitgebracht hatte, stand auf der Stufe vor dem Metallgitter, und es regnete hinein .
    »Also«, sagte er, »wenn sie hineingeklettert ist, dann wird sie es auch wieder heraus schaffen.« Er beugte sich herunter und konnte gerade seine breite Hand durch das Gitter schieben. Wieder lief die Katze nach vorn und schnurrte. Er bekam sie am Nacken zu fassen und hob sie bis zur ersten Reihe des Gitters hoch. Ihr Kopf kam durch, weil ihre Schultern aber breiter waren und sie nicht gleichzeitig mit der Hand des Wachtmeisters durch die Ritze paßten, saßen sie fest. Die hin und her schwingende Katze geriet in Panik und kratzte, so daß er sie fallen lassen mußte. Sie setzte sich wieder hin, als ob nichts passiert sei, und schaute zu ihnen hoch. Pierinas Hackfleisch rührte sie nicht an .
    »Sehen Sie«, sagte sie, »genau das ist mir auch passiert. Armes kleines Ding – Sie wollen doch nicht etwa schon gehen?« Sie hatte gesehen, wie der Wachtmeister auf seine Uhr blickte .
    »Nein, nein. Keine Sorge.« Er unternahm einen neuen Versuch, aber kaum war die Katze in dem Spalt eingeklemmt, geriet sie in Panik und wich zurück, so daß er sie wieder fallen lassen mußte. Seine nasse Hand war völlig zerkratzt, aber er gab nicht auf. Etwas mußte ihm heute doch gelingen, einem Geschöpf mußte er doch helfen können, und wenn es noch so geringfügig war .
    »Ich kann ihr nicht helfen, wenn sie nicht mitmacht… sie weicht immer zurück, sobald sie das Gitter spürt. «
    »Sie hat Angst, die Arme! «
    Der Regen trommelte ihnen unablässig auf den Rücken, die Autofahrer bespritzten sie mit schmutzigen Fontänen, während sie nebeneinander knieten und immer wieder einen neuen, erfolglosen Versuch unternahmen. Dennoch lief die orange-weiße Katze jedesmal schnurrend herbei und schnupperte an der Hand, die sich ihr sinnlos entgegenstreckte .
    »Meine Hand ist kleiner«, sagte Pierina, »soll ich es nochmal probieren? «
    »Moment. Wir müssen uns etwas anderes ausdenken… Diesmal packen Sie das Tier unter den Vorderbeinen, verstehen Sie, und ich werde mit der Hand durch die nächste Ritze greifen und versuchen, sie von hinten rauszuschieben… Haben Sie sie? Gut so, ziehen! «
    Es klappte. Alle drei freuten sich. Pierina drückte das laut schnurrende Geschöpf eng an ihren nassen Mantel .
    »Na also! Jetzt bist du in Sicherheit. Ich würde dich ja so gern mit nach Hause nehmen, aber mein Robbi würde dich verjagen.« Sie sah zum Wachtmeister hoch und sagte: »Ich bringe sie lieber in den Boboli zurück. «
    »Ist sie von dort?« Im Boboli-Garten hinter dem Palazzo Pitti wimmelte es von Katzen, die hauptsächlich von den Essensresten der Touristen lebten und von der Gutmütigkeit alter Frauen wie Pierina .
    »Ja, sie ist von dort. Armes Tier, mein Mantel macht dich ganz naß, hm? «
    »Ich bringe sie zurück, wenn sie vom Boboli ist«, sagte der Wachtmeister. »Ich gehe jetzt in mein Büro, und Sie sollten nach Hause gehen und sich trockene Sachen anziehen, sonst erkälten Sie sich noch.« Er nahm ihr die schnurrende Katze ab und steckte sie in den Kragenausschnitt seines Uniformmantels, von wo aus sie zufrieden in die regnerische Welt hinausspähte. Pierina nahm ihren Teller und leerte ihn aus. Dann griffen ihre winzigen, dünnen Finger nach der Pranke des Wachtmeisters. »Vielen Dank! «
    Er überquerte die Straße und stieg die Piazza Pitti hoch .
    Als er das steinerne Gewölbe erreicht hatte, spürte er, wie die Wärme des Tiers durch seine dicke Uniform drang. Als er die Treppe hochstieg und die Tür aufschloß, hatte er die Katze aber schon vergessen. Er hatte auch ganz vergessen, daß er nicht in seine Wohnung, sondern direkt in sein Dienstzimmer gehen wollte. Er dachte an Carla und an die arme kleine Muschi, dachte auch, daß er sich ebenfalls trockene Sachen anziehen sollte, denn er war noch nasser gewesen als die alte Pierina. Er war daher etwas überrascht, als Teresa, nachdem sie ihn mit der naheliegenden Bemerkung »Salva! Du bist ja pitschnaß!« empfangen hatte, ihn anstarrte und sagte: »Was hast du denn da? «
    Da entsann er sich wieder. »Eine Katze«, sagte er und sah an sich herunter. Nur der oberste Teil des Köpfchens und die weißen Ohren waren zu sehen. Sie schien eingeschlafen zu sein. Er knöpfte seinen durchnäßten

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