Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
vor dem Regen unter das große Tor zurückgezogen. Vor dem Schalter rechts in der Durchfahrt beugte er sich herunter und sprach durch die Glasscheibe zu dem jungen Beamten, der dort Telefondienst hatte .
    »Ferrini? Bedaure, nein. Ist mit seiner Frau weggegangen – wahrscheinlich irgendwas essen. Um fünf ist er wohl wieder zurück. «
    Natürlich! Es war Mittagszeit. Er hatte es ganz vergessen… »Wollen Sie ihm eine Nachricht hinterlassen? «
    »Nein, nein … «
    Er kehrte nicht um, sondern ging den alten Säulengang hinunter. Der Gedanke an den fröhlichen Ferrini, der mit seiner Frau irgendwo zu Mittag aß, hob seine Stimmung überhaupt nicht, sondern verstärkte seine Niedergeschlagenheit. Am besten wäre es, etwas Sinnvolles zu tun oder zumindest seine Gedanken jemandem zuzuwenden, dem es noch schlechter ging .
    Um diese Tageszeit war es nicht so einfach, jemanden zu finden, der ihn einlassen konnte, doch er gab nicht auf. Peppina lag bäuchlings auf der Pritsche, aber seine Augen waren geöffnet. Seine zerzausten blonden Haare, die an den Wurzeln schon dunkler wurden, klebten ihm verschwitzt an der Stirn. In der heißen kleinen Zelle stank es nach Schweiß und Angst und kaltem Zigarettenrauch. Als der Wachtmeister eintrat, drehte Peppina den Kopf ein wenig zur Seite, richtete sich aber nicht auf. Seine Stimme klang heiser und schwach .
    »Werde ich verlegt? «
    »Weiß nicht. «
    »Warum sind Sie dann hier? «
    Das wußte er ebenfalls nicht, aber er zog den einzigen Stuhl heran, setzte sich und legte seine Mütze auf die Knie. Sein durchnäßter Mantel dampfte .
    »Erzähl mir, was in der Nacht passiert ist. «
    »Ich hab’s Ihnen doch schon erzählt. Allen hab ich’s erzählt. Ich bin müde. «
    »Erzähl’s mir nochmal. «
    »Es gibt nichts zu erzählen. Was wollen Sie von mir?« Er drehte das Gesicht zur Wand .
    »Ich brauche deine Hilfe. «
    Die einzige Reaktion war ein empörtes Brummen .
    »Ich will Nanny finden. «
    Daraufhin drehte er sich wieder um. Auf einen Ellbogen gestützt, richtete er sich auf .
    »Niemand glaubt, daß es Nanny überhaupt gibt. Warum sollten Sie… «
    »Weil ich weiß, daß es ihn gibt. Ich habe ein Foto von ihm gesehen. «
    »Ich weiß nicht, wie er richtig heißt, wenn Sie das meinen. «
    »Das weiß ich doch. Ich werde ihn trotzdem finden. Florenz ist keine so große Stadt, und ich habe ja das Foto. «
    »Er wohnt nicht in Florenz. «
    »Das weißt du? Warum hast du das nicht gesagt? «
    »Weil mich niemand danach gefragt hat! Verdammte Pest, die haben mir doch kein einziges Wort geglaubt. Ist doch wahr! «
    »Beruhige dich. «
    »Mir geht’s schlecht. Ich hab nicht geschlafen. Letzte Nacht hab ich zwei Schlaftabletten genommen, von denen ich nur Alpträume bekommen habe. Ich konnte nicht einschlafen und nicht richtig wach bleiben. Einfach nur Alpträume, stundenlang. Sie können sich nicht vorstellen… «
    »Fang von vorn an und erzähl mir alles noch einmal. «
    »Wenn Sie unbedingt wollen. Ich habe in der Trattoria gegessen – ob die das bestätigen oder nicht, es stimmt… «
    »Schon gut. Weiter. «
    »Ich bin gegen halb zwölf zur Arbeit gegangen. Ich war an meiner üblichen Stelle, wo Sie mich dann mitgenommen haben… «
    »Wie bist du dorthin gekommen? «
    »In den Park? Mit dem Taxi, wie immer. «
    »Dann kann der Taxifahrer das bestätigen. «
    »Ja, wenn er Lust hat, aber was ändert das schon? «
    »Weiter. «
    »Nanny ist aufgekreuzt. Ich weiß nicht, wie spät es war, aber ich war noch nicht lange dort. «
    »Ist er zu Fuß erschienen oder in einem Auto? «
    »In seinem Auto… dann glauben Sie mir also wirklich? «
    »Was ist dann passiert? Was hat er gesagt? «
    »Daß… daß Lulu nach Spanien abgereist ist. Er war stinksauer. Er bat mich, mit ihm in die Wohnung zu fahren. «
    »Wozu? «
    »Was glauben Sie denn, wozu? «
    »Und habt ihr… «
    »Nee. Ich hab Ihnen doch gesagt, er war sauer. Als wir ankamen, sagte er, er wolle bloß reden, mich aber trotzdem bezahlen. Er legte eine Platte auf, und wir tranken was. «
    »Worüber habt ihr geredet? «
    »Über Lulu vor allem. Sie war das größte Miststück aller Zeiten, aber er war immer verrückt nach ihr. «
    »War er sehr erregt? Wirkte er irgendwie merkwürdig? «
    »Nö. Er war ganz ruhig. «
    »Er hat dir erzählt, daß Lulu nach Spanien gereist sei, hat aber keinen erregten Eindruck gemacht? «
    »Warum sollte er? Sie war bloß in die Klinik gefahren, sie würde ja zurückkommen. Ich fand,

Weitere Kostenlose Bücher