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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Charter, als sie wieder in der Küche waren. »Sie sind
     Unternehmer.«
    »Haben die beiden sich jemals nach
The Wake
erkundigt? Oder nach Billy Breakman und Thomas Denton?«, fragte Fletcher.
    »Nein. Warum denn?«
    »Oder nach Thinbeach?«
    »Nie. Warum fragen Sie?«
    »Weil ich sonst keinen Grund sehe, warum sie hier sein sollten.« Fletcher blickte sich in der alten Küche um, musterte die
     vergilbten Fotos und das ganze Durcheinander. »Was treiben die beiden eigentlich den ganzen Tag?«
    »Sie haben Interessen. Sie reparieren einen alten Traktor, den sie von irgendwoher angeschleppt haben.«
    »Einen alten Traktor?«
    »Er steht drüben im Schuppen. Sie verbringen viel Zeit damit.«
    »Und was machen sie abends?«, fragte Sal.
    »Sie haben Besprechungen.«
    »Worüber sprechen sie?«
    »Ich weiß nicht. Ich kann kein Russisch.«
    »Geht es vielleicht um Politik?«
    »Nein, eher um Planung. Sie diskutieren und schauen sich Karten an.«
    »Was für Karten?«
    »Landkarten. Aber ich schnüffele ihnen nicht nach. Sie sind nicht auf nähere Bekanntschaft aus, oder zumindest nicht mit mir.«
    »Aber mit jemand anderem?«
    Charter schaute auf die struppige Wiese hinter dem Haus. »Sie kommen doch zurück, oder? Jesus, Sie haben ja keine Ahnung,
     wie das hier nachts ist, wenn man allein ist. Man kann sehen, wie die Lichter in den Wittris-Zähnen angehen, bis alles hell
     erleuchtet ist. Ohne die Russen bringen diese Wittris-Typen mich um.«
    »Ich werde einen Streifenwagen bitten, bei Ihnen vorbeizuschauen«, sagte Sal.
    Er nickte, Furcht in den Augen.
    »Und mit wem haben die beiden nun Bekanntschaft geschlossen?«, fragte Sal.
     
    Er hieß Larry und wohnte in dem Wohnwagen am oberen Ende der Wiese. Schon seit drei Jahren wohnte er da und arbeitete für
     Peter Charter.
    Warum lebt er denn in einem Wohnwagen?
    Weil er ein Landarbeiter ist. Den will ich nicht bei mir im Haus haben.
    Sie konnten sehen, wie er gerade Wäsche zum Trocknen aufhängte. Als sie sich näherten, nahm er die Hose wieder von der Leine.
    Larry blickte von einem zum anderen.
    »Polizei?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Haarschnitt. Kleidung.«
    Fletcher lächelte. Larry lächelte ebenfalls. Er war ein ausgesprochen kleiner, magerer Mann um die vierzig. Seine Beine steckten
     in hohen Gummistiefeln, die zu groß für ihn wirkten. Er hatte zahllose geplatzte Äderchen im Gesicht und besaß noch immer
     einige Zähne. Wenn Peter Charter einsam war, wie musste das Leben dann erst für diesen Mann aussehen?
    »Womit kann man sich hier so die Zeit vertreiben?«, fragte Fletcher.
    Larry dachte nach. »Angeln.«
    »Und wenn es dunkel ist?«
    »Nachtangeln. Was wollen Sie?«
    »Diese beiden Männer, die da im Haus wohnen.«
    »Das sind meine Freunde.«
    Sie waren nicht einfach irgendwelche Freunde – sie waren alles, was er an Freunden hatte.
    »Reden Sie oft mit ihnen?«
    »Manchmal. Sie war’n beim Militär. Machen Sachen, die man heute nicht mehr macht.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Wie zum Beispiel nachts rausgehen.«
    »Wohin? Zum Angeln?«
    Larry schüttelte den Kopf. Sein Blick wanderte immer wieder zu Sal hinüber. Misstrauen und der Wunsch, ihr zu imponieren,
     kämpften miteinander.
    »Sie wandern querfeldein. Die kennen sich aus mit Nachtmärschen.«
    »Waren Sie jemals mit den beiden unterwegs?«
    »Einmal schon.« Larry fing Sals Blick auf. »Wir marschierten stundenlang, die ganze Nacht. Sie sangen Lieder und brachten
     mir russische Wörter bei. Wir tranken Wodka.«
    »Wohin sind Sie gegangen?«
    »Bis zu diesem Dorf da.«
    »Thinbeach?«
    »Keine Ahnung. Hübscher Ort. Die beiden hatten die Landkarten.«
    »Was haben sie da gemacht?«
    »Sie hatten Ferngläser. Haben irgendwas beobachtet. Warum?«
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »Weiß ich nicht. Warum?«
    »Larry«, bemerkte Sal, »Mr Charter hat etwas von einem Traktor gesagt.«
    Larry spuckte aus. »Charter. Der alte Scheißkerl redet zu viel.«
    »Okay. Und wo ist der Traktor?«
     
    Es war Samstag, der elfte Tag. Als Iwan aus der Schule zurückkam, stand er eine Stunde am Küchenfenster und starrte nach draußen,
     und von seinem Atem taute die Eisschicht auf der Scheibe auf, bis er seinen Namen hineinschreiben konnte. Um zwei aß er einen
     Teller Suppe, noch immer am Fenster stehend. Gegen drei wurde es dunkel. Dann sah er ihn: einen schwarzen Schatten, der langsam
     über die Straße auf den Wohnblock zurollte. Es war die Sil-Limousine.
    Sein Herz hämmerte und er wischte seinen

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