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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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weiß. Ich habe nie mit ihm gesprochen und ihn nur mit dem
     Fernglas beobachtet, aber ich kenne ihn inzwischen besser als er sich selbst. Ihr werdet schon sehen, was ich meine.
    Gleich darauf hob er erneut das Fernglas und beobachtete Peter Charter, der aus der Tür des Farmhauses trat, auf einen der
     Traktoren beim Tor kletterte und die Schaufel mit dem Nato-Draht nach unten absenkte, um sich dahinter zu verbarrikadieren.
    Und dir viel Glück, Peter Charter. Ja, du warst ein Niemand, genau wie sie sagten, aber du warst nun einmal dabei und hast
     auch mitgemacht. Jeder zahlt irgendwann für das, was er getan hat, früher oder später, und jeder auf seine
Weise. Jetzt ist deine Zeit gekommen und du wirst auf deine Weise bezahlen.
    Er stand auf und klopfte sich die Farnsporen von den Beinen. Dann ging er durch das Wäldchen zurück und erfreute sich dabei
     an den Tümpeln von Sonnenlicht auf dem Farn, den flatternden Schmetterlingen und den nickenden Wildblumen auf den Lichtungen.
     Auf der anderen Seite, auf dem Farmweg, erwartete Berlitz ihn im Land Cruiser und ließ den Motor an. Als Iwan einstieg, roch
     er Diesel und Schweiß, genau wie in Armeetagen.
    »Gehen wir?«
    »Dobro.«
    Berlitz drückte sich tief in den Sitz und legte die Finger ums Lenkrad. »Wir werden schießen, ja?«, fragte er.
    »Wahrscheinlich nicht. Ich dachte nur gerade, dass es Zeit wird, diesen Polizisten noch einen kleinen Fingerzeig zu geben,
     warum wir eigentlich hier sind.«
    Iwan drehte sich nach den Zedern um, die vorbeiglitten und hinter ihnen in der Ferne verschwanden. Kurz darauf waren sie auf
     der Landstraße und auf dem Weg zur nächsten Person auf der Liste.
    Mr Thomas Denton. Sie haben auch mitgemacht – und an weit wichtigerer Stelle. Wenn Sie wüssten, was ich mit Ihnen im Sinn
     habe, Mr Denton, würden Sie die Haustür hinter sich zuschlagen und laufen.

Mittwochnachmittag
    Fletcher rief an, um sich zu vergewissern, dass Thomas Denton zu Hause war. Eine Frau nahm ab und erklärte, dass sie ihn gegen
     Mittag von einer Besprechung zurückerwarte. Fletcher bedankte sich und erkundigte sich nach ihrem Namen.
    »Judith Denton.«
    Fletcher sah auf die Wiesen und Felder, die an ihnen vorbeisausten. Dann nahm er das Airwave-Gerät aus dem Handschuhfach und
     öffnete das Wählerverzeichnis.
    Sal warf ihm einen Blick zu. »Was suchst du?«
    »Ich will wissen, wer sonst noch unter dieser Adresse wohnt. Hier: Deep House, Thomas und Judith Denton, sonst keiner.«
    »Dann ist sie also seine Frau. Bin ich nicht eine gute Detektivin?«
    Fletcher nickte. »Brillant. Aber ihre Stimme klang sehr jung.«
     
    Als sie sich Thinbeach näherten, war es beinahe vierzehn Uhr. In der Ferne ragte der halb zerfallene Kirchturm aus Feldern
     heraus, deren Ähren sich neigten, als prüften große Finger ihr Gewicht.
    Sal bog, den Hinweisen des Navigationssystems folgend, in eine schmale Straße ein, die parallel zu den Foliengewächshäusern
     am Dorf vorbei und schließlich in ein Gebiet führte, wo Weiden und Weißdorn zu beiden Seiten ein dichtes Gestrüpp bildeten.
     Zwischen den Zweigen schlangen sich Heckenrosen empor, und hier und da gab eine Lücke, die ein umgestürzterBaum gerissen hatte, den Ausblick auf ein schilfbewachsenes Ufer frei, das sich zu einer tiefdunklen Wasserfläche hinabsenkte.
     Auf einem Straßenschild stand »Thinbeach Fen«.
    »Wir sind da.«
    Sal bog in eine Abzweigung ein, die mit einem Schild gekennzeichnet war: »Deep House.
Privatgelände. Zutritt verboten.«
    Der Weg drang ins Fen vor, eine lange, gewundene Zufahrt entlang des Schilfufers. Fletcher merkte, dass er hier einen großen
     Grundbesitz vor sich hatte, mehr als ein Hektar mitten im Herzen der alten Fens. Dann bogen sie um eine letzte Kurve und fuhren
     auf eine Lichtung.
    »Thomas Dentons Haus unterscheidet sich ziemlich von Peter Charters«, merkte Sal an.
    Das Haus war riesig. Ein vorkragender Rumpf aus Holz und Metall, in dessen Fenstern sich die weißen Wolken spiegelten. Der
     Entwurf stammte unübersehbar von einem talentierten Architekten: Trotz seiner Ausmaße fügte das Haus sich vollkommen in die
     Landschaft ein, wie ein enormes Boot, das mit dem Bug im Uferschilf ruhte.
    Der Zugang erfolgte über eine Holzrampe, die zu einer großen Glastür führte – auch das vermittelte einem das Gefühl, an Bord
     eines Schiffes zu gehen. Die Tür stand halb offen, und als Fletcher vorsichtig hineinspähte und »Hallo?« rief, bat eine Frauenstimme
    

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