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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Spüle. »Eines Morgens tauchen Sie dann gleich zu zweit hier auf. Und was wollen Sie wissen? Sie fragen mich nach der
     verdammten
Wake.«
    »Sie wissen also, worum es sich handelt?«, fragte Sal.
    »Guten Morgen, Mr Charter. Wie können wir Ihnen helfen, sich gegen Einbrüche zu schützen? Nein, kein Wort davon. Einfach nur:
     was ist
The Wake.«
    »Mr Charter«, fragte Fletcher, »kann man auf der Schaukel noch schaukeln?«
     
    Der Rasen war inzwischen eine struppige, von Nesseln durchwucherte Wiese. Das schrille Zirpen einer Heuschrecke übertönte
     das Muhen von der Kuhweide. Mr Charter saß auf dem Schaukelbrett, eine selbstgedrehte Zigarette in der Hand.
    »Also, ich erkläre Ihnen, warum mich das so umhaut, okay?
The Wake
war hier so ein Verein, damals in den Siebzigern, für Leute, die die Geschichte lebendig erhalten wollten.«
    »Welche Geschichte?«
    »Die Geschichte von Thinbeach. Die Eroberung durch die Normannen hauptsächlich. Wir zogen historische Kostüme an, führten
     historische Schlachten auf und hielten Vorträgeüber lokale Traditionen wie die Hochzeit von Thinbeach   – Sie wissen schon, als der normannische Heerführer seine hübsche Frau ertränkte.«
    »Es war also ein historischer Verein«, sagte Fletcher langsam. »Waren Sie ein wichtiges Mitglied?«
    »Tja, jein würde ich sagen. Ich hatte einen alten Kleinbus und habe die Leute immer zu den Aufführungen bei Dorffesten und
     so gefahren. Das waren schöne Zeiten damals.«
    »Erzählen Sie mir von den anderen Mitgliedern.«
    »Es gab viele, mal machten die einen mit, mal andere. Der Vorsitzende war Billy Breakman, und dann Thomas Denton, der hat
     auch viel organisiert.«
    »Und Sie haben die Leute einfach nur zu den Dorffesten gefahren? Sonst nichts?«
    Es schien, als wollte Charter etwas sagen, doch dann zögerte er.
    »Mr Charter?«, hakte Sal nach. »War da sonst noch was?«
    »Nein, mehr nicht. Wo sie hinwollten, da hab ich sie hingefahren.« Er warf seine Selbstgedrehte in die Nesseln. »Jetzt verstehen
     Sie bestimmt, warum ich gelacht hab, oder? All diese Jahre habe ich auf die Polizei gewartet, und dann tauchen Sie beide hier
     auf und fragen mich ausgerechnet danach.«
    »Der Grund dafür, Mr Charter, ist, dass Sie sich möglicherweise in Gefahr befinden.«
    »Ich weiß, dass es hier gefährlich für mich ist. Das sagte ich doch schon. Einbrüche und Vandalismus. Das heißt, nein, es
war
gefährlich. Bis April. Aber inzwischen ist das Problem gelöst.«
    »Ja, mir ist aufgefallen, dass seit April nicht mehr über Ärger bei Ihnen berichtet wurde«, sagte Sal. »Was haben Sie gemacht?
     Einen Sicherheitsdienst engagiert?«
    »Das könnte man so sagen.« Charter lächelte vor sich hin. »Ich habe den besten Schutz, den es gibt. Russische Sicherheitsleute.«
    Fletcher betrachtete die aus den Nesseln aufsteigende Rauchfahne und fragte sich, warum
The Wake
wichtig sein sollte, wenn es sich nur um einen inzwischen aufgelösten historischen Verein handelte. Dann erlosch die Rauchfahne.
    »Was haben Sie gerade gesagt?«
    »Russische Sicherheitsleute. Besser als ihr.«
    Fletcher ließ den Blick zu den blinden Fenstern im ersten Stock hinaufwandern, dann zur Kuhweide, dem alten Wohnwagen und
     dem Wäldchen, das den Hang dahinter bedeckte.
    »Sie könnten sich in Gefahr befinden, Mr Charter. Möglicherweise hat ein Russe es auf Sie abgesehen, wohl ein ehemaliger Soldat
     mit . . .«
    »Einer Narbe unter dem Kinn? Das ist Iwan.« Die Heuschrecke verstummte. Charter schaukelte nach hinten und stieß sich dabei
     mit den Füßen ab wie ein kleiner Junge. »Wie könnte Iwan eine Gefahr für mich sein?«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie ihn kennen?«
    »Ich will damit sagen, dass er hier wohnt. Seit April, er und Berlitz. Im Moment ist er nicht da, sonst könnten Sie selbst
     mit ihm sprechen.« Charter stoppte die Schaukel ab und blickte von Fletcher zu Sal. »Und jetzt sagen Sie mir, was ist hier
     eigentlich los?«
     
    In die Küche zurückgekehrt, musste Fletcher einen Vortrag über sich ergehen lassen. Es war die Litanei von fallenden Preisen,
     Rinderwahnsinn und Maul- und Klauenseuche. Von dem Druck, der auf einer kleinen, alten Milchfarm lastet, die ringsum von fünfzigmal
     größeren, nach modernsten Methoden anbauenden Superfarmen umgeben ist. Peter Charter fügte noch die undankbaren Kinder hinzu,
     die niemals schrieben, Absenkungen im Erdreich unter dem Farmgebäude, die eine Balkenabstützung der Wände erforderlich

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