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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Wenn Schneidwerk und Dreschtrommel
     arbeiten, ist der Staub so dicht, dass man in der Nähe nicht mehr atmen kann, und die statische Aufladung so groß, dass man
     die Funken springen sieht. Stellen Sie sich vor, Sie würden da hineintreten: Das wäre, als würden Sie auf diesen Planeten
     treten – welcher war es gleich noch mal, Neptun oder Saturn? Sie würden gleichzeitig ersticken, am Stromschlag sterben und
     zerquetscht werden.«
    »Die Venus, soviel ich weiß. Gut, dass Alain sich um Sie kümmert.«
    Crispin lächelte wieder, diesmal anders. »Er ist ein netter Kerl. Sie kennen natürlich seine Geschichte.«
    »Er behauptet, von einem normannischen Heerführer abzustammen.«
    »Von einem normannischen Heerführer?« Crispin blickte kichernd zum Bürofenster auf. »Das glaubt Alain wirklich, er glaubt,
     dass das ganze Dorf von Chretien de Minchin abstammt. Das glauben auch eine Menge andere Leute hier. Aber es gibt da noch
     eine andere Geschichte über Alain – haben Sie die auch gehört?«
    »Erzählen Sie sie mir?«
    »Es heißt, dass Alains Ur-Ur- und noch ein paar Ur-Großvater ein Pferdemetzger aus Antwerpen gewesen sei, der Napoleons Armee
     kurz vor der Schlacht von Waterloo eine Ladung verdorbenes Fleisch geliefert habe. Tatsache ist, dass ein Bataillon französischer
     Elitesoldaten wegen eines Ausbruchs von Ruhr nicht an der Schlacht teilnehmen konnte. Die Briten sollen sich mit einem Beutel
     Sovereigns bei ihm bedankt und ihm hier Unterschlupf gewährt haben. Er änderte seinen Namen zu de Minching, kaufte Blindy
     House und ließ sich hier nieder. Wer weiß?«
    »Aber Alains Stammbaum ist doch in den Kirchenbüchern zu verfolgen, oder?«
    Crispin zuckte die Schultern. »Welche Kirchenbücher? Bis zum Krieg lagerten sie in der Kirche in einer Truhe, zu der nur die
     de Minchings einen Schlüssel besaßen. Doch die Kirche wurde im Krieg bombardiert und alles, was sich darin befand, ging verloren.«
    Fletcher blickte zum Bürofenster auf. »Womit genau verdient er eigentlich seinen Lebensunterhalt? Mir hat er gesagt, dass
     er investiert.«
    »Ja, und zwar in alles Mögliche. Diese Foliengewächshäuser, in denen Erdbeeren angebaut werden – das ist sein Land. Er hat
     Rennpferde in Newmarket und ist Anteilseigner beimBau eines neuen Bootshafens in Cambridge. Durch dieses finanzielle Polster hat er dann genug Zeit, jedes Jahr die Hochzeit
     zu organisieren.« Das schien Crispin an etwas zu erinnern, denn plötzlich verstummte er und lehnte die Stirn gegen die Stahlverkleidung.
     »Mein Gott, ich habe Olga geliebt. Gestern Nacht habe ich überlegt, ob sie vielleicht eine Art Braut von Thinbeach war? Das
     Mädchen, das einen viel älteren Mann heiratet und dabei unglücklich wird?«
    »Sie haben sie nicht im See ertränkt, Crispin.«
    »Nein.« Crispin schloss die Augen und presste das ganze Gesicht gegen die riesige Maschine. »Ich habe ihr alles gegeben.«
     
    Fletcher stand auf dem Damm und blickte über den Thinbeach Pool. Die hoch am Himmel ziehenden Wolken spiegelten sich im Wasser,
     oben flogen ein paar Schwalben vorüber, und die Binsen am Ufersaum standen reglos geneigt in der warmen Sonne.
    Irgendetwas war hier vorgefallen, so viel wusste er. Es stand in Beziehung mit den russischen Niva-Traktoren, Breakman Machinery
     und einem harmlosen historischen Verein namens
The Wake
, dessen Mitglieder in Kettenhemd-Kostümen und Breitschwerter schwingend in den Dörfern aufgetreten waren. Jener Vorfall,
     was auch immer es war, hatte Iwan veranlasst, die beiden ehemaligen
Wake -
Mitglieder Charter und Denton ins Visier zu nehmen. Warum? Und warum prügelte er die Wahrheit nicht einfach aus ihnen heraus?
    Oder wusste Iwan bereits, was damals geschehen war?
    Fletchers Handy piepste und Webley war am Apparat. Die Verbindung brach gleich wieder ab, und Fletcher musste zweimal neu
     wählen, bevor das Gespräch endlich zustande kam. Er lächelte und stellte sich vor, wie Webley mit lang ausgestreckten Armen
     in ihrem kühlen Büro saß. Er dachte an ihr letztes Gespräch zurück, dachte daran, wie er es in der Phantasie weitergeführthatte und dass er ihr gern mehr erzählt hätte. Doch jetzt hatte sie es eilig, und er begriff rasch, warum.
    »Fletcher, hören Sie zu. Ich sehe, dass Sal Moresby mit alten Polizeiakten beschäftigt ist. Die portugiesische Polizei hat
     sich gemeldet – dort hat man nicht das Geringste über Billy Breakman und weiß nur, dass er in einem Golfclub namens Parque
     da

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