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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Schultern und zog ihn an sich, so dass der raue Stoff ihrer Schürze sich
     gegen sein Gesicht presste und Iwan den Geruch von Zigaretten und Zwiebeln einatmete. Der Parteifunktionär bat Iwans Mutter,
     sich an den Tisch zu setzen, und setzte sich dann ebenfalls. Er hatte ein freundliches Gesicht, war aber sehr blass. In seiner
     bleichen Miene brannten die Lippen hochrot.
    Dann begann er zu sprechen.
     
    Fletcher fuhr zur Fen Lodge, um Crispin Breakman aufzusuchen. Keiner hatte irgendetwas Gutes über Crispin zu sagen und seine
     Frau hatte sich gerade umgebracht, doch der junge Breakman konnte ihm als Einziger in ganz Thinbeach die Information geben,
     die er jetzt brauchte. Im Haus herrschteTrauer: Die Vorhänge waren zugezogen, und als die Putzfrau ihm die Tür aufmachte, sah er auf dem Dielentisch Blumen mit Beileidskarten.
    Die Putzfrau erklärte, dass Crispin im Büro sei.
    »Der arme Mann hält es einfach nicht zu Hause aus. Er sagt, er muss arbeiten, um sich abzulenken.«
    Fletcher ging, während sie ihm durch einen Spalt im Vorhang nachspähte.
     
    Bei Breakman Machinery wirkte auf den ersten Blick alles normal. Die Angestellten kamen und gingen und unterhielten sich wie
     immer oder taten bei Fletchers Erscheinen zumindest so. Am Empfang schickte man ihn eine Stahltreppe hinauf zu Crispins Büro.
    Die Jalousien vor den Fenstern waren geschlossen, doch es sickerte so viel Licht herein, dass man einen großen Raum erkennen
     konnte. Staubteilchen schwebten in der Luft und die Wände waren voller Fotos, auf denen Billy Breakman und seine Leute stolz
     vor dem Firmengebäude standen. Außerdem hingen dort mehrere Siegesurkunden, Landkarten von Ostengland und gerahmte Werbeplakate
     für Düngemittel und Ersatzteile. Das Fenster in der gegenüberliegenden Wand gewährte einen Blick in die Ausstellungshalle,
     in der Jake Skerrit gestorben war; von dort leuchteten die bunten Dächer der Traktoren herauf.
    Auf Crispins Mahagonischreibtisch waren einige kleine Modell-Traktoren aufgereiht. Crispin saß dahinter und wirkte sehr mitgenommen:
     zerknittertes Hemd, ungekämmtes Haar und das Gesicht kaum weniger bleich als bei der letzten Begegnung mit Fletcher in der
     Küche von Fen Lodge. Er versuchte offensichtlich, irgendetwas zu tun, um auf andere Gedanken zu kommen: Vor ihm lagen einige
     Unterlagen ausgebreitet, darunter auch Landkarten.
    Das ergab insoweit Sinn, als neben dem Schreibtisch Alainde Minching saß, mit Leinenanzug, weißem Hemd und dunkler Krawatte tadellos gekleidet, und auf der Landkarte Spielmarken herumschob.
     Er stand auf und reichte Fletcher förmlich die Hand, ohne seine eigene Anwesenheit zu erklären. Fletcher sah, dass unten auf
     dem Boden einer der großartigen Hunde ruhte, mit zusammengelegten Pfoten, geschlossenen Augen und in der Hitze hechelnd.
    Crispin bot Fletcher Kaffee von der Heizplatte einer Kaffeemaschine an: rabenschwarz mit regenbogenfarbenen Schlieren auf
     der Oberfläche, wie Maschinenöl.
    »Geht es um Olga?«, fragte Crispin.
    Fletcher setzte sich mit seinem Kaffeebecher. »Nicht unmittelbar. Ich muss mich entschuldigen, dass ich Sie in einer so schwierigen
     Zeit belästige.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Landkarten. »Sie sind noch mit den Vorbereitungen für die Thinbeach-Hochzeit
     beschäftigt?«
    Alain de Minching antwortete.
    »Als ich das über Olga hörte, dachte ich, es würde Crispin vielleicht guttun, von etwas ganz anderem zu reden. Die Organisation
     ist ja nicht einfach – wie Sie wissen, muss das Fest mit der ersten Ernte zusammenfallen, und die kann man nicht immer exakt
     vorhersagen.«
    »Warum fällt das Fest denn mit der Ernte zusammen?«
    Alain geriet in Fahrt. »Das Fest gab es schon, bevor Chretien de Minchin seine Frau im See ertränkte, und vermutlich war es
     ein Ernteritual oder diente zur Abwehr von Unglück. Der Ursprung liegt möglicherweise Jahrtausende zurück und könnte bis in
     die Zeit der ersten Ackerbauern reichen. Denken Sie doch nur, welch uralte Tradition wir fortführen!« Er blickte auf die Karte
     und strich mit dem Finger über das dunkle Oval des Sees.
    Crispin räusperte sich. »Es tut tatsächlich gut, einmal über etwas anderes zu reden. Aber wenn es Ihnen nicht um Olga geht,
     worum dann?«
    Fletcher machte eine kleine Pause. »Es geht um Niva, Stawropol.«
    Alain de Minching blickte erstaunt und Crispin runzelte die Stirn. »Niva? Da gehen Sie aber ziemlich weit zurück. Das war
     einmal eine

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