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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Traktorenmarke.«
    »Würden Sie mir sagen, was Sie darüber wissen?«
    Crispin lehnte sich zurück und betrachtete den Staub, der über dem Schreibtisch im Licht tanzte.
    »Niva war ein Fahrzeughersteller in der Sowjetunion. In den siebziger und achtziger Jahren exportierte das Unternehmen auch
     in den Westen. Ich erinnere mich zum Beispiel an den Niva Cossack, eine Art Geländewagen, den man auch heute noch gelegentlich
     sieht. Vor allen Dingen aber wurden Traktoren exportiert. Sollen ziemlich unberechenbar gewesen sein, sagt man. Ich glaube
     kaum, dass es hier viele davon gab – hab seit Jahren keinen mehr gesehen.«
    »Hatte Breakman Machinery diese Traktoren irgendwann im Sortiment?«
    »Ob wir die verkauft haben? Das müsste nachzuprüfen sein.«
    Crispin trat zu einem Schrank und ging den Inhalt durch, bis er etwas fand, was Fletcher schon einmal gesehen hatte: den Jubiläumskatalog
     von 1980.   Als Crispin ihn aufschlug, blickte ihnen Billy Breakman entgegen. »Ja, wir hatten sie ab 1979 auf Lager. Sehen ziemlich komisch
     aus, die alten Kisten.«
    Fletcher nahm den Katalog und blätterte ihn durch. Auf Seite sieben fand er ein Foto des Traktorentyps, den er in Peter Charters
     Scheune gesehen hatte, und eine Preisliste. Der Niva war der billigste erhältliche Traktor.
    Alains Hund leckte sich die Lefzen und hechelte.
    »Crispin, bitte denken Sie einmal gründlich nach«, sagte Fletcher. »Können Sie sich erinnern, dass Ihr Vater Niva jemals erwähnt
     hat? Oder diese alten Niva-Traktoren oder irgendetwas, was damit in Verbindung stand?«
    »Nein, aber damals war ich noch ein Kind. Meistens war ich im Internat.«
    »Haben Jake Skerrit oder Ron Teversham jemals über Niva geredet?«
    »Jake war ganz allgemein ein Fan von Fahrzeugen und Maschinen. Aber Niva hat er meines Wissens nie erwähnt. Und der alte Ron
     ohnehin nicht. Warum?«
    »Alain, können Sie mit dem Namen Niva irgendetwas anfangen?«
    Alain de Minching schüttelte den Kopf und spreizte die Finger. Unter den weißen Manschetten zeichneten sich die Haare auf
     seinen Handgelenken schwarz ab.
    »Ich bin kein Bauer, Inspector. Traktoren sehen für mich alle gleich aus.«
    Fletcher stellte seine letzte Frage. »Crispin, ich muss nun leider einen schmerzlichen Punkt ansprechen. Sie halten sich sehr
     tapfer. Hat Olga jemals von Niva gesprochen?«
    »Von Niva nicht«, antwortete Crispin. »Aber von Stawropol natürlich schon. Sie kam daher, verstehen Sie. Olga kam aus Stawropol.«
     
    Fletcher stand auf, ging hinaus und rief Sal in der Parkside Police Station an.
    »1979, Sal. Das ist das Jahr, in dem die Traktoren in Thinbeach eintrafen. Geh 1979 durch.«
     
    Fletcher ging mit Crispin nach unten. Der hätte dringend ein Bad gebraucht und bewegte sich mit einer nervösen, ruckhaften
     Energie. Unten beim Empfang sagte Crispin: »Hey, schauen Sie sich das hier mal an. Ist gerade geliefert worden.«
    Sie gingen in die Ausstellungshalle und betrachteten die Maschinen. Wo der Schredder gestanden hatte, war der Betonboden geschrubbt
     worden, doch war dort noch immer ein dunklerer Fleck zu sehen. Alles andere überragend stand nunein riesiger Mähdrescher in der Halle: eine Maschine von den Ausmaßen eines kleinen Hauses, mit außen angebrachten Leitern
     zum Hochklettern und einer Videokamera auf der Einzugswalze des mächtigen Schneidwerks, die der Fahrer brauchte, um vorn überhaupt
     etwas sehen zu können. Crispin trat vor und legte die Hände auf die schimmernden Metallmesser.
    »Ist der nicht großartig? Diese Mähdrescher sind wie Tiere, die nur für eine Woche des Jahres aufwachen. Sie erledigen ihre
     Aufgabe und fallen für die nächsten einundfünfzig Wochen wieder in Schlaf.«
    Die Fahrerkabine war eine getönte, abgerundete Kapsel aus Plexiglas wie bei einem Kampfjet.
    »Wie werden Sie damit fertig, Crispin?«, fragte Fletcher.
    »Ich frage mich ständig, ob es meine Schuld ist.« Crispin betrachtete die riesige Erntemaschine und strich sich das zerzauste
     Haar glatt. Er legte los, offensichtlich verzweifelt um einen Themenwechsel bemüht. »Wenn Sie so ein Monstrum noch nicht in
     Aktion gesehen haben, wissen Sie gar nicht, was eine richtige Maschine ist. Das hier ist das neue Hochgeschwindigkeits-Schneidwerk.
     Es schneidet auf einer Breite von neun Metern alles bis dicht über den Boden sauber ab. Die Staubfahne, die der Mähdrescher
     hinter sich herzieht – die beim Drusch fein zerriebene Spreu – ist eine halbe Meile lang.

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