Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
Vom Netzwerk:
Pinta wohnt. Klingt traumhaft. Aber andererseits haben wir gerade ein Fax aus Moskau bekommen.«
    »Ein Fax.«
    »Genau, ein richtiges altmodisches Fax. Briefkopf mit Adler und allem drum und dran. Ein Polizeikommissar namens Wassili Gartow
     hat es geschickt, von der Abteilung für Verbrechensbekämpfung. Sie sollten es sich auch noch selbst durchlesen, aber der Grundtenor
     ist, dass sich da drüben inzwischen zahlreiche ehemalige Angehörige der Roten Armee als Kriminelle tummeln und dass von diesen
     wiederum sehr viele den Namen Iwan tragen.«
    »Russischer Humor?«
    »Offensichtlich. Aber Kommissar Gartow hat ein Merkmal Ihrer Beschreibung erkannt: die Narbe unterm Kinn. Er hat das Foto
     von einem alten Armeeausweis mitgefaxt. Das Englisch ist nicht ganz leicht verständlich, aber man kann ihm entnehmen, dass
     es sich vermutlich um den notorischen Straftäter Iwan Gorenski handelt, ehemals Stabsfeldwebel einer Eliteeinheit der Zweiten
     Russischen Luftlandedivision. Es klingt so, als wäre die russische Polizei froh, dass er hier bei uns ist und nicht bei ihnen.
     Sie beschreiben ihn als jemanden, der systematisch und phantasievoll vorgeht.«
    »Phantasievoll?«
    »Soll ich Ihnen seine Spezialität nennen? Rache. Wenn er glaubt, dass jemand ihn betrogen oder auch nur beleidigt hat, sucht
     er die schlimmstmögliche Art, sich an dem Betreffenden zu rächen.«
    »Sie meinen, er bringt ihn um?«
    Das ergab noch immer keinen Sinn   – Iwan hatte ja mehr als genug Gelegenheit gehabt, Charter oder Denton zu ermorden. Worauf wartete er noch?
    Der Empfang wurde schlechter und Webleys Stimme klang verzerrt.
    »Nein, er bringt seine Opfer nicht unbedingt um. Er studiert ihr Verhalten, nimmt ihr Leben unter die Lupe und findet die
     denkbar grausamste Art, sie zu quälen. Vielleicht ist das ein Zug der russischen Mentalität, was weiß ich. Also, Gorenski
     findet die schlimmste Angst seines Opfers heraus und peinigt es dann genau damit. Das ist richtig krank. Fletcher?«
    Fletcher beobachtete zwei Schwalben, die zum See hinunterschossen. Er dachte daran, wie Charter ganz allein in seinem Farmhaus
     hockte und sich vor dem Einbruch der Nacht fürchtete – und wie Thomas Denton seiner Tochter übers Haar gestreichelt hatte,
     als wäre das eine uralte Gewohnheit.
    »Fletcher?«
    »Ma’am, ich begreife allmählich, was Gorenski hier macht. Er will sich für irgendetwas rächen. Ich weiß nur nicht, was es
     ist. Ich muss ihn verhören . . .«
    »Moment, Fletcher. Es gibt da einiges in dem Fax, was mich beunruhigt. Wie zum Beispiel die Wörter Stabsfeldwebel, Luftlandedivision
     und so weiter. Es handelt sich hier um bewaffnete Verbrecher, denen man mit Waffengewalt entgegentreten muss.«
    »Sie haben hier noch kein Verbrechen begangen . . .«
    »Verteidigen Sie diese Leute etwa? Illegale Einreise, gefälschte Papiere, illegaler Waffenbesitz. Die alte Raketenbasis ist
     ein Naturschutzgebiet, oder? Haben sie dort vielleicht Fauna und Flora beschädigt? Das könnten wir auch noch auf die Liste
     setzen. Aber vermutlich werden sie ohnehin abgeschoben, falls sie die Festnahme überleben. Ich sage ausdrücklich, falls.«
    Fletcher wusste, worauf sie anspielte. Die Tactical Firearms Unit der ostenglischen Polizei – eine Einheit, die im Gegensatz
     zur normalen Polizei mit Schusswaffen ausgerüstet war – bestand aus einem kleinen, aber extrem motivierten Team, das vom Militär
     ausgebildet wurde. In den letzten Jahren hatte es sich den Spitznamen
Glockenspiel
eingehandelt. Nicht wegen besonderer musikalischer Talente, sondern wegen der 9   mm-Glock-Pistolen, mit denen die Schützen ausgerüstet waren – und weil sie ihre Leistungen ständig an die große Glocke hängten.
     Eine Konfrontation zwischen den bewaffneten Polizisten und den beiden Russen würde kurz und ziemlich spektakulär verlaufen.
    »Nicht das Glockenspiel, bitte«, sagte er. »Iwan Gorenski ist aus einem ganz bestimmten Grund hier, offensichtlich hegt er
     wegen eines Ereignisses in der Vergangenheit irgendeinen Groll gegen Thinbeach. Wir müssen herausfinden, was damals vorgefallen
     ist. Wenn wir Iwan erschießen, verlieren wir den einzigen Punkt, an dem wir ansetzen können.«
    Webley zögerte. »Ich bin einverstanden, dass Sie seinen Aufenthaltsort ermitteln. Aber danach ist das eine Aufgabe für die
     bewaffnete Einheit.«
    »Nur im Notfall, Ma’am. Nicht als Mittel der Wahl.«
    Webley verstummte. Die Verbindung rauschte und um ihn herum zirpten

Weitere Kostenlose Bücher